stadt + werk | Inhalt 8 Politik + Strategie 14 Smart Metering 26 Energie + Effizienz Politik + Strategie Energie + Effizienz 8 10 12 Klimasünder Verkehr Verkehr und Gebäude emittieren zu viel Rechner für Wertschöpfung Das Potenzial erneuerbarer Energien für den ländlichen Raum in Rheinland-Pfalz Im Schulterschluss zum Ziel zeozweifrei Bis zum Jahr 2035 will der Kreis Karlsruhe bilanziell treibhausgasneutral sein Titelthema: Smart Metering 14 16 18 20 22 Netzbetreiber brauchen Planungssicherheit Offene Fragen des Smart Meter Roll-outs Datensparsam vorgehen Smart-Meter-Auswirkungen kompensieren Blaupausen für Smart Metering Marcus Hörhammer (Voltaris) erläutert das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende Versorger unter Druck Herausforderungen rund um das GNDEW Verbindendes Element GWAdriga-Geschäftsführer Michał Sobótka stellt eine neue Plattform für den Verteilnetz- und Messstellenbetrieb vor 24 Mit Lichtimpulsen zu den Werten Infrarot-Lesekopf und Analyse-Software für Messeinrichtungen 26 30 32 34 36 37 38 Standards etablieren Grundlagen der Wärmeplanung Heute fossil, morgen erneuerbar Teil eins einer Serie zur Kraft-Wärme-Kopp- lung in der Wärme planung Hohe Wirkung im Duo KWK und Wärmepumpen Energiewende in der Vertikalen Solaraktive Gebäudefassaden Pioniere für klimafreundliches Bauen Ein Blick in klimaneutrale Quartiere Fossilfreie Fernwärme und mehr Effizienz Gewobag-Geschäftsführerin Kathrin Bratke spricht über die Zukunft im Quartier Innovationswerkbank Quartiersgruppenbezogene Konzepte zur ener- getischen Versorgung von Wohnquartieren 40 Nachhaltige Wärme im Pandion Ville Ressourcenschonend versorgt IT + Technik 42 44 Rechnen im Windrad, heizen mit Daten Der Weg zu klimaneutralen Rechenzentren Schneller dank LoRaWAN Long Range Wide Area Network beschleunigt Digitalisierung der Energiewende 4 stadt + werk | 5/6 2023

stadt + werk | Aktuelles BMWK Habeck legt PV-Strategie vor Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hat auf dem zweiten PV­Gipfel der Bundesregierung Anfang Mai die- ses Jahres eine umfassende Photo- voltaik­Strategie vorgestellt. Damit soll der Ausbau der Solarenergie in Deutschland deutlich beschleunigt werden. Das Papier benennt insge- samt elf Handlungsfelder – von Maßnahmen im Bereich der Ener- giepolitik bis hin zu den Themen Fachkräftesicherung, industrielle Wertschöpfung in Europa und Technologieentwicklung. Habeck erklärte: „Photovoltaik ist eine der günstigsten Energiequellen über- haupt und gehört zu den wichtigs- ten Stromerzeugern der Zukunft. Bis 2030 soll der Anteil der erneu- erbaren Energien am Bruttostrom- verbrauch auf 80 Prozent steigen. Dazu soll die Photovoltaik mit einer instal- lierten Leistung von 215 Giga- watt bis 2030 einen wichtigen Beitrag leisten.“ Die Umsetzung der Strategie beginnt nach Angaben des Bundesministe- riums für Wirt- s c h a f t u n d Klimaschutz (BMWK) unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung. Ein Teil der Maßnahmen werde im Rahmen des Solarpakets I noch vor der Sommerpause im Kabinett be- schlossen. Weitere Maßnahmen, die zum Teil noch umfangreichere Vor- Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat eine umfassende Photovoltaik-Strategie vorgestellt. arbeiten erfordern, sollen in einem zweiten Solarpaket folgen. Auch während der Gesetzgebungsarbei- ten sei das BMWK für Anregungen offen: Die eigens eingerichtete E­Mail­Adresse (pv­strategie@ ■ bmwk.bund.de) bleibt aktiv. Schwerin Entega Geothermieanlage gestartet Die Stadtwerke Schwerin haben ihre erste Geother- mieanlage offiziell in Betrieb genommen. Bundeskanz- ler Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (beide SPD) setzten gemeinsam die Tiefen- pumpe zur Förderung der heißen Sole per Knopfdruck in Gang – eine deutschlandweit einzigartige Anlage in der Kombination von mitteltiefer Geothermie und Wärmepumpen. Künftig sollen 15 Prozent der Fern- wärme in Schwerin klimaschonend aus der erneuer- baren Energie gewonnen werden. Josef Wolf, Ge- schäftsführer der Stadtwerke Schwerin, erklärte: „Nach acht Jahren intensiver Projektarbeit, der Bewältigung vieler neuer Themenfelder und dem Ausräumen von Bedenken sind wir heute am Ziel und können den Bo- denschatz unter unseren Füßen erschließen – und grü- ne Wärme für Schwerin erzeugen. Mit unserer neuen Geothermieanlage haben wir eine Antwort auf die vielfältigen Herausforderungen der Wärmewende ge- funden. Die Planungen für weitere Anlagen laufen ■ bereits.“ 6 stadt + werk | 5/6 2023 Robodog im Kesselhaus Das Darmstädter Energieversorgungsunternehmen Entega hat erstmals einen Roboterhund für Inspektions­ und Wartungsarbeiten genutzt. Der 30 Kilogramm schwere, vierbeinige Industrieroboter ANYmal wurde im Kesselhaus eines Müllheizkraftwerks (MHKW) ein- gesetzt. Er inspizierte die Anlagen, machte Fotos und Tonaufnahmen und las Messgeräte aus. Das Pilot projekt war laut Entega erfolgreich. Nun würden weitere Ein- ■ satzmöglichkeiten für den Roboterhund geprüft. Roboterhund inspiziert Anlagen im MHKW.

Politik + Strategie | ## Politik + Strategie | Emissionsdaten Klimasünder Verkehr Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind im Jahr 2022 leicht um knapp zwei Prozent gesunken. Während der Energiesektor trotz steigender Emissionen seine Ziele erreicht, hinken Verkehr und Gebäude hinterher. Der Expertenrat für Klimafragen hat Mitte April dieses Jahres seinen Prüfbericht zu den Emissionsdaten 2022 vorgelegt. Bis auf einen ge- ringfügigen Korrekturbedarf bei den Emissionen des Verkehrssek- tors findet der Expertenrat keinen Anhaltspunkt, dass das Umweltbun- desamt (UBA) bei der Berechnung der Vorjahresemissionen zu anderen Ergebnissen hätte kommen müssen. Für das Jahr 2022 hat das UBA in der Datengrundlage eine Umstel- lung auf eine stärker modellbasierte Methode vorgenommen, was vom Klimarat­Vorsitzenden Hans­ Martin Henning positiv bewertet wird: „Das Vorgehen deckt sich nun weitgehend mit demjenigen der offiziellen Emissionsbericht­ erstattung an die Vereinten Natio- nen. Dies begrüßen wir.“ Nach den Mitte März vorgelegten Zahlen des Umweltbundesamts sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland im vergangenen Jahr leicht um 1,9 Prozent gesunken. Es wurden rund 746 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen – gut 15 Millionen Tonnen weniger als 2021. Seit 1990 sind die Emissio- nen um 40,4 Prozent gesunken. Nach den Berechnungen des UBA werden damit die Zielwerte des Klimaschutzgesetzes insgesamt eingehalten. Allerdings ist im Energiesektor ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: Er liegt im Jahr 2021 um 10,7 Mil- lionen Tonnen höher bei rund 256 Millionen Tonnen CO2­Äquiva- lenten. Grund dafür ist, dass trotz der Einsparungen beim Erdgas vor allem der vermehrte Einsatz von Stein­ und Braunkohle zur Strom- erzeugung die Emissionen anstei- gen lässt. Die gute Nachricht: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien konnte diese Entwick- lung dämpfen und stieg gegenüber 2021 um neun Prozent, sodass der Energiesektor sein Emissionsziel für 2022 von 257 Millionen Tonnen knapp einhalten kann. Verkehrssektor verfehlt Ziele Die Sektoren Verkehr und Gebäude liegen dagegen erneut über den im Bundes­Klimaschutzgesetz festge- legten jährlichen Emissionsmen- gen. Im Verkehr wurden im Jahr 2022 rund 148 Millionen Tonnen CO2­Äquivalente emittiert. Damit liegen die Treibhausgasemissio- nen dieses Sektors um rund 1,1 Millionen Tonnen (0,7 Prozent) über dem Wert von 2021 und um rund neun Millionen Tonnen über der gesetzlich festgelegten 8 stadt + werk | 5/6 2023

Politik + Strategie | Rheinland-Pfalz Rechner für Wertschöpfung Erneuerbare Energien können insbesondere im ländlichen Raum zur regionalen Wertschöpfung beitragen. Das hat ein Online-Rechner be- stätigt, der im Rahmen einer Masterarbeit an der Ruhr-Uni Bochum in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Rheinland-Pfalz entstanden ist. Demografischer Wandel, Schulden- bremse oder ganz allgemein das Sicherstellen der Daseinsgrundvor- sorge sind Herausforderungen für viele eher ländlich peripher gele- gene Kommunen. Um sie zukunfts- tauglich zu meistern, braucht es so- lide Finanzen. Die Dezentralität der Energiewende bietet die Chance, neue Quellen für regionale Wert- schöpfungseffekte zu erschließen. Dies belegt eine Masterarbeit, die an der Ruhr­Universität Bochum in Zusammenarbeit mit der Energie- agentur Rheinland­Pfalz entstanden ist. Ziel war es, das Wertschöp- fungspotenzial von Windparks und Freiflächen­Photovoltaikanlagen in drei eher ländlich geprägten Kommunen von Rheinland­Pfalz (Kreis Altenkirchen, Kreis Kusel und Rhein­Hunsrück­Kreis) zu ermitteln sowie Handlungsansätze zur Verknüpfung von erneuerba- ren Energien mit dem Themenfeld Daseinsvorsorge zu identifizieren. Im Ergebnis fallen für den Be- trachtungszeitraum 2019 bis 2030 kontinuierlich Wertschöp- fungseffekte an. Ein Beispiel: Im Landkreis Altenkirchen können im Betrachtungsjahr 2030 Wert- schöpfungseffekte in Höhe von circa 1,5 Millionen Euro allein durch die Windenergie erzielt werden. Ein Drittel entsteht dabei durch den Effekt des neuen § 6 EEG 2021, welches die Beteiligung von Standort­ und Nachbarkommunen an den Einnahmen aus Wind­ sowie Solarparks in Höhe von 0,2 Cent je Kilowattstunde (kWh) erlaubt. Im Bereich der Freiflächen­Photovol- taik wären sogar Wertschöpfungs- effekte von über 4,7 Millionen Euro möglich. Diese resultieren aus der höheren Ansässigkeit regionaler Betreibergesellschaften. Potenziale vor Ort Die Berechnungen fußen auf Poten- zialflächen, die mittels Geo­Infor- mationssystemen (GIS) identifiziert werden konnten sowie auf dem Wertschöpfungsrechner, den die Energieagentur Rheinland­Pfalz auf ihrer Website unter www.earlp.de/ owr frei zugänglich bereitstellt. Der Wertschöpfungsrechner unterstützt Kommunen sowie interessierte Der Autor: André Sigge André Sigge hat Stadt- und Regionalentwicklungs- management an der Ruhr-Universität Bochum studiert. Seine Masterarbeit absolvierte er bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH. Aktuell ist er als Projektplaner bei einem international agie- renden Energieunternehmen tätig. Stakeholder dabei, die kommunale Wertschöpfung durch den Ausbau von erneuerbaren Energien zu quantifizieren und bietet so Orien- tierung, welche Wertschöpfungs- potenziale vor Ort genutzt werden können. Der Rechner wurde von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) und dem Institut für ökolo- gische Wirtschaftsforschung (IÖW) entwickelt und im Auftrag und in Kooperation mit der Energieagentur Rheinland­Pfalz aktualisiert sowie für Rheinland­Pfalz spezifisch wei- terentwickelt. Die Potenzialflächenanalyse be- rücksichtigt darüber hinaus die 2022 in Kraft getretenen Änderun- gen für die Mindestabstände bei der Windenergie aus dem Landes- entwicklungsprogramm Rheinland­ Pfalz. Hier zeigt sich, dass in den drei betrachteten Landkreisen weitere Flächen für die Windener- gie vorhanden sind. Mit Blick auf die verbindlichen Flächenziele des Windenergieflächenbedarfsgesetzes (WindBG) dürften sich diese als nützlich erweisen. Für Rheinland­ Pfalz liegen die Flächenziele bis 2032 bei einem Beitragswert von 2,2 Prozent der Landesfläche. Durch Experteninterviews mit Akteuren der Landkreise und der Energiebranche war es möglich, Informationen zur regionalen Einbettung von Flächeneigen- tümern sowie Unternehmen in Windkraft­ und Freiflächen­Photo- voltaikprojekten zu ermitteln und in die Berechnungen des Online­ Wertschöpfungsrechners einfließen zu lassen. So konnten Szenarien gebildet werden, die einen Einblick in das Wertschöpfungspotenzial 10 stadt + werk | 5/6 2023

Politik + Strategie | Kreis Karlsruhe Im Schulterschluss zum Ziel zeozweifrei Der Landkreis Karlsruhe will bis zum Jahr 2035 bilanziell treibhausgas- neutral sein und treibt dafür sein Klimaschutzvorhaben „zeozweifrei 2035“ voran. Im Fokus steht ein Gesamtkonzept für den regionalen Wärmeausbau. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind im Landkreis Karlsruhe spä- testens seit dem Amtsantritt von Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) im Jahr 2007 Chefsache. 2008 nahm die Umwelt- und EnergieAgentur Kreis Karlsruhe (UEA) ihre Arbeit auf und unterstützt seitdem sowohl den Kreis als auch seine 32 Kommunen bei der Ein- führung und konsequenten Umsetzung unterschied- licher Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsprozesse. Erste Mammutaufgabe war dabei die Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts. Bereits 2014 verabschiedete der Kreistag einstimmig das Klimaschutzkonzept „zeo- zweifrei 2050“ mit dem Ziel, den gesamten Landkreis bis 2050 bilanziell klimaneu- tral zu stellen. Da parallel bereits zahlreiche Maßnah- men entwickelt und um- gesetzt worden waren, die erfreuliche Erfolge zeigten, setzte man sich noch ehrgeizigere Ziele: Seit Mai 2021 visiert man das Jahr 2035 für die Klimaneutralität an. Bei der Fortschreibung des Klima- schutzkonzepts wurde klar, dass die Wende im Wärmesektor nur mit einem den ganzen Landkreis betrachtenden Gesamtkonzept der Umstellung auf erneuerbare Energieträger gelingen kann. Die wichtigste Frage war dabei, wie die vorhandenen Wärmepotenziale 12 stadt + werk | 5/6 2023 des Klimaschutzkonzepts erhoben. Wenig überraschend war, dass die Tiefengeothermie, die aufgrund der günstigen geologischen Verhält- nisse im Kreis Karlsruhe ähnlich umfangreich genutzt werden kann wie etwa im Großraum München, mit Abstand das größte Wärme- potenzial bietet. Aber auch andere erneuerbare Wärmequellen wurden auf Potenzial und Machbarkeit hin geprüft, so etwa Freiflächen- S o l a r t h e r m i e a n l a g e n , Seethermie oder die Nut- zung von Abwärme aus Industrieprozessen oder dem geklärten Abwasser von Kläranlagen. Ebenfalls untersucht wurden der Ein- satz biogener Abfallstoffe für die Biogaserzeugung und Pyrolyse sowie die Restwärmenutzung aus Abwasser im Kanalsystem. Als im Februar 2022 durch den russischen Einmarsch in die Ukraine die Energie- krise ausgelöst wurde und die Versäumnisse bei der Wärmewende schmerz- haft spürbar wurden, war der Kreis Karlsruhe schon einen Schritt weiter: Bereits im Jahr zuvor hatte der Kreistag die regionale Wärmeausbaustrategie beschlossen und damit den Weg ge- ebnet, technische, organisatorische und rechtliche Rahmenbedingun- gen für den Aufbau eines regiona- len Wärmenetzes zu schaffen. Sobald Ende 2021 der Zuwen- dungsbescheid für das Programm „Klimaschutz mit System“ vorlag, mit dem die regionale Wärmeaus- baustrategie auf den Weg gebracht auf die Kommunen verteilt und auch Städte und Gemeinden mit einem hohen Bedarf zuverlässig mit Wärme aus erneuerbaren Ener- gien versorgt werden können. Und da man in den 32 Kommunen des Landkreises bereits gute Erfahrun- Galerie betrachten gen mit fast 30 Nah- und Fernwär- menetzen gemacht hatte, wagte man einen ambitionierten Gedan- ken: Den regionalen Wärmeausbau mit einem interkommunalen Netz vorantreiben. Im nächsten Schritt wurden die über den ganzen Landkreis sehr ungleich verstreuten Wärmepo- tenziale genauer untersucht. Die Wärmedichten in den Städten und Gemeinden hatte die UEA zuvor bereits im Zuge der Erarbeitung Geothermiepotenziale im Kreis Karlsruhe durch regionales Wärmenetz wirtschaftlich erschließen.

