7/8 2024 Energiepolitik | Klimaschutz | Rekommunalisierung 4 4 4 4 2 Z K Z | X 5 9 1 - 3 9 1 2 N S S I | o r u E 4 1 Energiekonzepte für Quartiere Vielen Bauherren ist noch nicht bewusst, dass sich Investitionen in nachhaltige und energieeffiziente Gebäude lohnen. Politik + Strategie PwC­Marktstudie: Werden ERP-Systeme den verän­ derten Anforderungen der Energiewirtschaft gerecht? Energie + Effizienz Welche Speichertechno­ logien Energieeffizienz, Versorgungssicherheit und Flexibilität ermöglichen. IT + Technik Glasfaserinfrastruktur: In Deutschland gibt es kein Ausbau-, sondern ein Büro­ kratieproblem. Praxis + Projekte Landkreis Rotenburg (Wümme): Wie Kommunen und Wirtschaft vom Ausbau der Windenergie profitieren. Spezial Smart Metering: Die Un­ sicherheiten beim Roll­out intelligenter Messsysteme sind endlich beseitigt. www.stadt-und-werk.de

Liebe Leserinnen und Leser, die meisten Gebäude in Deutsch­ land sind noch immer Energie­ schleudern. Zu oft ist die Dämmung unzureichend, die Heizungs- und Kältetechnik ist veraltet und fossile Energieträger dominieren nach wie vor den Standard vieler Immobilien. Billige Gas- und Ölheizungen sowie vergleichsweise hohe Strompreise boten historisch wenig Anreiz, in energieeffiziente Technologien zu investieren. Es ist an der Zeit, dieses Paradigma zu ändern. Investitionen in nachhaltige und energieeffiziente Gebäude zahlen sich langfristig aus – finanziell und ökologisch (Seite 14). Darüber hinaus können innovative Ansätze in der Quartiersentwick­ lung zu mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz führen. In Munster setzt der Energieversorger EWE Maßstäbe für eine zukunftsorien­ tierte Quartiersentwicklung. Ein mittelheißes Nahwärmenetz und eine zentrale Wärmepumpe sind die Kernelemente des Energiekonzepts für das Quartier in der niedersäch­ Editorial n n a m t l A n e g r ü J sischen Stadt (Seite 22). Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist KOKONI ONE in Berlin-Pankow, ein ökologisches Quartier mit komplett emissions­ freier Wärmeversorgung. Es ist ein Paradebeispiel für die intelligente Kopplung der Sektoren Strom, Wär­ me und Mobilität (Seite 24). Und im rheinland-pfälzischen Meisenheim zeigt ein neues Energieversor­ gungskonzept, wie durch die intel­ ligente Kombination verschiedener Technologien hohe Effizienz- und Autarkiegrade erreicht werden können und dabei ein Optimum an Wirtschaftlichkeit, Versorgungssi­ cherheit und Nachhaltigkeit erzielt wird (Seite 26). Die Beispiele zeigen: Wir müssen weg von der isolierten Betrachtung einzelner Gebäude hin zu einer ganzheitlichen Quartiersbetrach­ tung. Nur wenn wir Immobilien als Teil eines großen Netzwerks von Gebäuden, Straßen und grünen Energiequellen betrachten, kann die Vision einer klimafreundlichen Zukunft Wirklichkeit werden. Alexander Schaeff, Chefredakteur a.schaeff@k21media.de Fachtagung Fachtagung Netzservice 2024 Verteilnetz im Wandel 17. und 18. September 2024, Berlin • Direkt von der BNetzA: Steuerung über iMSys nach §14a EnWG • Predictive Maintenance im Niederspannungsnetz • Herausforderung Steuerung, Redispatch 2.0 und Netzausbau • Auswirkungen des EnWG auf die Niederspannungsnetze • Die neuen Spieler im Netz: Umgang mit REWE, Aldi & Co. • Blick über den Tellerrand: Stand der Netzdigitalisierung in Italien und Spanien Weitere Infos unter: www.essociation.de/event/fachtagung-netzservice Jetzt anmelden! Wissen ist unsere Energie.

stadt + werk | Inhalt 38 IT + Technik 44 Praxis + Projekte 48 Spezial Praxis + Projekte 44 Wertschöpfung durch Windenergie Positive Effekte im Kreis Rotenburg (Wümme) 52 Gute Kombination Smart Meter Gateway, LoRaWAN und CLS- Management kombiniert 46 Äußerst präzise Wärmebilder CLIMAP zeigt Sanierungsstand von Gebäuden Rubriken 3 6 54 56 58 Editorial Aktuelles Termine stadt+werk Branchenindex Vorschau, Inserentenverzeichnis, Bildnachweise, Impressum Spezial: Smart Metering 48 50 Schub für den Roll-out Marcus Hörhammer, Voltaris, über den aktuellen Stand der Umsetzung Rechtzeitige Umsetzung Stadtwerke Schwäbisch Hall haben gefragte AS4-Lösung im Portfolio DEN SMART METER ROLLOUT GEMEINSAM UMSETZEN. In der VOLTARIS Anwendergemeinscha Messsystem. Mehr als 40 EVU und Netzbetreiber arbeiten hier zusammen an der individuellen Gestaltung ihres intel- ligenten Messstellenbetriebs. Profitieren Sie von Workshops und Schulungen, gebündeltem Know-how, Full Service-Leistungen, Synergien und Einsparungen. Steigen Sie mit ein! Mehr unter www.voltaris.de.

stadt + werk | Aktuelles G A a v o n a M i ZSW/BDEW Neuer Rekord bei Erneuerbaren Nach vorläufigen Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden- Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) liegt der An­ teil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch um fast sechs Prozentpunkte höher als im Vorjahres­ zeitraum. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW- Hauptgeschäftsführung, betont: „Zum wiederholten Mal in Folge sehen wir einen Rekord beim Anteil er­ neuerbarer Energien am Stromverbrauch. Das ist der Lohn für den beharrlichen Ausbau von Windenergie und Photovoltaik in den vergangenen Jahren.“ Sie unterstreicht auch die Bedeutung des Ausbaus der Stromnetze und der Entwicklung von Speichern: „Denn grüner Strom nützt uns nichts, wenn er nicht genutzt werden kann.“ Frithjof Staiß, geschäftsfüh­ render Vorstand des ZSW, ergänzt: „Dieser erneute Rekord unterstreicht, dass eine effiziente, zuverlässi­ ge, sichere und treibhausgasneutrale Stromversor­ gung auf der Basis von nahezu 100 Prozent erneuer­ baren Energien inklusive Wasserstoff bis zum Jahr 2035 in Deutschland nicht nur erreichbar ist, sondern auch ein stabiles Fundament für die Industrie auf ih­ rem Weg zur klimaneutralen Produktion bietet.“ Einen besonders großen Beitrag leisteten die Photovoltaik­ anlagen, die im Juni 2024 erstmals mehr als zehn Mil­ liarden Kilowattstunden (kWh) Strom in einem Monat produzierten. Auch die Wasserkraft trug mit zwölf Milliarden kWh überdurchschnittlich zur Stromer­ zeugung bei. Die Bruttostromerzeugung im ersten Halbjahr 2024 betrug 252 Milliarden kWh, davon stammten knapp 150 Milliarden kWh aus erneuerba­ ■ ren Energien. Mainova-Vorstandsvorsitzender Michael Maxelon (l.) und Mainova-Aufsichtsratsvorsitzender, Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef Mainova Milliarden für eine grüne Zukunft Auf der Mainova-Hauptversammlung Mitte Juni prä­ sentierte der neue Vorstandsvorsitzende Michael Ma­ xelon die Geschäftszahlen des vergangenen Jahres und stellte zukunftsweisende Investitionspläne vor. „Mai­ nova hat im Geschäftsjahr 2023 in einem anspruchs­ vollen Umfeld ein hervorragendes bereinigtes Konzer­ nergebnis erzielt. Mit 148,2 Millionen Euro liegt es deutlich über unserem Vorjahresergebnis“, sagte Ma­ xelon. Mainova plant in den kommenden fünf Jahren Investitionen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro, um Strom- und Wärmenetze auszubauen, Erzeugungsan­ lagen zu dekarbonisieren und erneuerbare Energien weiter voranzutreiben. Ziel ist es, bis 2040 klimaneu- tral zu werden. Wesentliche Projekte sind der Ausbau des Fernwärmenetzes, die Dekarbonisierung der Fern­ wärme, der Ausbau des Stromnetzes in Frankfurt und die Entwicklung von wasserstofffähigen Kraftwerken. Darüber hinaus investiert Mainova in den Ausbau der Elektromobilität und plant, bis 2027 rund 3.000 Lade­ ■ punkte zu errichten. Die ENERGIE- WENDE nicht verschlafen. Wir sind das Betriebssystem der Energiewende – mit effizienten Prozessen zur exzellenten Wertschöpfung. www.kraftwerk.io