Titelthema | ## Titelthema | Smart Metering Netzbetreiber brauchen Planungssicherheit Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende soll dem Roll-out intelligenter Messsysteme mehr Schub verleihen. Was fehlt, sind konkrete Regelungen zur Refinanzierung des Smart Meter Roll-outs. Kommunale Verteilnetzbetreiber managen täglich 1.700.000 Kilome- ter Stromnetze. Und die Bedeutung der Verteilnetze wächst stetig, da die Zahl von Stromerzeugern und ­abnehmern weiter zunimmt. Stromproduktion und ­nachfra- ge werden also noch volatiler. Die Herausforderungen, die mit dieser zunehmenden Dezentra- lisierung der Energieerzeugung, den Veränderungen in der Ver- brauchsstruktur und den damit einhergehenden Datenmengen auf uns zukommen, lassen sich nur dann bewältigen, wenn intelligente Messsysteme (Smart Meter) in den (Strom­)Verteilnetzen zum Einsatz kommen. Smart Meter stellen für Verbraucher, Netzbetreiber und Der Autor: Ingbert Liebing Ingbert Liebing ist Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Der Verband vertritt über 1.500 Stadtwerke und kom- munalwirtschaftliche Unternehmen in den Berei- chen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Stromerzeuger notwendige Infor- mationen bereit: Über sie können etwa in einem Wohnquartier die Stromerzeugung aus Photovoltaik­ anlagen oder Ladevorgänge von Elektroautos intelligent gesteuert werden, was zur Optimierung der Netzauslastung beiträgt. Mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW), das am 20. April 2023 mit großer Mehrheit im Bundes- tag verabschiedet wurde, will die Bundesregierung den Roll­out von Smart Metern beschleunigen. Insgesamt enthält das Gesetz eine Reihe begrüßenswerter Anpassun- gen, die maßgeblich durch Rück- meldungen der Branche geprägt sind und den Smart Meter Roll­ out in Deutschland voranbringen können. Trotz aller Vorteile und abgesehen von offenen, aber rele- vanten eichrechtlichen Fragen fehlt es weiterhin vor allem an der Pla- 14 stadt + werk | 5/6 2023

Titelthema | Smart Meter Roll-out Datensparsam vorgehen Mit der Installation der Smart Meter und der kontinuierlichen Daten- erhebung entstehen beträchtliche Umweltwirkungen. Da diese nicht vermieden werden können, bedarf es einer effizienten Roll-out-Strategie und -Logistik sowie einer datensparsamen Nutzung der Geräte. Das Ergebnis zeigt, dass ein Smart Meter mit sekündlicher Erfassung einschließlich Geräteerkennung in einem Jahr circa 17 Kilogramm CO₂-Äquivalent (CO₂eq) emittiert. Diese ökologischen Effekte setzen sich folgendermaßen zusammen: Zwei Drittel der Treibhausgas- emissionen entstehen durch den Stromverbrauch bei der Datener- fassung. An zweiter Stelle steht mit ponenten einschließlich Herstel- lung, Transport, Nutzung und Entsorgung. Auch die Erfassung, Übertragung, Verarbeitung und Speicherung der Daten spielen eine Rolle. Die Methode Ökobilanz Ökologische Effekte der sekündlichen Erfassung mit Geräteerkennung. Bild vergrößern erfasst ganzheitlich den vollständi- gen Produktlebenszyklus. Die Ein- gangsdaten dazu hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) aus verschiedenen Studien zusammengetragen. Bewertet wur- de beispielhaft eine datenintensive Anwendung mit sekündlicher Er- fassung. Diese Frequenz ermöglicht es, den Gesamtstromverbrauch auf die Verbräuche einzelner Haus- haltsgeräte aufzuschlüsseln und für die Nutzerinnen und Nutzer darzustellen, die so genannte Ge- räteerkennung. rund 20 Prozent der Lebenszyklus der Messeinrichtung – also deren Herstellung, Lebensdauer und Ent- sorgung. Das Smart Meter Gateway macht mit seinem Lebenszyklus nur drei Prozent der Emissionen aus. In Summe sorgt die technische Aus- stattung des Haushalts mit Smart Metern und deren Stromverbrauch für 90 Prozent der Emissionen. Weitere zwei Prozent entstehen durch die vorzeitige Entsorgung des ausgetauschten Ferraris-Zählers. Nur acht Prozent der Emissionen sind auf die Datenübertragung und insbesondere deren Verarbeitung im Rechenzentrum zurückzuführen. Ein relevanter Anteil ist außerdem mit dem Datentransfer verbunden, während Datenspeicherung, -Back- up und -nutzung im Haushalt nur geringe ökologische Wirkungen Mit dem Beschluss zum Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende hat die Bundesregie- rung Bewegung in den Smart Meter Roll-out gebracht. Dieser ist nach jahrelangem Stillstand angezeigt. Denn der Handlungsdruck wird immer größer, andernfalls könn- te der Ausbau der erneuerbaren Energien ausgebremst werden. Die Smart Meter sind die technische Voraussetzung dafür, dass künftig etwa Wärmepumpen oder Elek- troautos gesteuert werden können, um das Stromnetz stabil zu halten. Aber auch preisvariable Stromtarife könnten damit abgerechnet wer- den, sodass die Preise bei großem Stromangebot niedriger sind als in Zeiten eines geringen Angebots. Mit der Installation der Geräte und der kontinuierlichen Datenerhe- bung entstehen allerdings auch er- hebliche Umweltwirkungen durch die Hardware und die Datenflüsse. Daher ist es eine dringende Auf- gabe, den Roll-out so zu gestalten, dass solche negativen Effekte mög- lichst gering ausfallen. Die ökologischen Auswirkun- gen ergeben sich aus allen für die Funktion eines Smart Meters erforderlichen technischen Kom- Link-Tipp Weitere Informationen sind zu finden unter: ● www.ioew.de/publikation/smart_meter_rollout_die_energie- wende_datensparsam_voranbringen 16 stadt + werk | 5/6 2023

Titelthema | Interview Blaupausen für Smart Metering Die Bundesregierung will den Einbau intelligenter Stromzähler per Gesetz beschleunigen. stadt+werk sprach mit Marcus Hörhammer vom Metering-Spezialisten Voltaris darüber, was der Roll-out-Fahrplan für die Stadtwerke bedeutet. Herr Hörhammer, was kommt durch das Gesetz zum Neustart der Digita- lisierung der Energiewende auf die Stadtwerke im Hinblick auf Smart Metering zu? Das Gesetz wird den Roll­out der intelligenten Messsysteme spürbar beschleunigen. Der agile Roll­out ermöglicht es, dass der Einbau mit den bereits zertifizierten Geräten in den meisten Einbaufällen starten kann. Regulatorische Einschrän- kungen sollen zurückgefahren und Verwaltungs­ und Lieferprozesse vereinfacht werden – zum Beispiel „Das Gesetz wird den Roll-out der intelligenten Messsysteme beschleunigen.“ die sichere Lieferkette der Smart Meter Gateways. An dieser Stelle wird es für die Stadtwerke einfa- cher werden. Das Gesetz enthält auch einen Roll­out­Fahrplan mit verbindlichen Einbauzielen bis zum Jahr 2030. Die Stadtwerke müssen nun also dringend loslegen, um die Einbaufristen einhalten zu können. Als positives Signal sehen wir die angepasste Preisobergrenze von 20 Euro für Einbau und Betrieb der intelligenten Messeinrichtungen, denn diese wird die Akzeptanz und Attraktivität der Messsysteme bei den Kunden deutlich steigern. Was bedeutet das gerade für kleinere und mittlere Stadtwerke? Die wenigsten Stadtwerke werden alle Aufgaben, die sich aus dem Messstellenbetriebsgesetz erge- ben, aus eigener Kraft bewältigen können. Die Gesamtkomplexität der Aufgaben steigt – und auch der Druck, die Prozesse wirtschaftlich umzusetzen. Es ist daher gerade für kleinere und mittlere Stadt- werke sinnvoll, beim intelligenten Messstellenbetrieb mit Partnern zusammenzuarbeiten. Für die Ent- scheidung, welche Leistungen ein Stadtwerk selbst erbringen möchte und welche Aufgaben ausgelagert werden, spielen viele Überlegungen eine Rolle. Wichtig bei einer Ana- lyse der Prozesse und Systeme vor dem Hintergrund der Anforderun- gen ist eine möglichst ganzheitliche und integrierte Systembetrachtung. Komplexität sollte, wo immer mög- lich, reduziert werden. Wie kann Voltaris als Anbieter von Smart-Metering-Lösungen Stadtwer- ke bei der Bewältigung der Gesamt- komplexität unterstützen? Wir kennen die Prozesse des intel- ligenten Messstellenbetriebs natur- gemäß sehr gut und wissen, wo der Schuh drückt. Auf einer vollinteg- rierten Systemlandschaft bieten wir alle Leistungen des klassischen und intelligenten Messstellenbetriebs. Wir können darauf einzelne Mo- dule bis hin zur Komplettlösung entlang der gesamten Prozesskette anbieten – ein Rundum­sorglos­ Paket sozusagen. Für den auto- matisierten Datenaustausch zum ERP­System des Kunden bieten wir auch die Implementierung vollin- tegrierter Schnittstellen an –auf Basis eines bereits erprobten und standardisierten Projektvorgehens. Performante Schnittstellen des Gateway­Administrationssystems von Robotron, mit dem wir arbei- ten, sind bereits für die gängigen ERP­Systeme verfügbar und bei einigen unserer Kunden schon im Produktiveinsatz. Immer mehr Kunden fragen uns derzeit nach einem System für den Messstellen- betrieb selbst, auf dem zum Beispiel auch die Geräteverwaltung und die Marktkommunikation durch- geführt werden. Daher werden wir nun auch diese Leistungen für unsere Stadtwerke­Kunden voll- integriert anbieten. Last but not least kommt unser ausgereifter und bewährter Beschaffungsprozess der Smart Meter Gateways und der zugehörigen Zählertechnik unseren Stadtwerke­Kunden zugu- te. In unserem Webshop sind alle notwendigen Komponenten eines Messsystems als Bundle voreinge- stellt und per Knopfdruck bestell- bar. Ein Stadtwerk, das uns heute beauftragt, bekommt auf Wunsch innerhalb von zwei Wochen erste Anlagen von uns in Betrieb ge- nommen. Welche Rolle spielt die Anwenderge- meinschaft Messsystem von Voltaris beim Smart Meter Roll-out? Unsere Kunden haben durch die Anwendergemeinschaft, in der wir mittlerweile mit über 40 Stadtwerke­Partnern zusammen- arbeiten, einen besonderen Mehr- wert. Gemeinsames Ziel ist es, den Roll­out fristgemäß, optimiert 18 stadt + werk | 5/6 2023

Titelthema | Regulatorik Versorger unter Druck Der Smart Meter Roll-out und die Vorgaben des Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) stellen Energieversor- gungsunternehmen vor Herausforderungen. Etwa hinsichtlich der IT- Umsetzung. Wie kann ein gangbarer Weg aussehen? Der Kabinettsbeschluss zum Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) stellt laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einen „wichtigen Schritt hin zu einem digitalisierten Energiesystem“ dar. Diplomaten würden sagen: Es besteht ein gewisses Delta zwischen dem Optimismus des Ministers und der Komplexität in der Realität. Der Roll-out von intelligenten Mess- systemen werde dank des Gesetzes „systematisiert, beschleunigt und entbürokratisiert“ und die Einfüh- rung dynamischer Tarife beschleu- nigt, so Habeck weiter. Das GNDEW sieht unter ande- rem vor, die 3­Hersteller­Regel zu beenden, definiert Quoten für den Smart Meter Roll­out inklu- sive Fristen bis 2030, beteiligt Netzunternehmen an den Kosten der Einführung, nennt eine Preis­ obergrenze für Haushalte und verpflichtet die Energieversor- gungsunternehmen (EVU) zur Ein- führung dynamischer Stromtarife ab 2025. Zudem führt es die Rolle des Auffangmessstellenbetreibers ein, um sicherzustellen, dass ein einmal begonnener Roll­out fortgesetzt werden kann. Ener- gieversorger müssen daher zahl- reiche Daten vorhalten sowie ein abgestimmtes System aus Smart­ Meter­Gateway­Administrator (SMGWA), Smart Metern und Abrechnungssystemen zur Verfü- gung stellen. Und hier beginnen die Schwierigkeiten. 20 stadt + werk | 5/6 2023 Mangelware, während Dienstleis- ter für einen Roll­out über Monate hinweg ausgebucht sein werden, da der gesamte Markt die gleiche Technik und das gleiche Personal zur gleichen Zeit benötigt. Hinzu kommen durch Krisen und Krieg verursachte Lieferengpässe in der Halbleiterindustrie. Dadurch gera- ten die Hersteller von Smart Meter Gateways unter Druck, die derzeit mit Lieferverzögerungen von bis zu neun Monaten rechnen. Hersteller brauchen mehr Zeit Rein technisch sind auch die Hersteller einer funktionierenden IT noch nicht so weit, die neuen Anforderungen abzudecken. Erfah- rungsgemäß können sie Updates etwa sechs bis neun Monate nach neuen gesetzlichen Vorgaben anbie- ten. Es wird bis 2025 jedoch immer neue gesetzliche Anforderungen geben, die bis dato noch nicht geklärt sind. Sprich: Erst müssen Hersteller auf neue Vorgaben war- ten – dann benötigt es nochmals etwa ein Dreivierteljahr, bis diese technisch umgesetzt sind. Weitere Monate vergehen, bis die Lösungen produktionsreif am Markt zur Ver- fügung stehen. Nebenbei hat der Software­Hersteller SAP für das Jahr 2027 das Wartungsende seiner Eine Herausforderung ist etwa die fehlende Planbarkeit bei der tech- nischen Umsetzung des Roll­outs. Viele Netzunternehmen und EVU besitzen bereits funktionierende IT­ Systeme für Smart Metering. Doch neben klassischen Anpassungen in der bestehenden Marktkommu- nikation bringt das GNDEW neue gesetzliche Veränderungen mit sich. Die Geschwindigkeit und der Druck hinsichtlich der IT­Umsetzung dieser Vorgaben wachsen rasant. Zukünftige Anforderungen sind zudem noch nicht klar formuliert. Dazu zählen die dynamischen Ta- rife ab 2025. Wie könnte hier eine attraktive Produktgestaltung aus- sehen? Und wie kann die IT diese Tarife spiegeln? Mit solchen Fragen beschäftigen sich viele EVU zwar längst, doch veränderte Anforde- rungen erfordern immer wieder eine neue Betrachtung. Technik und IT sind das eine – das notwendige Personal für die IT­Umsetzung und den Smart Meter Roll­out „auf der Straße“ das andere. Es fehlt an beidem: IT­Fachkräfte und Monteure sind Die Autorin: Ines Wolff Ines Wolff verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Energiewirtschaft. Beim IT-Dienstleistungsunter- nehmen GISA führt sie ein Team von Expertinnen und Experten, das gesetzlich getriebene Verände- rungen für Versorger beleuchtet und Impulse zur prozessualen oder IT-Anpassung gibt.