Politik + Strategie | ERP System abgebildet. Die neuaufge­ legte PwC­Marktstudie untersucht unter anderem, inwieweit führende ERP-Anbieter mit ihren aktuellen Lösungen den veränderten Anfor­ derungen der Unternehmen in der Energiebranche gerecht werden können. Sie basiert auf einer um­ fassenden Befragung von insgesamt 18 Anbietern. Der Grundgedanke der Markt­ analyse ist, dass die sich ständig wandelnden Herausforderungen eine Neubewertung bestehender ERP-Lösungen für die Energie­ wirtschaft erfordern. Dabei müssen regulatorische Veränderungen, die Entwicklung des Energieökosys­ tems, neue Marktakteure sowie aktuelle ERP-Trends berücksichtigt werden. Insbesondere die Dynamik der Energiewende spiegelt sich in regelmäßigen Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen wie dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), dem Erneuerbare-Ener­ gien-Gesetz (EEG) und dem Mess­ stellenbetriebsgesetz (MsbG) wider sowie in regulierungsgetriebenen Vorhaben wie Redispatch 2.0 und den Anforderungen bezüglich der Steuerbarkeit von Ressourcen – sowohl im Netz als auch im Markt. Insbesondere die rasche Ver­ abschiedung von Gesetzen im Zusammenhang mit der Ener­ giepreisbremse hat in der Praxis gezeigt, wie wichtig stabile Bezie­ hungen und die Kommunikation zwischen Software-Anbietern und -Nutzern sind. Die Integration einzelner Module in bestehende Systemlandschaften kann eine komplexe Aufgabe sein, und oft treten Kompatibilitätsprobleme auf. Umso kritischer, dass ERP-Anbieter die individuellen Anforderungen ihrer Kunden antizipieren können, sei es durch eine kundenzentrierte Definition von Anforderungen oder durch die Anpassung vorhandener Funktionen und die Einführung neuer Lösungen. Nachhaltigkeit als Treiber Dass es keine universelle Lösung für alle Unternehmen gibt, dürfte bekannt sein. Vielmehr bietet der Markt unterschiedliche Systeme, von denen Energieversorgungsun­ ternehmen das für ihre Bedürfnisse passendste wählen müssen, um ihren spezifischen Anforderungen gerecht zu werden. Angesichts der entscheidenden Rolle von ERP- Systemen im Zusammenhang mit zunehmenden Anforderungen an die Digitalisierung liegt der Fokus verstärkt auf der gesamten IT-Architektur sowie den zugrun­ de liegenden Fachbereichen und Geschäftsprozessen. Oft ist der Austausch einzelner Software-Mo­ dule nicht mehr ausreichend. Die Transformation in der Energiewirt­ schaft schreitet dynamisch voran, sowohl durch Entscheidungen der Bundesnetzagentur als auch durch ESG­Vorgaben der EU. Daher ist die nachhaltige Ausrichtung der betrof­ fenen IT-Anwendungslandschaft ein entscheidender Erfolgsfaktor für das gesamte Unternehmen. Um die sich wandelnden Anfor­ derungen an ERP­Systeme in der Energiewirtschaft zu erfassen, muss zwischen den konkreten Marktrollen unterschieden werden. Denn ihre individuellen Anfor­ derungen variieren oft stark. Die Studie betrachtet daher Lieferanten, Netz- und Messstellenbetreiber separat. Während beispielsweise Lieferanten Prozesse wie Abrech­ nung, Service oder Energiedaten- Management bearbeiten, umfassen die Aufgaben von Netzbetreibern zusätzlich Anschluss und Wartung der Infrastrukturen. Messstellenbe­ treiber hingegen sind für Bereiche wie Gateway-Administration oder Ablesung verantwortlich. Diese unterschiedlichen Rollen führen zu spezifischen Anforderungspro­ filen, die der Markt erfüllen muss. Gleichzeitig haben sich die Kunden­ erwartungen im Zuge der Digitali­ sierung stark verändert: Prosumer und Letztverbraucher bevorzugen Anbieter, die moderne Kommu­ nikationswege und einfaches Beleg-Management über Apps oder Online-Plattformen zur Verfügung stellen. Spezialisierte Unternehmen bieten oft passende Lösungen an, während ERP-Anbieter in der Regel ▶ C w P Die Autoren: Michael Kopetzki und Joachim Albersmann Michael Kopetzki ist seit 2009 Partner für Energy Consulting bei PwC Deutschland. Er berät vor allem Energieversorger und Stadtwerke in allen Fragen rund um die Digitalisierung. Joachim Albersmann ist seit 2009 Senior Manager bei PwC Deutschland und auf vir- tuelle Kraftwerke, intelligente Messsysteme und Energiehandel spezialisiert. stadt + werk | 7/8 2024 9