Titelthema | Interview Verbindendes Element Mit CLS ON bauen EWE NETZ, RheinEnergie und Westfalen Weser Netz gemeinsam mit dem Smart-Meter-Gateway-Administrator GWAdriga eine Plattform auf, die Verteilnetz- und Messstellenbetrieb verbindet. GWAdriga-Geschäftsführer Michał Sobótka erläutert, was dahinter steckt. Herr Dr. Sobótka, warum wurde das Thema „Schalten und Steuern“ von den Verteilnetzbetreibern (VNB) und den Messstellenbetreibern (MSB) bislang unterschiedlich angegangen? In der Praxis war dieses Thema bis- her weitgehend auf die Netzebene der Mittelspannung beschränkt. Die Verteilnetzbetreiber haben große Anlagen, wie etwa Windparks, „Die Flexibilitäten müssen vor allem in der Niederspannung gezielt gesteuert werden.“ über eigene Fernwirk­ und Über- tragungstechnik geschaltet, ohne dass der Messstellenbetrieb invol- viert war. Im Niederspannungs- netz, also bei Haushaltkunden und kleinerem Gewerbe, hat das Schalten und Steuern bislang aber nur eine geringe Rolle gespielt und beschränkte sich meist auf die dort installierten Nachtspeicherheizun- gen, Wärmepumpen oder ähnliche Kleinstanlagen. Warum ändert sich das gerade? In den vergangenen Jahren sind immer mehr flexible Erzeuger und Verbraucher in der Niederspan- nung hinzugekommen – insbe- sondere Ladesäulen und Photo- voltaikanlagen. Diese Entwicklung hat durch die Energiepreiskrise nochmals Fahrt aufgenommen. Bis zum Jahr 2030 erwarten wir 22 stadt + werk | 5/6 2023 Projekt CLS ON. Die projektierte Lösung sieht eine zweistufige Architektur aus CLS­Bridge und CLS­System vor. Erstere ist dabei sozusagen das arbeitsvorbereitende System und bietet den Verteilnetz- betreibern eine hochaggregierte Sicht auf alle wesentlichen Daten und den aktuellen Netzzustand. In der CLS­Bridge werden insbeson- dere Gruppenschaltanforderungen aus der Mittelspannung (also etwa auf Ebene von Ortsnetzstationen) in Einzelschaltanforderungen an An- lagen in der Niederspannung aufge- löst. Dazu ist sie an datenliefernde Systeme beim VNB angeschlossen, so zum Beispiel an die Netzleitstelle oder die Geo­Informationssys- teme mit der Netztopologie. Das CLS­System, das im Projekt von GWAdriga im Full­Service als Pro- zessdienstleistung abgedeckt wird, nimmt die Einzelschaltanforderun- gen der Bridge auf und wandelt sie in für Steuerboxen interpretierbare Schaltanforderungen um. Außer- dem empfängt es Messwerte über den Netzzustand in der Nieder- spannung und leitet diese an die CLS­Bridge zurück. Im CLS­System sind aber auch grundlegende admi- nistrative Funktionen wie die Para- metrisierung der Steuereinheiten oder die aEMT­Kanalverwaltung angesiedelt. mindestens neun Millionen dieser schaltbaren Anlagen. Die Flexibi- litäten müssen deshalb vor allem in der Niederspannung gezielt gesteuert werden, um die Netze vor Überlastung zu schützen und einen entsprechenden Netzausbau zu vermeiden. Mit dem intelligen- ten Messsystem (iMSys) und der daran anschließbaren Steuereinheit besitzen wir jetzt eine technische Lösung, mit der Schalthandlun- gen über die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informations- technik (BSI) freigegebene „sichere Datenkommunikation“ ausgelöst werden können. Wo liegen dabei die Herausforde- rungen? Um einen Schaltbefehl eines Netz- betreibers zu einer dezentralen Steuereinheit zu senden und das gemessene Ergebnis zurückzuspie- len, müssen in einem komplexen Zusammenspiel die Prozesse, Sys- teme und Interaktionen zwischen den Marktrollen VNB und MSB neu konzipiert und implementiert werden. Genau das machen wir im In Interview: Dr. Michał Sobótka Dr. Michał Sobótka studierte Elektrotechnik. 2008 wurde er Projektleiter Konzernentwicklung der EWE AG, ab 2012 war er Leiter des Büros der Ge- schäftsführung der EWE NETZ GmbH. Seit 2016 ist er Geschäftsführer der GWAdriga GmbH & Co. KG.

Titelthema | Zählerablesung Mit Lichtimpulsen zu den Werten Moderne Messeinrichtungen können detaillierte Verbrauchswerte liefern. Allerdings ist die Ablesung aufwendig. Zu Smart Metern wer- den die Geräte mithilfe eines Infrarot-Lesekopfs und einer Analyse- Software. Stromkunde dies wünscht, muss er für jeden Zähler eine vierstellige PIN beim Netzbetreiber beantragen. Diesen Code erhält er dann auf dem Postweg. Bei der Digitalisierung der Ener- gieverbrauchsmessung sieht der Gesetzgeber für die meisten Stromkunden eine eher halbher- zige Lösung vor. Wer weniger als 6.000 Kilowattstunden (kWh) elektrische Ener- gie pro Jahr verbraucht, bekommt eine moderne Messeinrichtung (mME) eingebaut. Oft wird die Frage nach dem Nutzen gestellt. „Dieser digitale Stromzähler bietet nicht viel mehr als der alte ana- loge Zähler“, bemängelt etwa die Stiftung Waren- test. „Der Zählerstand muss weiterhin manuell abgelesen werden, ein komfortabler Überblick über den eigenen Stromverbrauch ist nur eingeschränkt möglich.“ PIN-Code erforderlich Denn bei elektronischen Zählern werden die Daten zwar über ein di- gitales Display angezeigt, meist ist aber nur der aktuelle Zählerstand zu sehen. Eine genauere Ablesung der digitalen Messeinrichtung erfordert dann allerlei analoge Handlungen. Der Kunde erhält bei der Installation eine Informations- broschüre, wie das Verbrauchsver- halten, also der aktuelle Verbrauch oder Wochen- und Monatswerte, abgelesen werden können. Der Zugriff auf diese Daten ist bei den meisten Zählern über eine Infra- rotschnittstelle möglich. Wenn der 24 stadt + werk | 5/6 2023 be am Zähler aufgerufen werden. In der Bedienungsanleitung von Netze BW beispielsweise wird dieser Vorgang so beschrieben: „Es können die Daten der letzten 24 Monate abgerufen werden. Durch langes Leuchten im Menüpunkt „1d“ (analog auch 7d, 30d, 365d) gelangen Sie in einem Untermenü zum aktuellen Tageswert. Dieser ist in der ersten Zeile mit ­1 gekennzeichnet. Durch weitere kurze Lichtimpulse gelangen Sie zu den 730 Tages- werten (beziehungsweise 104 Wochenwerten, 24 Monatswerten und zwei Jahreswerten). Nach dem letzten Wert kommen Sie mit dem nächsten kurzen Lichtimpuls wieder zu- rück in das Hauptmenü.“ Alles klar? Der IOmeter Core wird mit einem Magnetring befestigt. Der Kunde muss nun Folgendes tun: Mit einer Taschenlampe, die idealerweise Morsezeichen ermög- licht, wird einmal in die Infrarot- schnittstelle geleuchtet, um den Zähler zum Leben zu erwecken (das Leuchten mit dem Handy ist nicht zu empfehlen). Nun wird die PIN abgefragt, jede einzelne Ziffer wird mit entsprechend häufigem Blinken eingegeben. Das hört sich einfacher an, als es ist. Man stelle sich diese Geheimzahl vor: 7998. Immerhin kann die PIN beliebig oft falsch eingegeben werden. Der Zähler wird deshalb nicht gesperrt. Und: Die PIN­Eingabe kann – nach einmaliger Eingabe der PIN – de- aktiviert werden. Mit Leuchtzeichen können nun die Verbrauchswerte ohne PIN­Einga- Zum Smart Meter aufrüsten Wer zum Ablesen nicht immer an den Zählerschrank gehen möchte, kann seine moderne Messeinrich- tung auch selbst zum Smart Meter aufrüsten. Versierte Bastler löten einen Lesekopf für die Infrarot- schnittstelle selbst zusammen. Alle anderen bestellen ihn im Internet. Diese Leseköpfe werden meist mit einer Software für Windows gelie- fert, welche die Daten aufbereitet. Wer allerdings immer minuten- genaue Verbrauchsdaten haben möchte, muss einen Windows­PC im Dauerbetrieb laufen lassen – und stellt dann fest, dass dessen Stromverbrauch zu hoch ist. Eine Alternative bietet der Einplati- nenrechner Raspberry Pi, dessen Stromverbrauch kaum ins Gewicht

Energie + Effizienz | ## Energie + Effizienz | Wärmeplanung Standards etablieren Das Forschungsvorhaben KoWaP hat die rechtlichen und fachlichen Grundlagen kommunaler Wärmeplanung interdisziplinär untersucht. Entstanden sind Orientierungshilfen, die Kommunen dabei unterstützen, Wärmepläne aufzustellen und umzusetzen. Für Kommunen ist die Wärme- planung eine aussichtsreiche Möglichkeit – wenn nicht gar Notwendigkeit –, einen Beitrag zur Wärmewende und damit zur Erreichung der Klimaziele zu leis- ten. Durch sie können Strategien zur Dekarbonisierung der Wär- meversorgung entwickelt und der Rahmen für die erforderlichen In- vestitionen geschaffen werden. Mit dieser Motivation wird derzeit eine bundesgesetzliche, flächendecken- de Pflicht zur Wärmeplanung für Kommunen ab einer bestimmten Größe erarbeitet. Das geplante Ge- setz könnte die Verfahrensschritte und inhaltlichen Anforderungen an die Aufstellung und den Erlass von Wärmeplänen standardisieren und verbindlich vorgeben. Bis es jedoch bundesgesetzliche, einheitliche Vorgaben gibt, werden auf landesrechtlicher Ebene bereits jetzt zunehmend Regelungen zur kommunalen Wärmeplanung, meist in den jeweiligen Klima- schutzgesetzen, beschlossen. Die aktuell bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen, die fachli- chen Hemmnisse und Erfahrungs- werte zur Anwendungspraxis sowie Optionen einer auf die Festlegung von Eignungsgebieten fokussierten Wärmeplanung hat die Stiftung Umweltenergierecht gemeinsam mit den Projektpartnern von adel- phi research und Professor Jürgen Knies untersucht. Der Name des Forschungsvorhabens lautet: „Kommunale Wärmeleitplanung – Entwicklung eines neuen Planungs- instruments für die kommunale Wärmeleitplanung unter Verknüp- fung von planungsrechtlichen und förderrechtlichen Elementen“ (Ko- WaP). Das Projekt KoWaP wurde von Juni 2020 bis November 2022 durchgeführt und vom Bundes- ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Die Kern- ergebnisse dieses Vorhabens sollen Orientierungshilfen bieten, wie kommunale Wärmepläne erstellt und umgesetzt werden können. Die kommunale Wärmeplanung wird als originäre Aufgabe der Kommunen verstanden. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Entwicklung einer nachhaltigen Wärmeversor- 26 stadt + werk | 5/6 2023

Energie + Effizienz | Wärmeplanung kungen im De - taillierungsgrad, die eine gebäude- scharfe Erfassung von Daten häufig verhindern. Poten- zialdaten wurden bisher kaum von Kommunen gesich- tet, weshalb große A n s t r e n g u n g e n notwendig sind, um Wärmequellen zu erfassen und zu be- werten. Durch eine zentrale Sammlung und Bereitstellung der Daten können zudem Ressourcen gebündelt und die einzelnen Kom- munen entlastet werden. Einheit- liche Tools zur Datenbearbeitung und -auswertung sowie Leitfäden zur Prozessorganisation wären außerdem ein zentraler organisa- torischer Baustein der Wärmepla- nung, da einigen Kommunen die Expertise hierfür fehlt. Letztlich bieten in der Umset- zung auch ordnungsrechtliche Instrumente die Möglichkeit, die in den Zielszenarien erfassten Eignungsgebiete für Fernwärme umzusetzen und so die Wirtschaft- lichkeit der Fernwärme zu erhöhen. Hinsichtlich des Instruments eines Anschluss- und Benutzungszwangs ergibt sich hierbei kein einheitli- ches Meinungsbild; die interview- ten Akteure teilten sowohl positive als auch negative Erfahrungswerte. Eine transparente Vorgehensweise unter Einbeziehung aller Akteure und eine umfassende Kommu- nikation der Vorteile eines Fern- wärmeanschlusses sollten hier im Vordergrund stehen. In urbanen Räumen wird zudem die Novel- lierung des Mietrechts und der Wärmelieferverordnung (Wär- meLV) gefordert, um bezüglich der Warmmietenneutralität und dem Kosten-Bezugsniveau notwendige Anpassungen vorzunehmen, die den Ausbau der Fernwärme in Zu- kunft beschleunigen können. Rechtliche Rahmenbedingungen Für eine funktionierende Wär- meplanung b e darf es zudem leistungsfähiger rechtlicher Rah- menbedingungen. Zwar sind die Kommunen aufgrund ihres Rechts auf kommunale Selbstverwaltung berechtigt, Wärmepläne aufzustel- len, und im Rahmen der bestehen- den landesrechtlichen Vorgaben in der Ausgestaltung weitgehend frei. Dennoch ist ein bundesweiter Rechtsrahmen wünschenswert, um die Wärmeplanung als Pflichtauf- gabe auszugestalten und standar- disierte Verfahren zu etablieren. Die rechtliche Ausgestaltung sollte dabei zunächst die Aufstellung von Wärmeplänen fördern, indem die Reichweite einer etwaigen Aufstellungspflicht geklärt und notwendige Durchführungsschritte strukturiert und standardisiert wer- den. Zudem sind Ermächtigungs- grundlagen zur rechtssicheren Datenerhebung für die Kommunen erforderlich, weil die notwendigen Daten größtenteils nicht bei ihnen liegen. Dabei sind die Grenzen des Datenschutzrechts, insbesondere der Schutz personenbezogener Daten gemäß der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO), zu beachten. Zum Zwecke einer effizienten Wärme- planung sollten die vorhandenen Spielräume der EU-DSGVO genutzt werden. Das bedeutet vor allem, Informationspflichten gegenüber Betroffenen bei Datenerhebung und -verarbeitung zu reduzieren, soweit sie eine solche Planung erschweren. Bild vergrößern Wärmeplanung auf drei Ebenen. Potenzialdaten, Berechnungstools für die CO2-Bilanzierung oder ak- teursspezifische Leitfäden sowie ordnungsrechtliche Instrumente. Das allgemeine Angebot an Förder- maßnahmen wurde generell positiv wahrgenommen. In den meisten Bundesländern fehlt es jedoch an spezifischer Unterstützung für die Wärmeplanung. Die Unübersicht- lichkeit der Förderlandschaft sowie aufwendige Antragsverfahren führen außerdem häufig dazu, dass gewisse Leistungen nicht abge- rufen werden. Des Weiteren sind Förderangebote selten miteinander kombinierbar und oft zu kurzfristig, um größere strategische Projekte wie etwa Geothermie-Vorhaben zu realisieren. Die Beschaffung von Bestandsdaten der Energieversorger und Schorn- steinfeger zu Energieverbräuchen oder Heizungsstrukturen war ein wesentlicher kritischer Aspekt hin- sichtlich verfügbarer Werkzeuge, da Kommunen die Daten oft nur mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand und in unzureichender Qualität erhalten. Hinzu kommen datenschutzrechtliche Einschrän- 28 stadt + werk | 5/6 2023

Energie + Effizienz | Serie KWK in der Wärmeplanung Heute fossil, morgen erneuerbar Auf dem Weg in eine klimaneutrale Energiezukunft muss auch die Wär- meversorgung grün werden. Eine altbekannte Technologie spielt dabei eine wichtige Rolle. Teil 1 einer neuen stadt+werk-Serie zur Kraft-Wärme- Kopplung in der kommunalen Wärmeplanung. Die kommunale Wärmeplanung gilt als Prüfstein der Energie- wende, als Herkulesaufgabe in der Fläche. An vollmundigen Formulierungen für die zukünfti- gen Aufgaben der Rathäuser und Gemeinderäte mangelt es nicht. Denn in den Kommunen stehen Gebäude unterschiedlichster Art. Vom Wohnen in Einfamilienhäu- sern über kombinierte Wohn­ und Geschäftsgebäude bis hin zu pro- duzierenden Unternehmen werden die unterschiedlichsten Ansprüche formuliert, wie der Weg in eine klimaneutrale Energiezukunft aussehen soll. Die Details werden so unterschiedlich sein, wie es die rund 11.000 Kommunen in Deutschland heute schon sind. Hoher Speicherbedarf Es besteht ein parteiübergreifender Konsens, dass Solar- und Wind- energie einen großen Anteil am zukünftigen Energiesystem haben sollen. Da ihre Erzeugung aber im Jahresverlauf schwankt, also volatil ist, besteht ein nicht zu un- terschätzender Speicherbedarf. Wie groß diese so genannte Stromlücke sein wird, ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Link-Tipp Praxisleitfaden von DVGW und AGFW zur kommunalen Wärme- planung: ● https://t1p.de/6vjxo Wie die Energie des grünen Stroms vom Sommer in den Win- ter übertragen werden kann, ist heute noch nicht geklärt. Fakt ist, dass Batterien in ihrer saisonalen Speicherkapazität und auch in der Anzahl der Ladezyklen begrenzt sind. Auch Pumpspeicherkraft- werke lassen sich nicht beliebig installieren, sodass neben dem sich erst entwickelnden internationalen Stromimport auch die Speicherung von Energie in Form von Molekülen erfolgen wird. Von diesem überge- ordneten Big Picture muss nun die Verbindung zum Endverbraucher geschaffen werden. Eine Heraus- forderung. Eine wesentliche Aufgabe der kom- munalen Wärmeplanung wird es sein, den Bestand sowohl hinsicht- lich der Gebäudesubstanz als auch hinsichtlich des Energieverbrauchs zu erfassen und mit den lokal ver- fügbaren erneuerbaren Energien in Beziehung zu setzen. Dabei gilt es, eine maximale Solarenergienutzung auf den Gebäudedächern anzustre- ben und darüber hinaus möglichst alle Abwärmepotenziale aus Indus- trie, Abwasser und der Umwelt zu erschließen. Die Technologien hierfür sind be- reits vorhanden: Wärmeübertrager können Energie aus Abgasen und Abwässern aufnehmen, bei Bedarf wird die Temperatur mit einer Wär- mepumpe angehoben. Gleiches gilt für die Energie, die in der Luft, im Grundwasser und im Boden steckt. Ein neues Wärmenetz verteilt die auf diese Weise gewonnene Energie an die Nutzer. Nach dieser Bestands- aufnahme kann verglichen werden, welche Potenziale an erneuerbarer Energie vor Ort vorhanden sind und wie viel Energie gegebenenfalls von außen zugeführt werden muss. Hierfür kommen langfristig nur das Strom­ und Gasnetz sowie der Straßentransport von Biomasse wie Pellets und Landschaftspflegeholz in Frage. Netzausbau kommt nicht voran Die Biomassemengen sind begrenzt und müssen in Zukunft strengen Nachhaltigkeitskriterien genügen. Nur regionale Potenziale können und sollen sinnvoll genutzt werden. Strom hingegen kann deutschland- weit und darüber hinaus verteilt werden, der dafür notwendige Netzausbau kommt jedoch nur langsam voran. Gleichzeitig muss die Verteilnetzebene vielerorts stark aufgerüstet werden, um die steigen- den Lasten aus elektrischen Wär- mepumpen, Elektromobilität und anderen elektrifizierten Prozessen aufnehmen zu können. So meldete beispielsweise der Fachverlag Ener- gate im Januar 2023, dass der Netz- betreiber Stromnetz Berlin für seine mehr als 40.000 Kilometer Strom- leitungen in der Bundeshauptstadt nach aktuellen Berechnungen mit einer Verdoppelung rechnen müsse, was schlicht nicht machbar sei. Stattdessen müsse das Gasnetz möglichst klimaneutral umgebaut und die Fernwärmeversorgung ausgebaut werden. Aber auch mit Blick auf kleinere Siedlungsstrukturen deutet diese 30 stadt + werk | 5/6 2023

Energie + Effizienz | Kraft-Wärme-Kopplung Hohe Wirkung im Duo Die effiziente Verknüpfung von Technologien bietet Chancen für das Ge- lingen der Energiewende. Große Synergien ergeben sich beispielsweise durch das Zusammenspiel von Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken, die mit grünen Gasen betrieben werden. für Betreiber und Volkswirtschaft bieten, haben sie immer wieder mit verschiedenen Vorurteilen zu kämpfen. So wird der Wärme- pumpe oft nachgesagt, sie sei nur für Neubauten geeignet und habe Probleme, höhere Temperaturni- veaus zu erreichen, während der Kraft­Wärme­Kopplung teilweise noch das Image des fossilen Dauer­ läufers anhaftet. Die Technologie der Kraft­Wärme­ Kopplung (KWK) hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Sy no nym für eine dezentrale und effiziente Energieversorgung entwickelt. Ob als Großanlage mit mehreren Megawatt zur Ver- sorgung großer Wärmenetze, zur Senkung der Energiekosten in der Industrie oder zur Objektversor- gung mit wenigen hundert Kilowatt – die KWK leistet zuverläs- sig ihren Beitrag und kann zudem mit einer Vielzahl unterschiedlicher Brenn- stoffe betrieben werden. nicht genügend regenerative Ener- gie im Netz zur Verfügung steht. Für Christoph Rotthaus, Leiter des Projekt­Managements beim Anla- genhersteller 2G Energy, sind diese grundsätzlichen Technologiedebat- ten aber ohnehin eher zweitrangig: „Jeder unserer Kunden hat zunächst einmal das Ziel, seine Energiever- sorgung im Rahmen der gesetz- lichen Vorgaben wirtschaftlich sicherzustellen. Mit welchem Pro- dukt dies im Einzelfall geschieht, ist weniger entscheidend. Wichtig ist nur, dass jederzeit ausreichend bezahlbare Energie zur Verfügung steht und die eingesetzte Technik pers- pektivisch zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden kann.“ Auf der anderen Seite steht die Wärmepumpe, die Strom hocheffizient in Wärme umwandelt und derzeit in allen Größen- ordnungen einen enormen Boom erlebt. Insbesondere von politischer Seite wird die Wärmepumpe als einer der großen Hoffnungs- träger gesehen, um die dringend notwendige Dekarboni- sierung des Wärmemarkts effektiv voranzutreiben. Während bis vor Kurzem häufig eine Entweder­ oder­Diskussion geführt wurde, wird in immer mehr Projekten deutlich: Die effizienteste Lösung lautet Kraft­Wärme­Kopplung UND Wärmepumpe. Synergien entkräften Vorurteile Obwohl beide Technologien zwei- fellos einen massiven Mehrwert 32 stadt + werk | 5/6 2023 Unabhängig von der Ver- fügbarkeit von erneuerba- rem Strom für den Betrieb einer Wärmepumpe haben insbesondere die lokale Umgebungstemperatur (bei Luft/Wasser­Wärmepum- pen) sowie die erforderliche Vorlauf­ und Prozess­ temperatur einen wesentli- chen Einfluss auf die Frage, welche Technologie im jeweiligen Zeitraum effizienter betrieben werden kann. 2G­Manager Christoph Rotthaus verweist auf einige Anlageninstal- lationen, bei denen das BHKW die Wärmepumpe unterstützt, sobald die Außentemperatur unter zehn Grad Celsius fällt. „Das ist natürlich nur eine grobe Faustregel“, erklärt er. „Wird ein Vorlauf von nur 60 Grad benötigt, sind niedrigere Au- ßentemperaturen erforderlich als bei einem Vorlauf von 95 Grad. Hier Abwärme eines BHKW kann eine Wärme pumpe unterstützen. Dass beides nicht stimmt, haben die Entwicklungen der vergangenen Jahre auf beiden Seiten hinlänglich bewiesen. Altbauten und Industrie- anwendungen sind für den Einsatz von Wärmepumpen heute ebenso selbstverständlich wie mit grünen Gasen betriebene Blockheizkraft- werke (BHKW), die hochflexibel die dringend benötigte Residual- last liefern. Und genau hier setzt der Synergieeffekt ein: Die KWK­ Anlage unterstützt den Betrieb der Wärmepumpe genau dann, wenn

Energie + Effizienz | Photovoltaik Energiewende in der Vertikalen wird, spielen natürlich auch die Si- cherheit und der Brandschutz eine große Rolle. Deshalb ist das Glas der Module satiniert und blendfrei. Eine störende Blendeinwirkung auf umliegende Gebäude oder den Verkehr ist somit ausgeschlossen. Europas Metropolen haben sich zum Ziel gesetzt, klimaneutral zu wer- den. Ein wesentlicher Baustein ist hierbei die Photovoltaik. Allerdings beansprucht sie im ohnehin dichtbesiedelten urbanen Raum Platz. Eine Lösung sind solaraktive Fassaden. de eine ästhetisch ansprechende Hülle, andererseits schöpfen sie das In öffentlichen Haushalten stehen Lösungen zur Energieeinsparung und ­gewinnung ganz oben auf der Agenda. Dabei sind Photovol- taikanlagen nicht nur finanziell interessant, sondern für eine erfolg- reiche Energiewende unerlässlich. Allerdings sind die Dachflächen für Photovoltaik begrenzt und oft von anderen Bauten, Klima- anlagen oder Grünflächen belegt. Der Ausbau anderer erneuerbarer Energien wie der Windkraft stockt, weil sie in die Natur eingreift oder nur in bestimmten Regionen umsetzbar ist. Solarmodule haben hingegen den Vorteil, dass sie vielseitig montagefähig sind: an Neu­ und Bestandsgebäuden, auf Dächern und an Fassaden. Das nutzt das Unternehmen Envelon: Es produziert nicht nur einzelne PV­Module, sondern konzipiert komplette Solarfassaden, die sich in die architektonische Landschaft einfügen und ganze Gebäude ver- kleiden. Mit seinen Lösungen zeigt Envelon: Solararchitektur ist nicht mehr nur Zukunftsdenken. Das System ist innovativ, berücksichtigt ästhetische Ansprüche und schafft nutzbare Gebäudefassaden. In der Solarbranche kommt das einer kleinen Revolution gleich. Kraftwerke mit Modulen Um Flächenengpässen und ästhe- tischen Fehltritten zu begegnen, sind kombinierte Dach­ und Fassa- denlösungen besonders interessant. Einerseits verleihen sie dem Gebäu- 34 stadt + werk | 5/6 2023 Function Follows Form: Die Solarfassade des Centraal Boekhuis verweist auf den Barcode von Büchern. ungenutzte Potenzial der vertikalen Flächen aus. Die Envelon­Systeme leisten einen messbaren Beitrag für nachhaltiges Wohnen, Leben und Wirtschaften. Das gilt sowohl für den privaten als auch den öffentli- chen Bereich. Bisherige Ergebnisse und Hochrechnungen zur Leistung dieser Fassadenelemente bei einem kommunalen Projekt in den Nieder- landen zeigen, dass in der Praxis sogar mehr Energie erwirtschaftet wird, als ursprünglich berechnet. Laut Daten vom März 2023 über- trifft die derzeitige Energiegewin- nung von 227 Kilowattstunden (kWh) den erwarteten Wert. Die PV­Performance lag bei 31 kWh. Die Technologie verwandelt Ge- bäude in Kraftwerke mit Modulen. Sie aktivieren die Fassaden, indem sie Solarstrom erzeugen. Wenn Strom direkt an der Fassade erzeugt Ein Beispiel für die Umsetzung einer Solarfassade in Grau/An- thrazit ist das Centraal Boekhuis im niederländischen Colembourg. Die farblich variierenden Solar- module der Fassade verweisen auf den für Bücher obligatorischen Barcode. Das Projekt hat Envelon gemeinsam mit seinem Partner, dem Unternehmen Beng Products, umgesetzt. Sie gestalteten und realisierten die Designfassade für das Logistikzentrum des nationalen Schulbuchlagers im ersten Quartal des Jahres 2022. Zu dieser Zeit wur- den 476 Module verbaut und damit 834 Quadratmeter Fassadenfläche für die Stromerzeugung aktiviert. Bei einer Leistung von 135 Kilowatt peak (kWp) erzeugt das Gebäude hochgerechnet 94 Megawattstun- den (MWh) Energie pro Jahr. Neben der Stromerzeugung ist aber auch

Energie + Effizienz | Quartierskonzepte Pioniere für klimafreundliches Bauen Quartiere sind ein guter Hebel, um Klimaneutralität auf kommunaler Ebene zu erreichen. Sie lassen sich smart erfassen, steuern und auch durch investiv aufwendigere Technologien mit Energie versorgen. Das zeigen Beispiele aus der Praxis. Die Schweiz setzte bereits auf Klimaneutralität, als es den Begriff noch gar nicht gab. Elektrizität wird mit Wasser erzeugt, für Wärme sorgen Holz und Wärmepumpen. Für fossile Brennstoffe gelten schon seit Jahren strikte Begren- zungen. Eine der Visionen, die in In Deutschland besteht mit dem KlimaQuartier.NRW ein Projekt mit ähnlicher Stoßrichtung. Auch hier sollen der Bau und die Sanie- rung von klimafreundlichen Quar- tieren gefördert werden. Ähnlich wie in der Schweiz stehen dabei die Qualität von Gebäudehüllen, Mit über 2.000 Wohnungen ist die Waterkant in Berlin-Spandau das aktuell größte Neubauprojekt der Gewobag. genau diese Richtung zielt, ist die 2.000­Watt­Gesellschaft. Dazu ge- hören Quartiere, die energieeffizi- ent sind, auf erneuerbare Energien und Klimafreundlichkeit sowie auf nachhaltige Mobilität, ein attrakti- ves Lebensumfeld und eine hohe Qualität der Gebäude setzen – und das immer mit Blick auf ein ganzes Areal, niemals auf ein einzelnes Gebäude. Inzwischen gibt es in der Schweiz 29 solcher Quartiere. Energieeffizienz und technische Infrastruktur im Fokus. Die poli- tische Währung ist – wie überall in Energiewendeprojekten – die CO2­Emission. Maximal fünf Kilogramm je Quadratmeter und Jahr dürfen emittiert werden. Hinzu kommen Kataloge mit Qua- litätskriterien ökologischer und ökonomischer, technischer sowie soziokultureller Art, von denen immer mehrere einzuhalten sind. 36 stadt + werk | 5/6 2023 Die 1953 erbaute Stegerwaldsied- lung in Köln umfasst 313.000 Qua- dratmeter und verfügt über 1.395 Wohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt rund 79.700 Quad- ratmetern. Vor knapp zehn Jahren wurde ein erster Sanierungszyklus durch die Deutsche Wohnungsge- sellschaft (DEWOG) abgeschlossen. Nun folgen weitere 16 Gebäude mit einer Wohnfläche von 33.500 Quad- ratmetern. 2013 betrug der Energie- bedarf dieser Gebäude 163 Kilowatt- stunden (kWh) pro Quadratmeter für Heizung und Warmwasser. Der Stromverbrauch lag bei 36 kWh pro Quadratmeter. Nun werden die Kellerdecken und Dachböden sowie die Dächer der Gebäude gedämmt. Die alten Gaszentral­ und Zent- ralheizungen werden demontiert. Zur Wärmeversorgung dienen in Zukunft Luftwärmepumpen von RheinEnergie, die teilweise durch Photovoltaikanlagen und Strom- speicher betrieben werden. Zur Abdeckung von Spitzenlasten wird Fernwärme aus dem RheinEnergie­ Netz bezogen. Ganzheitliches Konzept Das aktuell größte Neubauprojekt der Berliner Gewobag ist mit über 2.000 Wohnungen die Waterkant in Berlin­Spandau. Gemeinsam mit der WBM Wohnungsbauge- sellschaft Berlin­Mitte entsteht ein Quartier mit 2.500 bezahlbaren Wohnungen direkt an der Havel. Ein ganzheitliches Mobilitäts- konzept mit Sharing­Angeboten, E­Ladestationen und direkter Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz soll für verkehrsbe- ruhigte Quartiersstraßen sorgen. Durch ein lokales Blockheizkraft-