Das Digital-Abo von stadt+werk Interaktives Heft-PDF und ePaper J e t z t d i e Z u s a t z - l e s i c h e r n : v o r t e i J e d e A u s g a b e a l s I h r e m i n P D F I n t r a n e t ! Umfassend informiert: Heft + PDF im Abo. www.stadt-und-werk.de/abo

i H b m G a d e m 1 2 K Politik + Strategie | Interview Wir schaffen Plattformen wie die Wilken Community, um den Austausch zwischen Kunden, An­ wendern und Experten zu fördern. Durch die Steigerung der Software- Qualität werden die Service-Anfra­ gen sinken, sodass wir uns stärker auf die Weiterentwicklung und neue Geschäftsmodelle konzentrie­ ren können. Auch bei Cloud- und SaaS­Lösungen können unsere Kunden schnellere und stabilere Lieferungen erwarten. Wie sieht Ihre Strategie für Cloud Services aus? Unsere Kunden in Kernbranchen wie dem Gesundheitswesen und der Versorgungswirtschaft tun sich noch schwer mit der Cloud, aber wir werden sukzessive Cloud- „Wir wollen unseren Bekanntheitsgrad steigern und unser Image verbessern.“ Lösungen einführen. Ein Beispiel ist unsere AS4-Lösung, die hoch skalierbar ist und als Cloud-An­ wendung effizienter bereitgestellt werden kann. Auf welche Cloud-Plattformen set- zen Sie? Für bestimmte Software nutzen wir Microsoft Azure, da wir Partner von Microsoft sind und Azure erhebli­ che Mehrwerte bietet. Gleichzeitig betreiben wir aber auch eigene Rechenzentren, um unabhängig von Microsoft Azure zu sein und DSGVO-konforme Lösungen in Deutschland anbieten zu können. Gemeinsam mit dem Unternehmen IVU aus Norderstedt betreiben wir beispielsweise die Lösung AS4 selbst und haben Redundanzen Tobias Mann (l.) moderiert den WOW-Day des Unternehmens Wilken. zwischen deren Rechenzentren aufgebaut. On-Premise-Lösungen, die als Software-as-a-Service an­ geboten werden, betreiben wir in unseren eigenen Rechenzentren, da wir hier über ein hohes Know­how im Betrieb verfügen. Kann der Kunde entscheiden, wo sein Service laufen soll? Ja und Nein. Grundsätzlich kön­ nen die Lösungen von jedem Rechenzentrum aus betrieben werden, aus praktischen Gründen bevorzugen wir jedoch die eigene Cloud-Plattform. Die Vorteile liegen unter anderem darin, dass Updates zentral ausgerollt werden können und somit die Versionsstände kon­ sistent bleiben. Kleinere, dezentrale Instanzen führen oft zu Problemen und erschweren das Management. Wichtig ist, dass das Integrations­ konzept stimmt, damit ergänzende Produkte und Lösungen einfach integriert werden können. Auf dem WOW-Day wurden auch ein neues Logo und ein neuer Mar- kenauftritt vorgestellt. Welche Phi- losophie steckt dahinter? Unser neues Logo symbolisiert Bewegung, Offenheit und Stärke als zukunftsorientiertes Tech- Unternehmen. Es soll unseren Ge­ meinschaftsgedanken und unsere Kundenorientierung zum Ausdruck bringen. Das Logo soll einen Wie­ dererkennungswert haben, ähnlich wie der Mercedes-Stern. Es zeigt, dass wir mutiger und innovativer sind und unseren Wandel nach außen tragen wollen. Wie sehen die langfristigen Ziele der Neuausrichtung aus? Wir wollen unseren Bekanntheits­ grad steigern und unser Image verbessern. Gleichzeitig arbeiten wir an unserer Attraktivität als Arbeitgeber und wollen unseren Mitarbeitenden etwas bieten. Wir wollen unsere Marktanteile nicht nur halten, sondern ausbauen, insbesondere in der Versorgungs­ wirtschaft. Durch die Fokussierung auf Branchen können wir Exper­ tenwissen weiter steigern und neue Geschäftsmodelle schnell auf den Markt bringen. Interview: Alexander Schaeff stadt + werk | 7/8 2024 13

Titelthema | Klimafreundliches Bauen chen Heizungstechnologien zu be­ schäftigten und fossile Heizungen zu verbieten, setzte man hierzulan­ de lange auf Freiwilligkeit bei der Wahl der Wärmeerzeugung. Dem­ entsprechend mangelt es jetzt an Wissen und Erfahrungswerten in Bezug auf Wärmepumpen. Diesen Rückstand gilt es aufzuholen. Bestand bleibt Sorgenkind Um das zu schaffen, ist deutlich mehr Expertise darüber notwendig, wie Wärmepumpensysteme gerade im Bestand am sinnvollsten einzu­ binden sind und wie effiziente Lö­ sungen mit einer wirtschaftlichen Wärmequelle für den Bestand aus­ sehen können. Dieses Fachwissen fehlt vielen nicht nur bei großen Immobilien, sondern auch bei Ein- und Mehrfamilienhäusern. Des Weiteren muss dieses Wissen den Planerinnen und Planern, Energie­ beraterinnen und Energieberatern sowie den ausführenden Firmen zugänglich gemacht werden. Der­ zeit wird die Entscheidung, ob und wann eine Wärmepumpe sinnvoll und wirtschaftlich ist, von vielen noch aufgeschoben oder auf eigene Faust getroffen. Das Ergebnis ist oft eine ineffiziente Lösung, die sich bei genauerer Betrachtung als unwirtschaftlich herausstellt. Die gute Nachricht: Die einzelnen notwendigen technischen Kom­ ponenten und Tools sind bereits vorhanden, und es liegen auch entsprechende Betriebserfahrungen vor. Im Neubaubereich gehören Wärmepumpen fast schon zum Standard bei der Auswahl der Heizungstechnik. Anders sieht die Lage jedoch im Bestand aus: Hier fehlen noch ausreichende Ausle­ gungs- und Betriebserfahrungen zu sinnvollen und wirtschaftlichen Systemlösungen je nach Bestands­ situation. Individuelle Analysen Die größte Herausforderung für die Altbauten insbesondere im Wohnungsbereich besteht darin, für jede Bestandssituation die pas­ sende wirtschaftliche Lösung zu entwickeln. Individuelle Analysen und Konzeptentwicklungen für jedes einzelne Bestandsgebäude sind jedoch zu aufwendig – und vor allem im Bereich Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser sicherlich zu kostspielig. Daher braucht es so schnell wie möglich standardisier­ te Vorgehensweisen und speziell für den Bestand von Ein- und Mehrfamilienhäusern entwickel­ te standardisierte Lösungen für ähnliche Gebäude, beispielsweise geclustert nach Baualtersklassen oder nach Energieeffizienzklassen in Kombination mit den typischen Bestandsheizsystemen der jeweili­ gen Zeit. Der Autor: Prof. Dr. Michael Bauer Prof. Dr. Michael Bauer verantwortet als Partner der Drees & Sommer SE den Geschäftsbereich Engi- neering Consulting. Zu seinen Referenzen gehören das Freiburger Rathaus, die experimenta Heilbronn und die Neue Messe Stuttgart. An der Uni Stuttgart lehrt er als Honorarprofessor. Ehrenamtlich wirkt er in Fachausschüssen des VDI und beim DGNB mit. Durch eine Art Standardkatalog mit Empfehlungscharakter für drei bis vier Varianten in Abhän­ gigkeit der gängigen Gebäude je nach Baualtersklasse oder Ener­ gieeffizienzklasse kann vermieden werden, dass jeder Marktteilnehmer versucht‚ das Rad neu zu erfinden. Nur so wird man die notwendige Geschwindigkeit in der Transfor­ mation des Bestands erreichen. Gleichzeitig wäre es falsch, die Wärmepumpe als eine Nonplus- ultra-Lösung zu betrachten, da ihre Wirtschaftlichkeit im Bestand von sehr vielen Randbedingungen ab­ hängt. Daher ist es sinnvoll, in der Gesamtbetrachtung auch Alterna­ tiven, wie Anschlussmöglichkeiten an regenerativ betriebene Nahwär­ me- und Fernwärmesysteme, zu prüfen und zu bewerten. Die kom­ munale Wärmeplanung wird hier sicherlich an verschiedenen Stellen solche Angebote ermöglichen. Fassaden unter Strom Neben der effizienten Nutzung von Wärme ist die regenerative Strom­ erzeugung ein weiterer Eckpfeiler von Plusenergiehäusern. Ziel ist es, den Strombedarf durch erneu­ erbare Energiequellen zu decken und darüber hinaus Überschüsse zu produzieren, die entweder in eigene Stromspeicher oder ins öffentliche Netz eingespeist werden können. Große Hoffnungen liegen dabei auf der Solarenergie: Nach Plä­ nen der Bundesregierung soll der Solaranteil bis zum Jahr 2030 auf 200 Gigawatt vervielfacht werden. Möglich wird dieses ambitionierte Ziel durch technologische Neue­ rungen, denn Photovoltaikmodule lassen sich längst nicht nur auf Dächern anbringen. Wie das geht, zeigt neben dem Freiburger Rathaus der Drees ▶ stadt + werk | 7/8 2024 15 Y H P A R G O T O H P R E R U A M M O T

Titelthema | Kaiserslautern Reallabor EnStadt:Pfaff E S I r e f o h n u a r F Im Projekt EnStadt:Pfaff erprobt die Stadt Kaiserslautern gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft innovative Technologien für die Sektoren Energie, Gebäude, Elektromobilität und Digitalisierung in städtischen Quartieren. In Kaiserslautern soll auf dem Ge- lände der ehemaligen Nähmaschi- nenfabrik Pfaff bis zum Jahr 2029 ein CO2-neutrales Mischquartier für Wohnen und Arbeiten mit Unternehmen und Institutionen aus Technologie und Gesundheit entstehen. Begleitet wird die Quar- tiersentwicklung durch das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungs- und Demonstrations- projekt EnStadt:Pfaff. Unter Leitung der Stadt Kaiserslautern erarbeiten neun Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft – darunter das Fraunhofer-Institut für Solare Ener- giesysteme ISE – zukunftsweisende Konzepte für das Quartier und er- forschen innovative Technologien für die Sektoren Energie, Gebäude, Elektromobilität und Digitalisie- rung in städtischen Quartieren. Das Projekt EnStadt:Pfaff ist als Reallabor konzipiert, in dem inno- vative Methoden und Technologien gemeinsam mit Planern, Investoren und Nutzern des Quartiers erprobt, weiterentwickelt und optimiert werden. Den Raum hierfür bietet das Reallabor-Zentrum im ehema- ligen Kesselhaus der Pfaff-Fabrik. Link-Tipp Weitere Informationen zum Projekt unter: ● https://pfaff-reallabor.de Es beinhaltet auch eine Ausstellung der im Quartier eingesetzten Tech- nologien und macht anhand von Virtual Reality die Entwicklung des Quartiers bis zum Endausbau im Jahr 2029 sichtbar. Innovative Module im Test Bausteine des klimaneutralen Quartiers sind energieeffiziente Gebäude, die Nutzung erneuerbarer Energien, intelligente Netze, der Einsatz von Batterie- und Wärme- speichern, effiziente und intelligen- te Mobilitätslösungen sowie eine umfassende Digitalisierung. Eine digitale Quartiersplattform vernetzt alle Komponenten, ermöglicht ein intelligentes Quartiers-Energie- Management und bietet weitere Dienstleistungen in den Bereichen Energie, Mobilität, Verwaltung oder soziales Leben, die von den Bewohnern, Arbeitnehmern und Besuchern des Quartiers über Apps genutzt werden können. Im neuen Pfaff-Quartier soll ein möglichst hoher Anteil des Ener- giebedarfs vor Ort durch erneuer- bare Energie erzeugt werden. Unter anderem testet das Fraunhofer- Institut ISE hierfür neue, fassaden- integrierte Photovoltaikmodule, die mithilfe einer speziellen Be- schichtung – einer so genannten MorphoColor Farbschicht – das Sonnenlicht besser passieren lassen, was den Wirkungsgrad deutlich erhöht. Laut dem Fraunhofer ISE lassen sich die farbigen Solarmo- Galerie betrachten Bundeskanzler Olaf Scholz informierte sich über die vom Fraunhofer ISE ent- wickelte MorphoColor-Technologie für farbige Solarzellen.* dule auch auf oder in der Nähe denkmalgeschützter Gebäude de- zent installieren. Um die lokal produzierte Energie direkt vor Ort besser nutzen zu können, soll in der neuen Ener- giezentrale auf dem Pfaff-Gelände zudem das bidirektionale Laden re- alisiert und erprobt werden. Dabei dient der Akku von E-Fahrzeugen als Speicher, der bei Bedarf den Strom auch wieder ins Netz zurück- führen und damit anderen Nutzern zur Verfügung stellen kann. „Wir brauchen dringend neue Tech- nologien und innovative Denk- ansätze, um die Energiewende zu schaffen“, so Manuel Steinbrenner, Bau- und Umweltbeigeordneter der Stadt Kaiserslautern. „Das Leuchtturmvorhaben EnStadt:Pfaff gibt uns als Stadt die einmalige Chance, gemeinsam mit Wissen- schaftlern und Geldern vom Bund ein klimaneutrales Quartier zu entwickeln.“ (bw) * v.l.: Baden-Württembergs Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi; Bundeskanzler Olaf Scholz; Dr. Thomas Kroyer, Gruppenleiter Beschichtungstechnologien und -systeme beim Fraunhofer-Insitut ISE stadt + werk | 7/8 2024 17

Titelthema | Nachhaltigkeit erstellt und Pilotprojekte in Mit­ gliedsunternehmen durchgeführt. Trotz anfänglicher Erfolge litt das Projekt unter mangelnder Akzep­ tanz bei den Mietern und verlor schnell an Dynamik. Erfolgsmodelle gibt es „Da die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen, sind solche Sys­ teme schwer zu finanzieren“, erklärt Holger Schmidt vom VdW. „Zudem müssen bei Auszug oft Rückbau­ ten finanziert werden.“ Manchmal werden die Kosten für die speziell ausgestatteten Wohnungen durch höhere Mieten gedeckt, was sie für Mieter mit geringem Einkommen unerschwinglich macht. Das ist einer der Hauptgründe, warum sich die intelligenten Systeme nicht durchsetzen. Auf der Suche nach flächende­ ckenden Erfolgsmodellen lohnt sich ein Blick in die Schweiz. Dort ist das energiepolitische Leitbild der 2.000-Watt-Gesellschaft ver­ ankert. Entsprechend zertifizierte Quartiere sind energieeffizient mit Fokus auf erneuerbare Energien, die nachhaltige Mobilität und eine hohe Gebäudequalität. Ein Beispiel ist das Freilager-Quartier in Zürich, ein ehemaliges Lager für unverzoll­ te Waren, das heute ein modernes Wohn- und Geschäftsquartier mit innovativer Energieversorgung ist. In Deutschland verfolgt das Projekt KlimaQuartier.NRW ein ähnliches Ziel. Es konzentriert sich auf den Bau und die Sanierung von klimafreundlichen Stadtquartie­ ren. Zentrale Messgröße ist der CO2-Ausstoß, der maximal fünf Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr betragen soll. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 30,9 Kilo­ gramm. Auch werden zahlreiche Qualitätskriterien ökologischer, ökonomischer, technischer und soziokultureller Art berücksichtigt. Ein weiteres Projekt befindet sich in Berlin-Adlershof, wo die GSW Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg auf 7.600 Quadratmetern das „Future Living Berlin“ entwickelt hat. Die 90 digital ausgestatteten Wohnungen können über einen Wohnungsmanager gesteuert wer­ den. Eine Schlüsselkarte ermöglicht den Zugang zu allen relevanten Türen im Quartier. Rund 40 Pro­ zent des Energiebedarfs decken 600 Photovoltaik module mit einer Gesamtleistung von 195 Kilowatt ▶ www.trianel.com Danke für 25 Jahre Verbundenheit. Gemeinsam haben wir seit der Gründung von Trianel 1999 eine schöne Erfolgsgeschichte geschrieben, und gemeinsam treiben wir die Energiewende weiter voran – für eine lebenswerte Zukunft! Ideen. Gemeinsam. Umsetzen. stadt + werk | 7/8 2024 19