Energie + Effizienz | Quartierskonzepte der Siedlung im jetzigen Zustand liegt bei 750 Megawattstunden (MWh) pro Jahr für die Wärme und 180 MWh für den Strom. Damit beträgt der Primärener- giebedarf insgesamt 350 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Der Zielwert liegt bei 70 kWh je Quadratmeter Wohnfläche. Dazu werden bestehende Gebäude grundsaniert, aufgestockt und mit einem hocheffizienten, energiepo- sitiven Baustein nachverdichtet. Zur kombinierten und effizienten Erzeugung von Strom und Wärme sind sowohl in die Dach- als auch in die Fassadenfläche aller Gebäude Solarkombimodule integriert. Ein BHKW deckt Lasten ab. Zur Spei- cherung thermischer Energie kom- men Erdwärmekörbe zum Einsatz. Ein Phasenwechselmaterial(PCM­) Speichersystem wird integriert. Durch die unterschie dlichen Temperaturniveaus werden Spei- cherverluste minimiert. Eine Wärmepumpe ermöglicht die ef- fiziente Kopplung von Hoch­ und Niedertemperaturkreisläufen. Sie bildet eine Schnittstelle zwischen elektrischem und thermischem Sys- tem, zu dem auch der Aufbau eines Nahwärmenetzes gehört. Der Pioneer Park Hanau ist das größte Wohnbauprojekt im Rhein­Main­Gebiet. Auf 50 Hektar eines alten Militärgeländes ent- steht Wohnraum für bis zu 5.000 Menschen – und das möglichst CO2­neutral. Das Energiekonzept besteht aus drei regenerativ betrie- benen BHKW sowie Brennwertkes- seln und Wärmepumpen. Vorgese- hen ist auch ein Mobilitätskonzept mit E­Autos, E­Fahrrädern und E­Lastenrädern im Sharing­Prinzip sowie der Anschluss an den ÖPNV. Frank Urbansky Innovationswerkbank Die Hochschule Hamm-Lippstadt erarbeitet in Kooperation mit vier Stadtwerken quartiersgruppenbezogene Konzepte zur energetischen Versorgung von Wohnquartieren im Bestand. Die Übertragbarkeit auf weitere Kommunen und Quartiere steht dabei im Fokus. Die Transformation der energe- tischen Versorgung von urbanen Bestandsquartieren hin zu mehr Klimafreundlichkeit – und hier vor allem des Wärmesektors – ist eine gewaltige Herausforderung, der sich die beteiligten Akteurs- gruppen für eine erfolgreiche Energiewende in den kommenden Jahren stellen müssen. Für diese Transformation bietet sich eine wissenschaftliche Untersuchung zur systematischen Herange- hensweise mit einer quartiers- orientierten Betrachtung eines Versorgungsgebiets an. Zunächst werden dazu Bestandsquartiere anhand ausgewählter Indikato- ren und Kennzahlen klassifiziert. Aufbauend darauf können spe- zifische klimafreundliche, quar- tiersgruppenbezogene Konzepte zur energetischen Versorgung für ein Bestandsquartier entwickelt und bewertet werden, die sich im Idealfall auf weitere ähnliche Quar- tiere in einem Versorgungsgebiet übertragen lassen. Gemeinsam mit vier Stadtwerken führt die Hoch- schule Hamm­Lippstadt (HSHL) im Zeitraum von Ende 2020 bis Ende 2023 ein entsprechendes Projekt als Innovationswerkbank durch. Die derzeitige Versorgungsland- schaft im Gebäudesektor ist in Deutschland zum größten Teil fossil geprägt. Während es für den Neubau aufgrund der hohen ener- getischen Standards vergleichs- weise einfach ist, emissionsarme Wärmeversorgungslösungen zu integrieren, gibt es für den vor- handenen Gebäudebestand keine allgemeingültig zu präferierende Lösungsoption. Darüber hinaus ist noch offen, welche Auswirkungen die zukünftige Entwicklung der Elektromobilität auf die Versor- gung in den Quartieren haben wird und wie sich die weitere Elektrifizierung aller Sektoren auf die örtlichen elektrischen Verteil- netze auswirkt. Auswahl der Quartiere Basis des Kooperationsprojekts mit vier Stadtwerken in Westfalen sind von den Stadtwerken ausgewählte Bestandsquartiere aus ihren jewei- ligen Versorgungsgebieten, die im Projekt stellvertretend analysiert wurden. Ein besonderer Fokus bei der Auswahl der Quartiere lag auf der Möglichkeit, die Projektergeb- nisse auf weitere, ähnliche Quartie- re übertragen zu können, sowie auf ihrer repräsentativen Charakteristik hinsichtlich untersuchungsrelevan- ter Besonderheiten, die sich auf den Großteil eines Versorgungsgebiets projizieren lassen. Zur Strukturierung der ausge- wählten Quartiere wurde im nächsten Schritt eine Vielzahl an energetischen, infrastrukturellen sowie demografischen Indikatoren der jeweiligen Quartiere zusam- mengestellt, aufbereitet und ana- lysiert. Die hierfür erforderlichen vielschichtigen Daten wurden von verschiedenen Akteuren zusam- 38 stadt + werk | 5/6 2023

Energie + Effizienz | Quartierskonzepte Nachhaltige Wärme im Pandion Ville Seit dem Jahr 2018 entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Gallwitz- Kaserne in Bonn-Duisdorf das neue Wohn- und Geschäftsquartier Pandion Ville. Es zeichnet sich durch seine ressourcenschonende und zukunftsfeste Wärmeversorgung aus. Auf dem 76.000 Quadratmeter gro- ßen Areal der ehemaligen Gallwitz­ Kaserne in Bonn­Duisdorf entsteht seit dem Jahr 2018 ein neues Wohn­ und Geschäftsquartier. Die ersten beiden Bauabschnitte des Pandion Ville sind bereits fertiggestellt. Bis Ende 2024 soll das Großbauprojekt des Kölner Bauprojektentwicklers Pandion in einem dritten und letzten Bauabschnitt fertiggestellt werden. Das Quartier wird dann insgesamt 42.000 Quadratmeter Wohn­ und 13.000 Quadratmeter Gewerbefläche mit Bürogebäuden und sozialer Infrastruktur umfassen. Pandion Ville besticht durch eine durchdachte Architektur, hohe Bau- qualität, modernste Wohnungsaus- stattungen und großzügig angelegte Grünflächen. Die entsprechend hohen Ansprüche des Bauträgers an die thermische Versorgung des Quartiers erfüllt der Ener- giedienstleister Stadtwerke Bonn Energie und Wasser (SWB EnW), dessen Fernwärmekonzept nicht zuletzt durch Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit überzeugt. Bei der Planung und Umsetzung des Heizwärme­ und Warmwas- serversorgungskonzepts für das Wohn­ und Geschäftsquartier galt es, eine wirtschaftliche und präzise Anlagentechnologie mit gleichzeiti- ger Reduzierung der Rücklauftem- peraturen (RLT) einzusetzen, die verlässlich einen stabilen Netzbe- trieb unterstützt. Die Wahl fiel auf die maßgeschneiderte Effizienz- technologie zur Wärmeübergabe und Trinkwarmwassererwärmung (TWE) des Unternehmens Yados aus Hoyerswerda. Optimierter Fernwärmenetz betrieb SWB EnW versorgt als Contracting­ Partner das gesamte Areal. Die Fern- wärme kommt aus dem Heizkraft- werk Nord in der Weststadt. Der Energiedienstleister setzt erfolgreich auf das Prinzip der Kraft­Wärme­ Kopplung (KWK) und auf den Roh- stoff Hausmüll. Mit dem Dampf, der bei der Verbrennung von nicht ver- wertbarem Restmüll entsteht, wird in speziellen Anlagen Strom und Wärme erzeugt. Der Primärener- giefaktor (fp) der Bonner Fernwär- me liegt bei niedrigen 0,25 fp, das Der Autor: Marcus Gigl Marcus Gigl ist seit Januar 2022 Vertriebs- leiter West bei der Yados GmbH. Davor war er von 2009 bis 2021 Vertriebsmitarbeiter im selben Unternehmen. CO2­Äquivalent bei 0 Gramm pro Kilowattstunde. An das inzwischen 120 Kilometer lange Fernwärmenetz von Bonn sind derzeit mehr als 2.700 Gebäude angeschlossen. In Kraft­Wärme­gekoppelten Fern- wärmesystemen – ebenso wie in Heizsystemen mit Biomasse oder Brennwerttechnologie – spielen niedrige Rücklauftemperaturen und eine möglichst hohe Tempe- raturspreizung eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, das technisch mögliche Effizienzpoten- zial der thermischen Versorgungs- systeme auszuschöpfen und einen bedarfsgerechten Fernwärmenetz- betrieb zu sichern: Die thermische Übertragungskapazität, die Volu- menströme, die Strömungs­ und Wärmeverluste und der elektrische Pumpenaufwand werden maßgeb- lich durch die RLT beeinflusst. Abhängig von der Temperaturdif- ferenz zwischen Vor­ und Rücklauf ändert sich der primäre Volumen- strom. Bei einer Vorlauftemperatur (VLT) von 80 Grad Celsius und einer Senkung der RLT von 55 auf 40 Grad Celsius reduziert sich der Heizwasservolumenstrom bereits um 30 Prozent. Dadurch muss weniger Wasser umgewälzt und folglich weniger Pumpenstrom aufgewandt werden. Bei verrin- gertem Volumenstrom können kleinere Rohrleitungsquerschnitte und Pumpengrößen eingesetzt werden, da mit dem geringeren Strömungsverlust der benötigte Pumpendifferenzdruck fällt. Neben dem reduzierten Energiebedarf wird das Installationsmaterial ther- misch weniger belastet. 40 stadt + werk | 5/6 2023

IT + Technik | ## IT + Technik | Rechenzentren Rechnen im Windrad, heizen mit Daten Rechenzentren verschlingen große Mengen an Energie – um Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sind Digitaltechnologien jedoch un- abdingbar. Wie kann es gelingen, Rechenzentren bis 2027 klimaneutral zu betreiben? Technologien sind Fluch und Se- gen zugleich. Zwölf Prozent des globalen Strombedarfs werden für digitale Geräte – vom Smartphone über Heimelektronik bis hin zu Rechenzentren – aufgebracht. Ten- denz steigend. Gerade Rechenzen­ tren, in denen alle Online­Trans- aktionen von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft verarbeitet werden, haben einen großen Energiehun- ger. In Deutschland gibt es etwa 3.000 große und 50.000 kleinere Data Center, deren Kapazität sich zwischen 2010 und 2020 mehr als verdoppelt hat. Der Strombedarf der Rechenzentren liegt schon jetzt bei 17 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Prognosen des Borderstep Instituts für Innovation und Nach- 42 stadt + werk | 5/6 2023 es gelingen, Industrieprozesse effi- zienter und ressourcenschonender zu gestalten, Verkehrsströme zu verringern und die Energiesys- teme klimaneutral umzubauen“, schreiben die Autoren der Stu- die „Rechenzentren in Europa – Chancen für eine nachhaltige Digitalisierung“, die vom Internet­ Verband eco in Auftrag gegeben wurde. Laut dem Koalitionsver- trag der Bundesregierung sollen Rechenzentren bis zum Jahr 2027 klimaneutral sein – eine durchaus anspruchsvolle Herausforderung, die nicht nur mit grünem Strom gelöst werden kann. haltigkeit in Berlin zufolge wird sich die Rechenzentrumskapazität bis 2032 noch einmal verdoppeln. Auf der anderen Seite tragen Digi- taltechnologien zu den Klima­ und Nachhaltigkeitszielen bei. Viele Experten gehen davon aus, dass die erforderlichen CO2­Reduktio- nen ohne Digitalisierung gar nicht erreicht werden können. „Nur mithilfe der Digitalisierung kann Link-Tipp Die Studie „Rechenzentren in Europa – Chancen für eine nach- haltige Digitalisierung“ steht zum Download bereit unter: ● https://digitale-infrastrukturen.net/rechenzentren-in-europa- chancen-fuer-eine-nachhaltige-digitalisierung-teil-2