Titelthema | Interview nen übertragbar ist und welche Besonderheiten des Bestands in­ dividuelle Anpassungen erfordern. Ebenfalls auf den Wohnungsbe­ stand ausgeweitet werden sollen das elektronische Schließsystem und das Hochleistungsinternet per Glasfaser direkt bis in die Wohnun­ gen. Hier ist auch unser Modellpro­ jekt JenErgieReal zu nennen, das die Ideen des Smarten Quartiers aufgreift und systematisch weiter­ entwickelt. Können Sie dazu mehr sagen? Es handelt sich um ein Reallabor der Energiewende. Die Stadtwerke Jena Gruppe will hier gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Wohnungswirtschaft, Stadt und Industrie Antworten auf zentrale Fragen der Energiewende finden, die sich im Kern um eine nach­ haltige und sozialverträgliche Versorgung drehen. Dazu sollen bis zum Jahr 2027 über das Stadtgebiet von Jena verteilt elektrische Groß­ speicher sowie Photovoltaik- und Solarthermieanlagen entstehen. Ziel ist es, im Sinne der Sektoren­ kopplung verschiedene Bereiche des städtischen Energiesystems zu integrieren. Planen Sie, das Projekt auch ohne staatliche Förderung weiterzuführen? Die Entwicklung nachhaltiger Quartierslösungen und der An­ spruch, das Leben der Menschen in unserer Region so einfach wie möglich zu gestalten, sind Teil un­ serer Unternehmensstrategie. Des­ halb initiieren und entwickeln wir Themen der Digitalisierung und Effizienzsteigerung aus Pilotpro­ jekten wie Smarte Quartiere oder JenErgieReal zunächst unabhängig von der Fördersituation. Dennoch sind Förderungen, wie sie für die beiden Pilotprojekte gewährt wurden, angesichts der anspruchs­ vollen Ziele der Klimaneutralität und der damit verbundenen baulichen Herausforderungen grundsätzlich sinnvoll, auch um sozialverträgliche Mieten zu er­ halten. Baulich endet das Projekt Smartes Quartier Jena-Lobeda Ende 2024. Untersuchungen etwa dahingehend, wie sich der Heiz- energieverbrauch entwickelt, werden aber auch ohne Förderung fortgeführt. Denn wir wollen langfristige Erkenntnisse erhal­ ten. Darüber hinaus gewinnen die ebenfalls geförderten Aspekte der Gesundheitsthemen im Smarten Quartier derzeit an Fahrt. Neben der Einrichtung von Gesundheits­ wohnungen steht die Etablierung eines Telemedizinraums im Fokus, der noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll. Wäre das Smarte Quartier Jena- Lobeda ein Beispiel für die ESG- konforme Steuerung ganzer Quar- tiere oder war der Ansatz dafür zu energiezentriert? „Die Entwicklung nachhaltiger Quartierslösungen ist Teil unse- rer Unternehmensstrategie.“ Der energetische Ansatz ist nur ein Teil des Modellvorhabens Smartes Quartier. Das Projekt und seine Vi­ sion, das Leben der Menschen zu er­ leichtern, ist mit vielen inhaltlichen Ansätzen breit aufgestellt und kann aus unserer Sicht einen Beitrag in Richtung eines ESG­konformen Quartiersmanagements leisten. Die gewonnenen Erkenntnisse – auch im Hinblick auf Telemedizin, Mobilitätsangebote und die Etablie­ rung eines Quartiersmanagements, ergänzt durch die Angebote des Servicewohnens – können erweitert und übertragen oder einem größe­ ren Kreis geöffnet werden. Interview: Frank Urbansky Link-Tipp Weitere Informationen unter: ● www.smartes-quartier.de Folgen Sie stadt + werk auf LinkedIn: linkedin.com/company/stadt-werk www.stadt-und-werk.de

Titelthema | Munster flexibleren Gestaltung und einer größeren nutzbaren Fläche führt. Außerdem ermöglicht die zentrale Versorgung eine optimale Steuerung des gesamten Heizsystems, was zur Steigerung der Energieef- fizienz beiträgt. Durch die zentrale Wärmeversorgung mit EWE wird die Nutzung von erneuerbaren Energien gewährleistet und damit eine CO2-neutralere Wär- meerzeugung ermöglicht. Flexible Reaktion In der neuen Heizzentrale wird eine moderne monoenergetische Luft-/ Wasser-Wärmepumpenanlage ein- gesetzt. Diese Großwärmepumpe kann Wärme aus der Luft gewinnen und hat eine Heizleistung von etwa 458 Kilowatt (kW) bei moderaten Temperaturen und etwa 312 kW wenn es sehr kalt ist. Zusätzlich wird ein spezielles Heizelement, ein so genanntes Power-to-Heat(PtH)- Modul mit einer Heizleistung von rund 150 kW eingebaut. Das PtH-Modul wird eingesetzt, um flexibel auf einen zusätzlichen Wärmebedarf reagieren zu können, insbesondere bei sehr niedrigen Außentemperaturen oder wenn kurzfristig viel Wärme benötigt wird. EWE übernimmt den Bau der gesamten Anlage sowie die Vorbereitung und den Anschluss der einzelnen Grundstücke an die Versorgungsnetze für Wasser und Strom. Die Realisierung des Quartiers in Munster beginnt mit dem Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Planung und Umsetzung derarti- ger Projekte erfolgen oft unter der Unsicherheit von Förderzusagen, was bedeutet, dass entscheidende E W E Bild vergrößern Funktionsweise eines mittelwarmen Nahwärmenetzes Projektschritte nicht vor dem end- gültigen Erhalt der entsprechenden Gelder eingeleitet werden können. Diese Herausforderung wurde ge- meistert. Nach der Zusage erster Fördermittel, die mit einer Reihe von Bedingungen und Planungs- leistungen verbunden war, wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Sie bildet die Grundlage für die Bean- tragung von weiteren Fördermitteln zur Investition in die Errichtung und für den Betrieb der Nahwär- meversorgungslösung. EWE erwartet zudem in Kürze die Bewilligung der Fördermittel sei- tens des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), um mit den Tiefbauarbeiten und der Verlegung des Nahwärmenetzes zu starten. Die gesamte Installation der Heizzentrale mit der zentralen Wärmepumpe soll bis Mitte 2025 abgeschlossen sein. Die Realisie- rungsphase erfordert eine präzise Planung und enge Abstimmungen zwischen den beteiligten Akteuren, um zeitliche Verzögerungen und technische Probleme zu vermeiden. In Neubaugebieten und ökologisch modernisierten Quartieren sinkt der Wärmebedarf dank höherer Bau- standards. Durch die Verbesserung der Energieeffizienz und Reduzie- rung des Wärmeverbrauchs entste- hen erhebliche Vorteile für das Kli- ma. So ermöglicht die Kombination eines geringen Verbrauchs mit der Nutzung von Umweltwärme durch Wärmepumpen eine klimaneutrale Wärmeversorgung des Quartiers, was einen wesentlichen Schritt hin zur Klimaneutralität darstellt. Langfristige Perspektiven Das Quartiersprojekt in Munster dient als Modell für andere Städte, die ähnliche nachhaltige Entwick- lungsziele verfolgen. Die Erfahrun- gen, die hier gesammelt werden, können wertvolle Einsichten für die Planung und Realisierung zukünf- tiger Projekte bieten. In der Ge- samtbetrachtung demonstriert das Projekt in Munster, wie durch inno- vative Ansätze und das Zusammen- spiel verschiedener Beteiligter eine nachhaltige und zukunftsorientier- te Quartiersentwicklung möglich ist. Das Vorhaben verdeutlicht die Bedeutung von integrierten Ener- giekonzepten, die nicht nur ökolo- gische und ökonomische, sondern auch soziale Aspekte berücksichti- gen und damit die Lebensqualität in urbanen Räumen nachhaltig verbes- ■ sern. stadt + werk | 7/8 2024 23

Titelthema | Berlin zepts von KOKONI ONE. Innerhalb der gemeinschaft- lichen Anlage kann die So- larstromerzeugung von den Dächern der 84 Doppelhaus- hälften und Reihenhäuser bestmöglich genutzt werden. Erst am Netzverknüpfungs- punkt des Quartiers kommt der lokale Verteilnetzbe- treiber ins Spiel. Mit dem individuellen Anschluss jeder einzelnen Photovol- taikanlage ans öffentliche Stromnetz wäre eine derart optimierte Direktversorgung mit Solarstrom nicht mög- lich. Besonders erfreulich: Nach der Novelle des EEG im Jahr 2023 kann mehr Photovoltaikleistung als zunächst geplant installiert werden. Das bei der Planung geltende EEG 2021 beschränkte die Anlagengröße auf 300 kWp, da Restriktionen bei der Netzeinspeisung eine größere Anla- ge unwirtschaftlich gemacht hätten. Die Novelle ermöglicht nun, dass die noch zu errichtenden Gebäude mit mehr dachintegrierten Modulen bestückt werden können, als bei Baubeginn erwartet. Intelligente Sektorkopplung Beim Paradebeispiel gelungener Sektorkopplung zeigen sich die vielen ökologischen und ökono- mischen Vorteile ganzheitlicher Die gezielte und prädiktive Steue- rung über die Energiezentrale stimmt die verschiedenen Bereiche optimal aufeinander ab. Durch die G A m o r t s r u t a n Die Autorin: Dr. Sarah Debor Dr. Sarah Debor leitet bei der naturstrom AG das Geschäftsfeld Urbanes Wohnen & Gewerbe, wo sie die Entwicklung dezentraler Energiekonzepte für Gebäude und Quartiere verantwortet. Daneben ist sie Mitglied des Vorstands des vedec – Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Con- tracting e.V. Visualisierung des Öko-Quartiers KOKONI ONE aus der Vogelperspektive. Energielösungen. Der Solarstrom wird nicht nur den Haushalten im Rahmen eines Mieterstromtarifs angeboten, sondern steht auch den zwei Wärmepumpen als dem zentralen Heizsystem des Quartiers zur Verfügung. Auch die dezentrale Trinkwasseraufbereitung mittels elektrischer Durchlaufsysteme und die an den Stellplätzen integrierten Vorrüstungen für Wallboxen zur Ladung von Elektrofahrzeugen nutzen den vor Ort erzeugten Son- nenstrom. p u o r G T R E G E I Z r e d l i e T , H b m G T P E C N I Galerie betrachten intelligente Kopplung der Sekto- ren Strom, Wärme und Mobilität wird die vor Ort produzierte grüne Energie so effizient wie möglich genutzt, sodass über 30 Prozent des lokalen Strombedarfs von den Pho- tovoltaikanlagen gedeckt werden. Bilanziell – also unter Einbeziehung des Solarstroms, der zu Mittagszei- ten ins öffentliche Netz eingespeist wird – liegt der Anteil der lokalen Erzeugung am Strombedarf übers ganze Jahr betrachtet sogar bei über 60 Prozent. Mit einem preisgünsti- gen Mieterstromtarif und der damit verbundenen naturstrom vor Ort App können die künftigen Bewoh- ner ihren Selbstversorgungsgrad und den ihres Quartiers noch wei- ter erhöhen und so die Klimabilanz zusätzlich verbessern. KOKONI ONE steht beispielhaft für die ambitionierten Pläne zur Wärmewende. Im Vergleich zu konventionellen Versorgungsme- thoden spart das Öko-Quartier über 290 Tonnen CO2 pro Jahr ein – und das ohne Berücksichtigung der klimafreundlichen Bauweise. An- passbare Grundrisse ermöglichen ▶ stadt + werk | 7/8 2024 25

Titelthema | Meisenheim PV-Anlage in Kombination mit dem Batteriespeicher und zwei öffentli­ chen E-Ladesäulen, die den Strom in den Mobilitätssektor bringen. „Wir stellen ein Bürgerauto zur dauerhaften Nutzung zur Verfü­ gung“, sagt Zeis. „Pflegeschüler, Hausbewohner oder andere Mei­ senheimer können es gegen eine zeitabhängige Gebühr mieten.“ sind die ideale Kombination für den Geschosswohnungsbau über die Jahreszeiten hinweg. Dagegen haben Wärmepumpen gerade im sanierten Bestand oft Probleme. Heizkörperanlagen etwa benötigen je nach Witterung höhere System­ temperaturen, die Luft-Wasser- Wärmepumpen nur ineffizient bereitstellen können.“ Grundsätzlich geht es beim Umbau des Energiesystems in Richtung Elektrifizierung. Vor allem im Neu­ bau führt laut Zeis kein Weg mehr an der Wärmepumpe vorbei. „Sie ist eine hervorragende Technologie, die wir mit Freude und viel Wohl­ wollen einsetzen.“ Trotzdem sei sie nicht immer die beste Lösung, wie das Projekt in Meisenheim zeigt. „Die KWK-Anlage im Keller und die PV-Anlage auf dem Dach Es braucht Raum für Innovation In der rheinland-pfälzischen Politik- landschaft hat sich die EDG mitt­ lerweile einen Namen gemacht. Im Jahr 2023 feierte das Unternehmen sein 25-jähriges Bestehen. Neben Staatssekretär Michael Hauer und Klimaschutzministerin Katrin Eder gratulierte auch Ministerpräsiden­ tin Malu Dreyer persönlich, um Christoph Zeis für seine Verdienste um die Energiewende zu würdigen. Umso erstaunlicher findet es Zeis, dass die Innovationskraft solcher Projekte und deren Chancen für die Energiewende bei den politischen Entscheidungsträgern in Berlin zuletzt weniger Anklang gefunden hat. „Sowohl im Gebäudeenergiege­ setz als auch in der Diskussion um die Kraftwerksstrategie kommt die dezentrale KWK deutlich zu kurz. Wir hoffen, dass wir mit Projekten wie dem in Meisenheim zeigen können, dass eine Energiewende ohne dezentrale KWK physikalisch nicht zielführend ist und sich diese Königsdisziplin der Energieeffizienz in den Gesetzen zur Umsetzung wiederfinden muss.“ Stefan Liesner ist Head of Public Affairs / Public Relations bei der 2G Energy AG. l www.dvgw-kongress.de/2024 Der DVGW Kongress 2024 17. – 18. September, Berlin PROGRAMM IST ONLINE #DVGWKON24