IT + Technik | Internet der Dinge stromintensiven Rechenzentren gleich direkt in seinen Windkraft- rädern verbaut. Die windCORES genannten Anlagen beherbergen beispielsweise das Rechenzen­ trum des TV­Streaming­Anbieters Zattoo. Anstatt Windräder abzure- geln, um ein stabiles Stromnetz zu gewährleisten, wird die überschüs- sige Energie gleich vor Ort in den verbauten Rechenzentren genutzt. Hierfür bietet sich ebenfalls der Bereich HPC an, der beispielsweise in der Klima­ oder Medikamenten- forschung eingesetzt wird. Erst im März dieses Jahres hat das Bun- desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Forschungs- projekt mit der Universität Pader- born und dem Windparkbetreiber Westfalenwind gestartet. Ziel des Projekts ist es, die Infra- struktur und die Betriebsführung eines HPC­Clusters innerhalb mehrerer Windenergieanlagen zu entwickeln, um die lokal verfüg- bare erneuerbare Energie maximal zu nutzen. „Die wissenschaftlichen und technischen Herausforderun- gen des Vorhabens liegen unter anderem in der intensiven Daten­ erschließung und ­nutzung, in der Integration Künstlicher Intelligenz in Regelkreisläufe sowie in der sys- temischen Zusammenführung aller Modelle mithilfe eines digitalen Zwillings“, sagt Gunnar Schomaker, Manager im Software Innovation Campus Paderborn (SICP). Durch Künstliche Intelligenz, Datenanaly- se und Prognistik soll die schwan- kende Energieverfügbarkeit von Windkraft optimal ausgereizt wer- den. Das Projekt will aufzeigen, dass künftige Wachstumsbedarfe der Di- gitalisierung zeitlich und räumlich flexibel durch regenerative Energien abgedeckt werden können. Helmut Merschmann Schneller dank LoRaWAN In vielen Bereichen bringt das Internet der Dinge Geschwindigkeit in die Digitalisierung. Ist erst einmal ein Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) installiert, können Stadtwerke und Kommunen schnell agieren und ihr Portfolio flexibel an neue Gegebenheiten anpassen. Das Internet der Dinge (IoT) hat sich als eine führende Technologie bei der Digitalisierung der Energie- wende etabliert. Viele Stadtwerke und Kommunen haben bereits ein LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) aufgebaut. Alle wollen sie damit eine wirtschaftliche und flexible Infrastruktur schaffen, mit der sich zahlreiche Smart­City­ Lösungen realisieren und bei Erfolg skalieren lassen. Angesichts steigender Energieprei- se und der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit wird Geschwindig- keit zu einem immer wichtigeren Faktor. Mehr denn je gilt es jetzt, schnell mit neuen Lösungen auf neue Situationen reagieren zu kön- nen. Dabei kommt einer der großen Vorteile des Internets der Dinge zum Tragen: Der Einstieg ist über beliebige digitale Anwendungsfälle möglich. IoT­basierte Lösungen las- sen sich in allen Sektoren einsetzen und miteinander verknüpfen. Die Daten von Messgeräten, Sensoren oder anderen Objekten können über dasselbe LoRaWAN übertragen und auf entsprechenden Plattformen gesammelt, verarbeitet und kombi- niert werden. Auch in smarten Gebäuden punktet das LoRaWAN. Hier können bei- spielsweise die Verbrauchsdaten aus dem Submetering, die Messwer- te für Wasser, Strom und Gas sowie die Sensordaten aus verschiedenen Smart­Building­Anwendungen zentral erfasst und übermittelt werden. Das smarte Submetering gemäß novellierter Heizkostenver- ordnung gehört zu den gefragtesten Geschäftsmodellen bei Stadtwerken und Energieversorgern, da die Pro- zesse, zum Beispiel bei Zählermon- tage und ­ablesung, bereits vertraut sind. Zudem bietet der Gebäude- sektor als größter CO2­Verursacher viel Potenzial für Energiespar­ und Klimaschutzmaßnahmen und steht entsprechend beim Thema Nach- haltigkeit und Dekarbonisierung im Fokus. Heizkörper intelligent steuern Die intelligente Steuerung von Heizkörperthermostaten ist ein per- fektes Beispiel dafür, wie sich neue Lösungen schnell und einfach in ein bestehendes LoRaWAN­Ökosystem integrieren lassen. Zurzeit zielt unter anderem die EnSiKuMAV (Kurzfristenergieversorgungssi- cherungsmaßnahmenverordnung) darauf ab, Maßnahmen voranzu- treiben, mit denen sich kurzfristige Einsparungen erzielen lassen – un- abhängig von Gebäudesanierungen oder beispielsweise der Einführung von Wärmepumpen. Die intelligen- te Steuerung von Heizkörperther- mostaten ist eine dieser Maßnah- men. Denn Transparenz über das Heizverhalten ist die Basis für eine gezielte und intelligente Steuerung von Gebäude­ und Raumtempera- turen. Mit der neuen BuildingLink­ App von Zenner können Facility Manager und Gebäudeverwalter dazu bestimmte Gebäudebereiche 44 stadt + werk | 5/6 2023

IT + Technik | Breitband Glasfaser und Fernsehen Hand in Hand Im Bereich Glasfaserausbau und Internet-Versorgung sind Kooperationen zwischen Wohnungswirtschaft und Stadtwerken nicht die Regel. Dabei könnten beide Seiten von einer solchen Zusammenarbeit profitieren. Brisant wird das Thema durch den Wegfall des Nebenkostenprivilegs. Traditionell haben Stadtwerke und Unternehmen der Wohnungswirt- schaft (WoWi) im Bereich Strom, Gas und Wärme eine enge Verbin- dung. Nicht flächendeckend üblich sind hingegen Kooperationen im Bereich des Glasfaserausbaus und der Internet­Versorgung. Dabei können auch hier beide Seiten von einer Zusammenarbeit profitieren. Ideale Partnerschaft WoWi­Unternehmen sind zuver- lässige und professionelle Ge- schäftspartner, die sich langfristige Planbarkeit wünschen. Sie sind am flächendeckenden Glasfaser- ausbau interessiert, da dies die Attraktivität ihrer Immobilien steigert. Für Stadtwerke bieten sie ideale Bedingungen für einen wirtschaftlichen Breitbandausbau. Denn mit einer hohen Kunden- anzahl auf relativ kleinem Raum können Planung, Bau, Vertrieb und Marketing äußerst effizient durch- geführt werden. Zudem haben die bereits mit Highspeed­Internet und gegebenenfalls digitalem Kabel- fernsehen (DVB­C) ausgestatteten Liegenschaften häufig eine Vor- bildwirkung und überzeugen auch umliegende Immobilienbesitzer von einem Vertragsabschluss. Brisanz gewinnt die Idee der Zusam- menarbeit durch die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs zum 30. Juni 2024. Die gesetzliche Regelung erlaubte es Vermietenden, Kosten für einen Kabelanschluss auf die Ne- 46 stadt + werk | 5/6 2023 Die Wohnungsgesellschaften suchen nach Partnern, mit de- nen sich die gesetzeskonforme Internet­ und TV­Versorgung rechtzeitig umsetzen lässt. Die kommunalen Versorgungsunter- nehmen punkten hier als lokale Partner, die den WoWi­Unter- nehmen eine leistungsstarke und zukunftsfähige Infrastruktur ohne benkosten umzulegen. Nun müssen sie entweder separate Regelungen mit den Mietenden finden oder die- se ihren Kabelanbieter frei wählen lassen. Zeitgleich verpflichtet die Stadtwerke als TV- und Internet-Anbieter. im Jahr 2021 erfolgte Novellierung des Telekommunikationsgesetzes bei Neubauten und Renovierungen zum Glasfaserausbau bis auf Netz­ ebene 4 (im Gebäude). Um diesen FTTH­Ausbau (Fibre to the Home) zu fördern, soll neue Glasfaserinfra- struktur in Gebäuden auch künftig noch für fünf Jahre mit maximal fünf Euro auf die Nebenkosten umgelegt werden können. Nach Erfahrungen des Unternehmens tktVivax sind die Bedingungen für die Weiterberechnung der Kosten allerdings kritisch zu betrachten und sollten im Einzelfall geprüft werden. Empfehlenswert ist, dass Stadtwerke den Ausbau der Netzebene 4 kosten- frei für die Wohnungsgesellschaften durchführen. Investitionskosten bei minimalem Verwaltungsaufwand bieten. Die WoWi­Unternehmen steigern so den Wert ihrer Objekte nachhal- tig, ihre Mietenden profitieren von höchstmöglichen Übertra- gungsraten und einer stabilen Internet­Verbindung. Beim Ausbau als Open­Access­Netz steht den Bewohnenden eine große Auswahl an Internet­Anbietern zur Verfü- gung und auch den TV­Anbieter können sie frei wählen. Wird kein TV­Anschluss benötigt, entfallen diese Kosten für die Mietenden. Ein weiterer Vorteil ist die räum- liche Nähe der Stadtwerke. Vorab sollten die Stadtwerke al- lerdings genau kalkulieren, ob

Praxis + Projekte | ## Praxis + Projekte | Stadtwerke Velbert Handlungsfähig in der Energiekrise Galerie betrachten Dank eines kleinen Gateways konnten die Stadtwerke Velbert den Ener- gieverbrauch in mehreren Schulgebäuden optimieren. Eingesetzt wurde es am Fernwärmemengenzähler und am Hauptzähler Gas eines Block- heizkraftwerks. Es liefert nun verlässliche Verbrauchsdaten. die Daten hingegen dynamisch, also intelligent, angeordnet, kön- nen die Positionen im Telegramm variieren. Über ein Blockheizkraftwerk (BHKW) versorgen die Stadt- werke Velbert mehrere Kitas und Grundschulen. Um den tatsächli- chen Energieverbrauch für Gas, Fernwärme, Strom und Wasser in vier Schulen zu erfahren, wandte sich der kommunale Versorger an EnergiData. Das Tochterunterneh- men der dänischen EnergiData A/S betreibt eine Energie-Monitoring- Plattform für wirtschaftlich und kommunal genutzte Gebäude und sollte die entsprechenden Messun- gen für die Stadtwerke vornehmen. Zunächst schien diese Aufgabe allerdings unlösbar. Denn der bis- lang von EnergiData eingesetzte Standard-Datenlogger konnte die Werte des Fernwärmemengen- zählers im BHKW nicht lückenlos auslesen. Ursache war das dynamische M-Bus Protokoll der Fernwärme- zähler, das der zunächst instal- lierte Standard-Datenlogger nicht lückenlos auslesen konnte. Denn der erwartete ein statisches M-Bus Protokoll. Hierbei sind die Daten im Telegramm, das zwischen Zäh- ler und Datenlogger ausgetauscht wird, immer in derselben Reihen- folge gelistet. Position eins ist immer die Zählernummer, Position zwei immer die Uhrzeit und Positi- on drei immer der Verbrauchswert in Kilowattstunden (kWh). Sind Eine weitere Herausforderung zeigte sich am Hauptzähler Gas. Da EnergiData den Zähler nicht direkt auslesen konnte, wurde ein Interface von außen an den vorhandenen Da- tenlogger der Stadtwerke aufgesetzt. Dieses stellt die Daten über den M-Bus zur Verfügung. Das Problem: Um die Batterie zu schonen, wird das Interface nach drei Minuten automatisch in einen Ruhemodus geschickt. Der Datenlogger müsste das Interface deshalb innerhalb kür- zester Zeit zweimal hintereinander ansprechen – einmal, um es aus dem Ruhemodus zu holen, und noch einmal, um die Daten zu erfassen. Die Standard-Datenlogger konnten dies nicht leisten. 48 stadt + werk | 5/6 2023

Praxis + Projekte | Kreis Rosenheim ÖPNV reicht bis zur Haustür Als nachhaltiges, flexibles Mobilitätsangebot steht im Landkreis Rosen- heim der On-Demand-Service Rosi zur Verfügung. Die elektrisch betrie- benen Shuttles verkehren zwischen mehreren ländlichen Gemeinden und fahren auf Abruf nah beieinander liegende Haltestellen an. Seit Mai 2022 ergänzt im Landkreis Rosenheim das On­Demand­An- gebot Rosi – Mobil am Chiemsee den Nahverkehr. Fünf elektrisch betriebene Shuttles bringen die Bürgerinnen und Bürger in Aschau im Chiemgau, Bad Endorf, Ber- nau, Breitbrunn, Prien, Gstadt am Chiemsee, Eggstätt, Frasdorf, Hösl­ wang, Rimsting und Samerberg auf Abruf flexibel an ihr Ziel. Insgesamt wird ein Betriebsgebiet von rund 300 Quadratkilometern abgedeckt, 50.000 Bürger und Urlauber können davon Gebrauch machen. Buchen können sie den Service per Rosi­ App oder Telefon sowohl für den sofortigen Fahrtantritt als auch bis zu sieben Tage im Voraus. Nach wenigen Minuten Wartezeit werden sie dann an den maximal 300 Meter voneinander entfernt liegenden Haltestellen abgeholt. Damit be- dient Rosi alltagsgerecht indivi- duelle Bedürfnisse und stellt eine attraktive Alternative zum privaten Pkw dar. Das belegen nicht zuletzt die Nutzungszahlen. In den ersten zehn Monaten wurden über 47.000 Fahrgäste befördert, die den Service mit 4,9 von 5 Sternen bewerten. „Vor allem für Familien, Senioren und Jugendliche schaffen wir damit ein sicheres und attraktives Ange- bot“, sagt Rosenheims Landrat Otto Lederer (CSU). „Auch Touristen, die nachhaltig reisen wollen und zum Beispiel mit der Bahn ankommen, können so den letzten Kilometer bis zur Destination klimafreund- lich zurücklegen.“ Dabei führt Rosi 50 stadt + werk | 5/6 2023 wo es die Projekte gemeinsam mit kommunalen Partnern umsetzt. Mit umfangreicher Erfahrung sorgt es für reibungslose Abläufe. Denn vom Aufbau der passenden Lade­Infrastruktur über die Ge- winnung des Fahrpersonals bis hin zur Steuerung der digitalen Kom- ponenten und Fahrzeuge ist jede individuelle und geteilte Mobilität zusammen. Beim On­Demand­ Ridepooling werden Fahrgäste, die in die gleiche Richtung wollen, ge- Rosi sorgt für klimafreundliche, individuelle Mobilität im Landkreis Rosenheim. meinsam befördert. Ein intelligenter Algorithmus kombiniert dazu ähn- liche Fahrtanfragen und ermittelt die schnellste gemeinsame Route. Start nach nur wenigen Monaten Nur wenige Monate nachdem Rosi in Auftrag gegeben wurde, konnte der Shuttle­Service den Betrieb aufnehmen. Das zeigt, wie schnell On­Demand­Angebote den be- stehenden Nahverkehr erweitern können. Ungleich schwieriger verhält es sich beispielsweise beim Ausbau des Schienenverkehrs: Mit der operativen Umsetzung von Rosi hat der Landkreis den On­Demand­ Betreiber CleverShuttle betraut. Das Unternehmen ist bundesweit in mehr als 45 Kommunen aktiv, Menge Know­how erforderlich. Um einen optimalen On­Demand­ Ridepooling­Service zu gewähr- leisten, erstellt CleverShuttle eine stundengenaue und standortab- hängige Nachfrageprognose sowie Einsatzplanung. Somit ist jederzeit die richtige Anzahl an Fahrzeugen auf der Straße. Das DB­Techno- logieunternehmen ioki liefert die Pooling­ und Routing­Software für den On­Demand­Service. Der Regionalverkehr Oberbayern (RVO) verantwortet die zentrale Projekt- koordination. Alexander Brüll, General Manager von CleverShuttle, betreut den Verkehr vor Ort und freut sich über den Erfolg im Landkreis Ro- senheim: „Rosi hat sich schnell als

Spezial | ## Spezial | E-world Internationaler Fokus Die diesjährige E-world zeichnet sich durch ihren internationalen Fokus aus. Zahlreiche Aussteller aus dem Ausland präsentieren Innovationen für eine klimaneutrale Zukunft der Energiewirtschaft. Weitere Highlights sind die Foren zu Wasserstoff und Glasfaser sowie das Führungstreffen. Im Zeichen des Leitmotivs „Solu- tions for a Sustainable Future“ trifft sich die internationale Energie- wirtschaft vom 23. bis 25. Mai 2023 auf der E­world energy & water in der Messe Essen. Die E­world setzt als bedeutende Branchenmesse wichtige Impulse in den Bereichen nachhaltige Technologien und in- telligente Energieversorgung. Nati- onale und internationale Aussteller präsentieren auf der E­world ihre Innovationen für eine klimaneu­ trale Zukunft der Energiewirtschaft. Ergänzend zu den Ausstellern zeigt das breit gefächerte Vortragspro- gramm auf den vier Fachforen Beiträge der Branche zur Realisie- rung nationaler und europäischer Klimaziele. Im Fokus stehen dabei der Ausbau und die Integration er- neuerbarer Energien in Deutschland und Europa, die Kommunikation der Energiewende, Anforderungen und mögliche Herausforderungen an die zukünftige Energiebranche sowie Auswirkungen und Verän- derungen der Energiewirtschaft auf EVUs und Endverbraucher. Internationale Perspektiven Die E­world verzeichnet ein star- kes internationales Interesse. Die hohe Zahl bereits angemeldeter Unternehmen aus dem Ausland sowie die Bestätigungen verschie- dener Ländergemeinschaftsstände unterstreichen diese Entwicklung. Besonders viele Unternehmen kom- men 2023 aus Belgien, Dänemark, Großbritannien und Norwegen. Dänemark, Schweden und Japan werden jeweils mit einem Länder- gemeinschaftsstand vertreten sein. Für internationale Konsulatsver- treterinnen und -vertreter ist die E-world traditionell eine wichtige Plattform, um sich untereinander auszutauschen und wichtige Kon- takte zu Unternehmen der Ener- giewirtschaft zu knüpfen. Am 24. Mai 2023 haben sie dazu am Tag der Konsulate wieder die Gelegenheit. Neben Keynotes zu aktuellen Bran- chenthemen erwartet die Teilneh- menden ein Business Speed Dating mit Ausstellern der E­world sowie die Möglichkeit zum Messebesuch. In der E­world Community, der di- gitalen Plattform zur Messe, widmet sich eine Reihe von Web Sessions den Besonderheiten internationaler Energiemärkte. Unter dem Titel E­world wide zeigen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Ländern die speziellen Heraus- forderungen ihres heimischen Energiemarkts und diskutieren Lösungsansätze. Darüber hinaus haben Teilnehmende Gelegenheit, 52 stadt + werk | 5/6 2023

Spezial | Messe-News Buderus zeigt auf der E-world seine Heizsysteme. Buderus | Halle 3, Stand 537 Optimal abgestimmt Als Systemanbieter für Heiz­ und Installationstechnik sieht das Unternehmen Buderus seine Stärken in der Beratungskompetenz, ganzheitlichen Serviceangeboten und optimal aufeinander abgestimmten, energieeffizi- enten und vernetzbaren Heizsystemen aus einer Hand. Das am E­world­Messestand vorgestellte Produktspek- trum reicht laut Hersteller von Systemen zur Nutzung regenerativer Energien wie Wärmepumpen und Solar- thermieanlagen über Speicher, Regelungen und Hei- zungszubehör bis hin zu einem umfassenden Angebot an klassischen Wärmeerzeugern. Für alle Produkte garantiert Buderus maximale Systemkompatibilität: Alle Komponenten seien so aufeinander abgestimmt, dass Handwerkspartner individuelle Lösungen schnell und effizient installieren können, ob im Bestandsge- ■ bäude oder Neubau, bei Klein­ oder Großanlagen. 2G Energy | Halle 2, Stand 428 Wasserstoff und kalte Nahwärmenetze Auf der diesjährigen E­world präsentiert 2G Energy seine KWK­Anlagen im Kontext der großen Transfor- mationsaufgaben der Energiewirtschaft. Ausgestellt wird etwa ein Wasserstoff­BHKW vom Typ agenitor 412 mit einer elektrischen Leistung von 360 Kilowatt (kW), das bereits in zahlreichen Projekten weltweit zum Einsatz gekommen ist. Zudem zeigt das Unter- nehmen die Einbindung seiner Produkte in kalte Nahwärmenetze im Gesamtkonzept mit Photovoltaik- anlagen und Wärmepumpen. Gerade im Zuge der kom- munalen Wärmeplanung eröffne die effiziente Kombi- nation verschiedener Technologien enorme ■ Potenziale, so der Hersteller. 54 stadt + werk | 5/6 2023 cortility | Halle 3, Stand 267 Automatisierung und Digitalisierung Im Jahr 2023 stehen bei den Energieversorgern vor allem Automatisierung und Digitalisierung im Vor- dergrund. Dazu bietet der Software­Entwickler cortility für alle IT­ und SAP­Themen moderne Produkte und Add­ons, die helfen, aktuelle und zukünftige Herausforderungen wirtschaftlich zu bewältigen. Damit unterstützt das Unternehmen seine Kunden nach eigenen Angaben im Alltag, insbesondere bei der Marktkommunikation, For- matwechseln und anderen Herausforderungen, die in diesem und den kommenden Jahren auf die Ener- giewirtschaft zukommen. Als Beispiele nennt cortility die verschiedenen Invoice­Pakete wie Rechnungseingangsprüfung, Lieferantenwechsel und Lieferanteninsolvenzprozess. Ein weiterer Schwerpunkt seien die Monitoring­Produkte wie der MSCONS Monitor. Erste Add­ons sollen noch in diesem Jahr im SAP­Store zu finden sein. Die E­world möchte das Unternehmen als Plattform nutzen, um die Kontakte zu Kunden, Interessenten, SAP, Partnern, Meinungsbildnern und Mitausstel- lern zu pflegen. Co­Aussteller ist die PR­Agentur Eins A Kommunikation, die unter anderem in den Bereichen Mittelstandskommunikation, Störungs­ ■ und Krisenkommunikation berät. GISA | Halle 3, Stand 348 IT feiern „We celebrate IT“ lautet das Motto von GISA bei der E­world energy & water, denn in diesem Jahr feiert der IT­Dienstleister sein 30­jähriges Bestehen. Von zu- kunftsfähigen IT­Infrastrukturen über die Umsetzung gesetzlicher Anforderungen und der Digitalisierung von Geschäftsprozessen bis hin zu innovativen Lösun- gen für neue Geschäftsmodelle ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit drei Jahrzehnten der IT­ Partner für die Versorgungswirtschaft und begleitet Stadtwerke, Energieversorger und den kommunalen Querverbund ganzheitlich. Während der E­world in Essen möchte GISA mit den Besucherinnen und Besu- chern ins Gespräch kommen, um über aktuelle He­ rausforderungen zu sprechen, sich über gemeinsame Projekte auszutauschen, fachliche Entwicklungen zu diskutieren und einen Einblick in die Mehrwerte zu geben, die GISA Kunden aus der Versorgungswirtschaft ■ bietet.

Spezial | Messe-News Gefüllte Messehallen auf der E-world. DATEV | Halle 3, Stand 557 Digitalisierung der Buchführung IT­Dienstleister DATEV zeigt auf der E­world am Mes- sestand seines Partners msu solutions Lösungen und Werkzeuge rund um die kaufmännischen Belange in Ver­ und Entsorgungsunternehmen, insbesondere für die er- folgreiche Digitalisierung von Prozessen in der Buchfüh- rung. Die Lösungen des Anbieters konzentrieren sich auf das Rechnungswesen und nutzen die DATEV­Cloud in Nürnberg. Aufgrund ihres hohen Standardisierungsgrads, wie etwa Standardkontenrahmen, E­Bilanz und Umsatz- steuer, bieten sie nach Angaben von DATEV hervorra- gende Voraussetzungen, um Abläufe in der Buchhaltung zu automatisieren. Dabei werden Partnerlösungen wie beispielsweise msu.SmartBilling in die Cloud­Strategie eingebunden. Gleichzeitig erfüllen die Angebote höchs- te Qualitäts­ und Sicherheitsansprüche und werden um Beratungsleistungen von Steuerberaterinnen und ­bera- ■ tern sowie von DATEV selbst ergänzt. ITC | Halle 3, Stand 446 Neues zur offenen Portalplattform Als Anbieter von professionellen Internet­Portalen und Apps für Customer Care, Vertrieb, Smart Metering, Smart Energy und Energie­Management präsentiert ITC auf der E­world zahlreiche Neuerungen rund um die offene Portalplattform ITC PowerCommerce. Im Fokus stehen nach Angaben des Unternehmens flexib- le Netzanschlussportale, die erfolgreiche Digitalisierung der Neukundengewinnung über Online­Portale und Apps, Customer­Self­Service­Lösungen, innovative Energie­Management­Software rund um Verbrauch und Erzeugung sowie die neue Portal­Cloud. Zudem zeigt ITC an seinem Messestand individuelle Portal­Apps für Einspeiser und intelligente Endkunden­Dashboards für ■ Messstellenbetreiber. 56 stadt + werk | 5/6 2023 Robotron | Halle 3, Stand 248 Energieeffizienz optimieren Auf der E­world präsentiert das Team von Robotron Datenbank­Software die Smart Energy App, die im in- tensiven Austausch mit Kunden des robotron­Web­ Portals entwickelt wurde. Laut Herstellerangaben er- möglicht die App eine effiziente Visualisierung von Echtzeitdaten aus dem Energiedaten­Management­ System und komplettiert das marktführende Smart­ Metering­Portfolio der Robotron­Energiemarktplatt- form. Die Robotron Smart Energy App basiere auf modernster Technologie und sei darauf ausgelegt, die Energieeffizienz und ­nutzung von Privathaushalten sowie von Industrie­ und Gewerbekunden zu optimie- ren. Die App ermöglicht den Nutzenden, den Energie- verbrauch in Echtzeit zu monitoren, die Kosten zu analysieren und gleichzeitig den individuellen CO2- Fußabdruck zu vergleichen. Die intuitive Visualisierung von Lastgängen und die benutzerfreundliche Dokumen- tenverwaltung runden das Funktionsspektrum der App als Plattform für eine zeitgemäße Interaktion zwischen Versorgungsunternehmen sowie Messstellenbetreibern und ihren Kunden ab. Neben der Präsentation der neu- en App stellt Robotron auf der Messe eine Reihe wei- ■ terer Lösungen und Services vor. Uniper | Halle 3, Stand 150 Kurs auf Grün Bis 2035 will Uniper in Europa CO2­neutral Strom erzeugen. Bereits heute ist das Unternehmen nach eigenen Angaben einer der größten Betreiber von Wasserkraftwerken in Europa und plant den weite- ren Ausbau von Solar­ und Windenergie als Schlüs- sel für eine nachhaltigere und unabhängigere Zu- kunft. Im Rahmen der E­world informiert Uniper Industrieunternehmen, Stadtwerke und Kommunen darüber, wie sie ihre CO2­Reduktionsziele erreichen können. Uniper unterstützt sie bei der Planung und Umsetzung innovativer, CO2­reduzierender Lösun- gen auf dem Weg zur Dekarbonisierung ihrer Ak- tivitäten. Dazu bietet das Energieunternehmen ne- ben grünen Produkten wie Wasserkraft, Biomethan oder Wasserstoff auch kundenzentrierte Dienstleis- tungen wie beispielsweise die Decarb­Roadmap oder im Rahmen von Contracting und Financing Kom- plettpakete für die Errichtung, Modernisierung und Finanzierung klimaschonender Kraftwerkskapazi- ■ täten.

Spezial | Messe-News A/V/E | Halle 3, Stand 109 rku.it | Halle 3, Stand 358 / Halle 5, Stand 520 Kluger Einsatz von KI Der Servicespezialist A/V/E zeigt auf der E­world, wie smartes Kunden­Management durch den geschickten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Bots die Bearbeitung von Anfragen beschleunigt. Kunden wür- den dadurch in die Lage versetzt, die Datenqualität im Customer Relationship Management (CRM) selbst zu optimieren. Wie der Hersteller berichtet, wird in aktu- ellen Projekten KI in Form von Sprachrobotern imple- mentiert. Prozesse würden dabei vollautomatisiert, sodass im Nachgang kein manueller Aufwand mehr notwendig sei. Für die Kunden würden Arbeitsprozes- se so aktiv mitgestaltet, Mitarbeiterressourcen gezielt eingesetzt und Effizienzen in der weiteren Klärung oder ■ Bearbeitung gehoben. WAGO | Halle 2, Stand 402 Mehr Transparenz Das Unternehmen WAGO hat sich zum Ziel gesetzt, Innovationen mutig anzugehen und dabei langfristig wirtschaftlich zu bleiben. Mit seinen Lösungen zur Di- gitalisierung von Ortsnetzstationen, über die sich Be- sucher am Messestand informieren können, bietet WAGO nach eigenen Angaben mehr Transparenz im Netz und einen zielgerichteten Netzausbau. Das betref- fe auch den Anschluss von Kundenstationen und die richtlinienkonforme Einspeisung erneuerbarer Energi- en. Des Weiteren ermögliche es die WAGO­Software­ Lösung für das Last­Management, Elektrofahrzeuge durch kontinuierliche Leistungsanpassung und Nutzung aller verfügbaren Kapazitäten intelligent und nachhal- tig zu laden. Sie sei maximal skalierbar und mit gängi- gen Wallboxen und Ladesäulen verschiedener Herstel- ■ ler kompatibel. Rede und Antwort steht das Unternehmen WAGO. 58 stadt + werk | 5/6 2023 Plattform der nächsten Generation Im Fokus des diesjährigen Messeauftritts des IT­ Dienstleisters rku.it stehen die Plattform NextGen sowie die Themen Cloud und Security. Der Herner IT­Experte will Besuchern dabei laut eigener Aussage neueste Features der Plattform vorstellen und Einbli- cke in Transformationsszenarien für alle energie­ wirtschaftlichen Marktrollen geben. Darüber hinaus werde am Messestand der Smart­ Meter­Gateway­ Administration sowie Payment­Plattformen ein Platz eingeräumt. Als Mitaussteller beteiligen sich in diesem Jahr die evu zählwerk Abrechnungs­ und Servicege- sellschaft sowie das Unternehmen Venios. Zusätzlich wird rku.it auf der E­world als Mitaussteller am Ge- meinschaftsstand des Bundesverbands der Energie- marktdienstleister (BEMD) partizipieren. Hier werden Themen wie Robotergesteuerte Prozessautomatisie- rung (RPA) und Smart City vorgestellt. Am Donners- tag steht das Personal­Team von rku.it am Karrieretag außerdem allen Berufsinteressierten für Fragen zur ■ Verfügung. Wilken Software Group | Halle 3, Stand 131 Versorger entlasten Versorgungsunternehmen sind durch gesetzliche, regulatorische und wirtschaftliche Herausforderun- gen sowie die wachsende Komplexität aufseiten der IT zunehmend überlastet. Auf der E­world will die Wilken Software Group daher Wege aufzeigen, wie Energieversorger entlastet werden können. Dem Un- ternehmen zufolge gelingt dies etwa bei der Umset- zung der Regulierungsvorgaben durch standardisier- te Vorgehensmodelle und Roll­out­Verfahren, wie sie für die MaKo 2022 entwickelt wurden. Mit Bezug auf das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende demonstriert Wilken, wie sich die Prozesse des wett bewerblichen Messstellenbetriebs ähnlich hochautomatisiert abwickeln lassen wie die des grundzuständigen Messstellenbetriebs. Gleiches gelte für die Umstellung auf die AS4­Kommunikati- on. Mit AS4­as­a­Service präsentiert der Hersteller eine Lösung für die externe Abwicklung der gesam- ten AS4­Kommunikation und entlastet damit nicht nur die rund 250 eigenen Kunden und Partner, son- dern unterstützt mit einem White­Label­Angebot auch andere Software­Anbieter und Energiemarkt- ■ dienstleister bei der Umsetzung.