Energie + Effizienz | Energiespeicherung mit Nah- und Fernwärmenetzen sowie im industriellen Umfeld an. Dieser erfolgt, um die Wärme­ versorgung der angeschlossenen Kunden mit erneuerbaren Energien sicherzustellen, den Einsatz fossiler Brennstoffe zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Vom Behälterspeicher nach dem Thermoskannen-Prinzip bis hin zu Erdbeckenspeichern wie in Dänemark gibt es viele Möglich­ keiten. Diese Speichertechnologien er­ möglichen sowohl die Pufferung täglicher als auch saisonaler Wärmelastspitzen. Hinzu kommt Abwärme aus industriellen und gewerblichen Prozessen. Diese fällt meist kontinuierlich über das gesamte Jahr hinweg an. Durch die Speicherung überschüssiger Wärmeenergie kann sie zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll genutzt werden – über kurze Zeiträume hinweg bis hin zu mehreren Mo­ naten. Zugleich kann so auch das Abwärmepotenzial von mehre­ ren hundert Terawattstunden im Jahr angepackt werden. Das alles zusammen spart am Ende auch Kosten bei den Kunden und den Energieversorgern. Möglich ist zudem, mobile thermische Speicher als Ersatz für leitungsgebundene Netze zu verwenden. In kleinerem Maßstab werden Wär­ mespeicher zudem sowohl in Ein­ zelgebäuden als auch im Quartier eingesetzt, um die selbst erzeugte Energie zu nutzen oder über ein Nahwärmenetz im Quartier zu ver­ teilen. Auch im Bereich Industrie und Gewerbe haben thermische Speicherlösungen großes Potenzial. Sie können sowohl für Heizung und Warmwasser eingesetzt werden als auch zur Prozesswärmebereit­ stellung aus erneuerbarem Strom oder beispielsweise zur Effizienz­ steigerung im Prozess. Großwär­ mespeicher können zudem eine wichtige Rolle bei der Entlastung des Stromnetzes spielen. In Zeiten hoher Erzeugungsleistung können sie den Strom nach Umwandlung in Wärme einspeichern und diesen statt Abregelung in eine sinnvolle Nutzung überführen, etwa für den Wärmepumpenbetrieb oder zur Wandlung in Power-to-Heat-Sys­ temen. Auf diese Weise kann eine effizientere Kopplung der Sektoren Strom und Wärme erreicht werden. In der Systeminfrastruktur finden auch mobile thermische Speicher zunehmend Anwendung. Gerade dort, wo der Aufbau eines Wärme­ netzes auf Schwierigkeiten stößt, können thermische Speicher in der mobilen Ausführung Versorgungs­ lücken schließen und erneuerbare Wärme zum Kunden liefern. Erhebliche Speicherkapazität und -leistung wird es künftig dezentral sowohl im Bereich der E-Mobilität als auch bei Prosumern vom Haus­ halt über Gewerbe bis hin zur Industrie geben. Diese kleineren dezentralen Einheiten wiederum lassen sich gemeinsam als vir­ tuelles Kraftwerk oder virtueller Großspeicher bündeln, was als ein gemeinsamer Großspeicher betrachtet und an den Energie­ märkten angeboten werden kann. Hierzu gehören unter anderem auch die Speichersysteme aus der Mobilitätsinfrastruktur, vor allem integriert an Schnellladesäulen und auch Containerlösungen an Ladeparks für die gleichzeitige Ladung vieler E-Autos und E-Nutz­ fahrzeuge. Pufferspeicher in der Lade-Infrastruktur können letztlich beides: vor Ort die notwendige Ladeleistung bereitstellen, um eine ultraschnelle Ladung mehrerer E-Fahrzeuge zu ermöglichen, und gleichzeitig das öffentliche Netz entlasten sowie Dienstleistungen für das Netz anbieten. So vielschichtig das Energiesystem ist, so vielschichtig sind auch die Speichertechnologien, die wir für die Energiewende brauchen. Sie ermöglichen Energieeffizienz, Ver­ sorgungssicherheit und Flexibilität auf allen Ebenen – die Grundvo- raussetzung für das künftig auf Sonne und Wind basierende Ener­ giesystem – von der Erzeugung über die öffentliche Versorgungsin­ frastruktur bis hin zum Endver­ ■ braucher. S E V B Die Autorinnen: Beatrice Schulz und Katja Esche Beatrice Schulz ist Leiterin des Bereichs Technologien und Märkte beim Bundesverband Energiespeicher Systeme e.V. (BVES). In ihrem Studium hat sie sich auf Umweltökonomie und Energiewirtschaft spezialisiert. Katja Esche ist beim BVES als Referentin für Kommu- nikation tätig. stadt + werk | 7/8 2024 29