stadt + werk | Termine Städte nachhaltig gestalten Was sind die Faktoren für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die alle Bürgerinnen und Bürger einschließt? Diese Frage wird auf der Konferenz Urban Future 2023 diskutiert, die erstmals in Deutschland stattfindet. Bis zum Jahr 2045 will Deutschland treibhausgasneutral werden. Das ist ein ehrgeiziges Ziel für das ganze Land. Gerade die Städte stehen dabei vor besonderen Herausfor- derungen. Sie müssen den Spagat zwischen Nachhaltigkeit und At- traktivität für viele Bürgerinnen und Bürger auf engem Raum meis- tern. Das betrifft rund 65 Millionen Menschen, denn so viele Deutsche leben in Städten. Mit der Frage, wie die Städte in Deutschland in allen Bereichen effizient und nachhaltig werden können, ohne an Lebens- qualität einzubüßen, beschäftigen sich mehrere tausend Teilnehmende auf der Urban Future. Die Konfe- renz für nachhaltige Stadtentwick- lung ist erstmals in Deutschland zu Gast und findet vom 21. bis 23. Juni 2023 in Stuttgart statt. Die Herausforderungen für eine moderne und nachhaltige Stadtpla- nung sind vielfältig. Wie kann eine Großstadt nachhaltig mit Energie versorgt werden? Wie viel Platz wird Autos, Radfahrern und Fuß- gängern eingeräumt? Wie bringt man mehr Natur in die Stadt? Wie lässt sich die Luftqualität verbes- sern? Wie verhindern die Verwal- tungen die Bildung so genannter sozialer Brennpunkte? Oder zu- sammengefasst gefragt: Was sind die Faktoren für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die alle Bür- gerinnen und Bürger einbezieht? Auf der Urban Future Konferenz in Stuttgart sollen die drängendsten Fragen anhand von erfolgreichen Beispielen aus Deutschland, Europa und der Welt beantwortet werden. 60 stadt + werk | 5/6 2023 ist es nur logisch, dass die Städte nachhaltig gestaltet werden. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn die Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv werden können oder zumindest einbezogen werden. Gerald Babel­Sutter, Mitbegründer der Urban Future, sagt: „Man muss die Menschen erleben lassen, dass sich Veränderungen positiv auf ihr Lebensumfeld auswirken, man muss es einfach gestalten und sie einbeziehen. Das motiviert.“ Eine andere Frage ist, ob die He­ rausforderungen nicht durch Digi- talisierung gelöst werden können. Das ist nicht der Fall, denn Daten allein lösen keine Probleme. Aber sie können den kommunalen Entscheidungsträgern wichtige Hinweise geben. Was zählt, ist ein strategischer Ansatz. Eine valide Die Urban Future Conference findet vom 21. bis 23. Juni in Stuttgart statt. Datengrundlage hilft, vorhandene Ressourcen optimal einzusetzen und sinnvolle Entscheidungen zu treffen. In allen Bereichen können Daten eine nachhaltige Stadtentwicklung unterstützen. Smart Cities, die in der Lage sind, Daten richtig zu sammeln und auszuwerten, haben einen Vorteil gegenüber anderen Städten. Dieses Bewusstsein ist noch zu selten in den Köpfen angekommen. Die überwiegende Mehrheit der Europäer lebt in Städten. Daher Die Urban Future ist Konferenz, Festival und Event zugleich. Sie ist eine wichtige europäische Veranstaltung für alle, die Städte nachhaltig gestalten. Jedes Jahr findet die Konferenz in einer ande- ren Stadt statt und so ist in diesem Jahr Stuttgart Ende Juni Treffpunkt für motivierte „City Changer“ aus aller Welt. In rund 100 Vorträgen, Workshops und Exkursionen wer- den Wege zur nachhaltigen Stadt- entwicklung aufgezeigt. (al) ▶ www.urban­future.org

stadt + werk | Termine 14. - 15. Juni 2023 | Berlin 20. - 21. Juni 2023 | Gelsenkirchen BDEW Kongress Der diesjährige Kongress findet unter dem Motto „Wir sichern Energie“ statt. Gemeinsam mit Referen- tinnen und Referenten sowie rund 1.500 Teilnehmen- den sowohl aus der Branche als auch aus Industrie, Politik, Wissenschaft und NGOs werden die aktuellen Themen der Energiewirtschaft aufgegriffen. Auf dem Programm stehen Diskussionsrunden unter anderem mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Klima- schutz, Robert Habeck und der französischen Minis- terin für die Energiewende, Agnès Pannier­Runacher. Die Veranstaltung steht im Zeichen des Networkings, beispielsweise bei den Abendveranstaltungen. Da- rüber hinaus finden die Besucher auf über 10.000 Quadratmetern Ausstellungsstände, Marktplätze und ruhigere Lounge­Bereiche. ▶ www.bdew­kongress.de 20. - 21. Juni 2023 | Berlin BDEW Innovationswerkstatt Im Fokus der Innovations- werkstatt steht die digitale Transformation von Stadt- werken. Laut Veranstalter eröffnen digitale Technolo- gien neue Einnahmequellen und verschaffen einen Wettbewerbsvorteil. Praxisbeispiele und Workshops zeigen Möglichkeiten auf, wie die praktische Umset- zung in Eigenregie oder in Kooperation mit Start­ups gelingen kann. ▶ https://t1p.de/vsbf3 21. - 22. Juni 2023 | Leipzig VDE FNN Fachkongress ZMP Mit der Neugestaltung von Paragraf 14a Energiewirt- schaftsgesetz ist ein wichtiger Schritt getan, um die Steuerung von Verbrauchseinrichtungen wie Wall- boxen und Wärmepumpen zu realisieren. Wie das konkret umgesetzt werden kann und welche Rechte und Pflichten es für die Akteure gibt, soll auf dem Kongress mit Ausstellung diskutiert werden. Ein wei- terer Schwerpunkt: der Roll­out und die technische Weiterentwicklung intelligenter Messsysteme. Im Fokus stehen Erfahrungsberichte und Best Practices sowie ein Ausblick auf die künftige Entwicklung. ▶ www.z­m­p.de Branchentag Windenergie NRW Energieexpertinnen und ­experten treffen sich Ende Juni im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Wesentli- che Themen des Branchen- tags Windenergie NRW sind die energiepolitische Standortbestimmung nach einem Jahr mit einer Koalition von CDU und Grünen in Nordrhein­ Westfalen sowie Bürgerwind, Direktvermarktung, Netzinfrastruktur, Digitalisierung und Flächenak- quise. Begleitend zum Kongress findet eine Fach- ausstellung statt. ▶ www.nrw­windenergie.de 20. - 21. Juni 2023 | Dresden/Online Leitungsauskunft und -dokumentation Vor Baubeginn an öffentlichen Leitungsnetzen be- steht eine gegenseitige Erkundigungs­ und Aus- kunftspflicht zwischen dem Bauausführenden und dem Netzbetreiber. Der zweitägige BDEW­Infotag stellt Aktuelles zur Leitungsdokumentation und für eine rechtssichere Leitungsauskunft vor. Ein weiterer Fokus liegt auf technischen Entwicklungen für die digitale Baubegleitung sowie dem Thema Wasser- stoff. Als Highlight ist ein Ausflug zur Baggerscha- den­Demonstrationsanlage in der sächsischen Stadt Freiberg geplant. ▶ https://t1p.de/s8vtt 5. Juli 2023 | Berlin BEE-Sommerfest Rund 2.000 Akteure der Energiewende werden An- fang Juli auf dem Get­to- gether der Erneuerbaren­ Branche in Berlin erwartet. Unter ihnen sind Vertreter und Vertreterinnen der modernen Energiewirtschaft sowie Macher und Ma- cherinnen aus Politik und Verbänden. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), wird das Sommerfest eröffnen. Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht ein politisches Grußwort. ▶ www.bee­ev.de/projekte/sommerfest­2023 62 stadt + werk | 5/6 2023

stadt + werk | Branchenindex Zahlreiche Unternehmen bieten Produkte, Lö- sungen und Dienstleistungen für Städte und Stadtwerke an. Behalten Sie den Überblick und orientieren Sie sich bei Ihren Investitionsent- scheidungen am stadt + werk-Branchenindex. Die Marktübersicht finden Sie auch im Internet unter www.stadt-und-werk.de. B u c h e n r a g I h r e n E i n t t a d t + w e r k - S i e B r a n c h e n i n d e x i m s 0 7 0 7 1 - u n t e r 8 5 5 6 7 7 0 DNS:NET Internet Service GmbH Zimmerstraße 23 D-10969 Berlin Telefon: +49 (0) 30 / 66765-0 E-Mail: Internet: www.dns-net.de gemeinde@dns-net.de DNS:NET als Experte für Breitbandausbau und Betreiber von Glas- faserringen investiert gezielt in unterversorgte Regionen und baut eigene Netzinfrastrukturen für HighSpeedInternet auf. Dabei wird auf regionale Kooperation gesetzt, Kommunen und Städte werden zukunftssicher mit Glasfaser erschlossen. Kontakt für Anfragen von Kommunen: glasfaserausbau@dns-net.de A/V/E GmbH Magdeburger Straße 51 D-06112 Halle (Saale) Telefon: +49 (0) 345 / 1324-0 E-Mail: info@ave-online.de Besuchen Sie uns www.ave-online.de oder finden Sie uns bei Xing und LinkedIn. A/V/E bietet Unternehmen der Energiewirtschaft individuelle Pro- zess-, Service- und Supportdienstleistungen entlang der Customer Journey. Mit 30 Jahren Erfahrung im Kundenmanagement begleiten wir Digitalisierungsstrategien und sichern Kundenzufriedenheit u. a. durch kompetenten, freundlichen Support für Online-Portale und IT-Services. Savosolar GmbH Ansprechpartner: Torsten Lütten Kühnehöfe 3 D-22761 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 / 500 349 7-0 E-Mail: Internet: www.savosolar.com info@savosolar.de Trianel GmbH Krefelder Straße 203 D-52070 Aachen Telefon: +49 (0) 241 / 413 20-0 +49 (0) 241 / 413 20-300 Fax: E-Mail: info@trianel.com Internet: www.trianel.com GIS Consult GmbH Schultenbusch 3 D-45721 Haltern am See Telefon: +49 (0) 2364 / 9218-11 +49 (0) 2364 / 9218-72 Fax: E-Mail: info@gis-consult.de Internet: www.gis-consult.de Kostensenkung, staatlich gefördert: Große Solarthermie Anlagen für Nah-, Fern- und Prozesswärme in Kommunen, Industrie und Genossenschaften. Schlüsselfertig und direkt vom Hersteller des effi- zientesten Solarkollektors der Welt. Wenig Platzbedarf - viel Gewinn: Jetzt Termin vereinbaren und attraktive Wärmepreise sichern. Die Stadtwerke-Kooperation Trianel bündelt die Interessen von Stadt werken und kommunalen EVU, um deren Wettbewerbsfähig- keit zu stärken. Trianel unterstützt Stadtwerke im Energiehandel, bei der Beschaffung und Erzeugung sowie bei der Entwicklung neuer Geschäftsfelder und in der Projektentwicklung. GIS Consult ist Ihr Partner für anspruchsvolle GIS- und Datenbank- projekte. Wir bieten etablierte Smallworldlösungen im Bereich FTTx, Gas, Wasser, Strom und Kanal. Weitere Lösungen wie Planauskunft, Liegenschaftsmanagement auf Basis des WebGIS OSIRIS und Open- Source-Technologien runden unser Portfolio ab. Uniper Ansprechpartnerin: Charlotte Rockenbauer Holzstraße 6 D-40221 Düsseldorf Telefon: +49 (0) 170 / 1991651 E-Mail: ues-marketing@uniper.energy Internet: decarbsolutions.uniper.energy Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 12.000 Mitarbeitenden in mehr als 40 Ländern. Das Unternehmen plant, in der europäischen Stromerzeugung bis 2035 CO2-neutral zu werden. Mit rund 35 Gigawatt installierter Kapazität gehört Uniper zu den größten Energieversorgern weltweit. ITC AG Ostra-Allee 9 D-01067 Dresden Telefon: +49 (0) 351 / 32017-600 E-Mail: Internet: https://www.itc-ag.com/ info@itc-ag.com Ihre Firmierung Ansprechpartner: Max Mustermann Beispielstraße 17 D-65435 Ortshausen Telefon: +49 (0) 1234 / 123456-0 +49 (0) 1234 / 123456-999 Fax: E-Mail: info@ihr-unternehmen.de Internet: www.ihr-unternehmen.de Offene Software-Plattform für Apps, Energiemanagement und Online-Portale: • Lösungen für Customer-Care – cloudbasiert / on premise • Apps für Vertrieb, E-Mobility, Smart-Energy • Visualisierung von Daten Smart Meter und iMSYs. Mehr als 500 Energieversorger und Stadtwerke vertrauen dem führenden Anbieter von Internet-Portalen. Ihr beschreibender Text, maximal 330 Zeichen mit Leerzeichen. Bei- spiel: Firma XYZ ist Marktführer im ABC-Bereich und hat Lösungen für nahezu alle Marktsegmente. Die neue Produktfamilie PQR ist ein durchgängiges und skalierbares System mit leistungsstarken Modu- len, die Anwendern und Entwicklern höchste Flexibilität bieten. Anzeige d n a b t i e r B r e t s i e l t s n e i d s s e z o r P e m r ä w n r e F n o i t a r e p o o K n e t a d o e G l e d n a h e i g r e n E e l a t r o P / S M C k i r b u R Ihr Produkt- oder Firmenlogo 64 stadt + werk | 5/6 2023

stadt + werk | Vorschau, Inserentenverzeichnis, Bildnachweise, Impressum Vorschau Die nächste Ausgabe erscheint am 13. Juli 2023. Geplant sind unter anderem folgende Themenschwerpunkte: ▶ Politik + Strategie Mannheim/Münster/Aachen als Vorbilder für klimaneutrale Städte ▶ Titelthema Integration alternativer Energiequellen in die Wärmeversorgung ▶ Energie + Effizienz Forderungen für einen beschleunigten Ausbau der Windenergie ▶ IT + Technik Chancen für Stromnetze durch Datenanalyse und Künstliche Intelligenz ▶ Praxis + Projekte Energieversorger NEW entwickelt mit Trianel einen Klimafahrplan ▶ Spezial In vielen Pilotprojekten wird die Nutzung von Wasserstoff erprobt Inserentenverzeichnis dieser Ausgabe 2G Energy ...................................................................31 A/V/E .............................................................................. 5 BDEW ....................................................................61, 63 DATEV ............................................................................. 7 E-world energy & water .........................................67 EW Medien und Kongresse ....................................33 GWAdriga ...................................................................15 iS Software ................................................................... 3 IVU Informationssysteme ......................................55 K21 media ...........................................................35, 39 rku.it .................................................................................55 Robotron Datenbank-Software .................................59 STAWAG ...........................................................................23 tktVivax ............................................................................45 Uniper Energy Sales ....................................................... 2 Verbund Energy4Business ..........................................68 VOLTARIS ..........................................................................21 Wilken ..............................................................................57 Zenner International ....................................................51 Bildnachweise 123RF.com (Titel, 4, 8); 2G Energy AG (32); Alextype/stock.adobe.com (46); Anyline GmbH (25); ASUE (31); Buderus (54); Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (6); CleverShuttle (50); Elvaco AB (5, 48, 49); EnergiData GmbH (49); ENTEGA AG (6); ENVELON GmbH (34, 35); esc – energy smart control GmbH (24); E-world energy & water (Titel, 5, 52, 56); fotostudie_charlottenburg (22); Gewobag (36, 37); GISA GmbH (20); IÖW (16, 17); janmalburg/stock.adobe.com (11); Jürgen Altmann (3); KEA Klima- schutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (Titel, 4, 26); Pandion AG (41); Privat (10); Regierungs- präsidium Freiburg – Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (12); Sagemcom Dr. Neuhaus GmbH (57); Sashkin/stock.adobe.com (Titel, 5, 42); Stiftung Umweltenergierecht (28); Tantal/stock. adobe.com (Titel); Titipong/stock.adobe.com (45); UEA (13); Urban Future Conference (60); VIVAVIS AG (59); VKU / Chaperon (14); VOLTARIS GmbH (4, 14, 19); WAGO GmbH & Co. KG (58); WestfalenWIND (43); YADOS GmbH (40) Impressum Verlag und Herausgeber: K21 media GmbH Olgastraße 7 72074 Tübingen +49 (0) 70 71 / 8 55-67 70 +49 (0) 70 71 / 8 55-67 73 (Fax) info@k21media.de www.k21media.de Verantwortlicher Redakteur im Sinne des Presserechts und Chefredakteur: Alexander Schaeff (al) Olgastraße 7 | 72074 Tübingen Redaktion: Bettina Weidemann (bw) (stellv. Chefredakteurin) Verena Barth (ve) Alexandra Braun (ba) Thomas Nolte (th) Verantwortlich für den Anzeigenteil: Sara Ott Olgastraße 7 | 72074 Tübingen +49 (0) 70 71 / 8 55-62 39 s.ott@k21media.de Gültig ist die Preisliste Nr. 11 vom 1.1.2023 Bankverbindung: Kreissparkasse Tübingen (BLZ 641 500 20) Kontonummer 155 010 Layout: tebitron gmbh, Gerlingen Druck: Druckerei Raisch GmbH & Co.KG Auchtertstraße 14, 72770 Reutlingen Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Grafiken und Bilder wird keine Haftung übernommen. Die Annahme zur Veröffentlichung muss schriftlich erfolgen. 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