Energie + Effizienz | Stadtwerke Rostock der Netzentwicklungsplanung ist, dass klimaneutrale Fernwärme im verdichteten Stadtgebiet die wirt­ schaftlichste Option zur Ablösung dezentraler fossiler Wärme ist. Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, hat der Wärmeplan außerdem so genannte No-Regret-Maßnahmen herausgearbeitet, die in jedem Fall ergriffen werden sollten. Für die Stadtwerke Rostock ergeben sich daraus umfangreiche Investitionen bei der Umsetzung der grünen Wär­ meerzeugung. Auf der Erzeuger­ seite untersuchen die Stadtwerke im Moment die Umsetzung dieser No-Regret-Maßnahmen. Darunter sind Investitionsentscheidungen zu verstehen, die in jedem Szenario auf dem Weg zur Klimaneutralität ökonomisch und ökologisch sinn­ voll sind. Die Umsetzung der Rostocker Wärmewende ist ein Weg mit vielen Zwischenzielen: Nach der Fertigstellung des Wärmespeichers 2022 und der Inbetriebnahme der Power-to-Heat-Anlage 2023 prü­ fen die Stadtwerke derzeit, welche alternativen Wärmequellen für die Dekarbonisierung der Wärme und die Umsetzung des Wärmeplans genutzt werden können. Eine po­ tenzielle Wärmequelle ist dabei eine Abwasserwärmepumpe. Sie nutzt die Restwärme des geklärten Abwassers am zentralen Klärwerk der Stadt mithilfe einer Großwär­ mepumpe. Eine weitere Möglich­ keit könnte eine Großwärmepumpe sein, die Wärmeenergie aus dem Fluss Warnow gewinnt, der durch Rostock fließt. Auch Abwärme aus industriellen Prozessen, wie zum Beispiel aus der Wasserstoffproduk­ tion, kann perspektivisch genutzt werden. Im Rostocker Seehafen befinden sich im Moment mehrere Wasserstoffprojekte in Planung oder Untersuchung. G A k c o t s o R e k r e w t d a t S 55 Meter hoch, 45 Millionen Liter Heißwasser: Der Wärmespeicher der Stadtwerke Rostock ist Grundlage für die Fernwärme-Vergrünung. Im Sommer wird weniger Wärme als im Winter benötigt – die sai­ sonal unterschiedlichen Energie­ verbräuche müssen daher mit der ganzjährigen Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen und Abwärmepotenzialen in Einklang gebracht werden. Die Lösung kön­ nen zusätzliche große saisonale Wärmespeicher sein, die nicht nur Tagesspitzen oder Differenzen mehrerer Tage ausgleichen kön­ nen. Innerhalb des europaweiten Treasure-Projekts sammelt Rostock Erfahrungen bei der Planung und dem Betrieb solcher Wärmespei­ cher und tauscht sie mit anderen Partnern aus. In der zweiten Jahreshälfte will die Hanse- und Universitätsstadt mit einer geför­ derten Machbarkeitsstudie selbst einen saisonalen Wärmespeicher untersuchen und dafür geeignete Flächen finden, die nicht für andere Zwecke nutzbar sind. Pro Quartier nur eine Technologie Im kommunalen Wärmeplan hat die Rostocker Klimaschutzleitstel­ le für alle Stadtgebiete die beste Technologie für deren Wärmever­ sorgung ermittelt. Dabei gilt für jedes Quartier: Es kann nur eine Technologie geben. Entweder wird dort die Fernwärme ausgebaut oder die Leistung des Stromnetzes für moderne Wärmepumpen. Der Fernwärmeausbau spielt dabei im urban-verdichteten Raum die zen­ trale Rolle. Ein über 400 Kilometer langes Netz aus Rohrleitungen schließt schon heute zwei Drittel aller Haushalte in Rostock an die Versorgung an. Bis 2035 soll die Anschlussquote auf bis zu 80 Pro­ zent steigen. Die damit verbundenen Baumaß­ nahmen stellen ebenfalls eine Herausforderung dar. Zum einen müssen sie mit anderen wichtigen Investitionen der Stadt in Einklang gebracht werden. Das betrifft un­ ter anderem die Erneuerung der Wasser- und Abwassernetze, die Erweiterung des ÖPNV-Netzes, geplante Straßensanierungen so­ wie den Hochwasserschutz. All das bindet Geld, Planungskapazitäten, Baufirmen und Fachpersonal. Erforderlich sind daher schnelle und unbürokratische Genehmi­ gungsverfahren, aber auch eine ▶ stadt + werk | 7/8 2024 31

Energie + Effizienz | Interview minimieren, indem wir unsere Wär­ meerzeugung an die Temperaturen und deren Auswirkungen auf den Heizbedarf der Menschen in einer Kommune anpassen. Auf diese Weise verbrauchen wir weniger Energie, was das System insgesamt effizienter macht. Wir konzentrie­ ren uns auf den Betrieb der Netze, um diese so optimal wie möglich zu gestalten. Das führt letztlich zu niedrigeren Fernwärmekosten. Wo sehen Sie die größten Heraus- forderungen bei der Transformation der Strom- und Wärmeversorgung? In unserem Bereich ist das sicher­ lich die Kostenfrage. Es wurden Summen von bis zu 600 Milliarden Euro für die Umsetzung der Ener­ giewende genannt, und ich habe sogar von noch höheren Beträgen gehört. Daneben gibt es weitere Probleme. Zum Beispiel brauchen wir qualifizierte Fachleute, die in der Lage sind, die Netze zu planen und mit den potenziellen Energie­ erzeugern zu verbinden. Wichtig ist auch, dass das Ganze wirtschaftlich tragfähig ist. Das heißt, wir brau­ chen auch Leute im Vertrieb, die Ge­ schäftsmodelle entwickeln können. Wie verändert sich das Geschäft von Iqony durch den neuen Eigentümer? Mit unserem neuen Eigentümer Asterion, der auf Infrastrukturin­ vestitionen spezialisiert ist, verste­ hen wir uns als privater Partner der Kommunen. Wir bringen nicht nur finanzielle Mittel ein, sondern wol­ len auch in der Energieerzeugung aktiv werden und kommunale Part­ nerschaften aufbauen, um gemein­ same Unternehmen zu entwickeln. Dabei steht nicht nur die Finanzie­ rung im Vordergrund, sondern wir wollen auch einen Beitrag zur CO2­ Einsparung leisten. Wichtig ist uns, „Wir verstehen uns als privater Partner von Kommunen.“ dass wir wirtschaftlich erfolgreich und die Bürgerinnen und Bürger gleichzeitig in der Lage und bereit sind, die Wärmekosten zu tragen. Unser Mehrwert liegt nicht nur in der finanziellen Unterstützung, sondern auch in unserem Know­ how. Wir haben die Ingenieure und Planer, um die Anlagen effizient zu betreiben. Interview: Alexander Schaeff R e c r u i t i n g D a y s 2 6 + 2 7 S e p 24 27 September 2024 Driving the energy transition. Together! Be sure to take part in the world’s biggest and most important business platform for the onshore and offshore wind industry! • Meet up with 1,500 exhibiting companies from 40 countries across 10 halls • Visit the first­rate conference programme on 4 stages in the halls free of charge • Get in touch with the key • Two days dedicated to recruiting – decision makers of the inter­ national wind energy sector for career starters, specialists and career changers Organised by: Global Partner: European Partner: Partners: windenergyhamburg.com

Energie + Effizienz | Energieverteilung den. Es ist aber zu beachten, dass in der Hoch- und Höchstspannung Netzkapazitäten nur indikativ aus­ gewiesen werden können, da für jeden neuen Anschluss eine indi­ viduelle Prüfung und umfangreiche Maßnahmen notwendig bleiben. Ein bundeseinheitliches Tool ist aus Sicht der Energiewirtschaft nicht sinnvoll, da die Anforderungen je nach Netzgebiet variieren und eine Standardisierung den Wettbewerb beeinträchtigen könnte. Schließlich sollte eine systematische Herange­ hensweise implementiert werden, die die Maßnahme mit anderen Schritten wie dem Netzanschluss­ begehren und der Reservierung verknüpft. Sinnvoll ist die angestrebte Sen­ kung der Kosten für Netzanschlüsse für alle Beteiligten. Gleichzeitig ist zu beachten, dass es verschiedene Arten von Anschlusskosten gibt, je nachdem, ob es sich um Anlagen nach dem Erneuerbare­Energien­ Gesetz (EEG) oder um Bezugs­ anlagen handelt. Aktuell können Netzbetreiber beispielsweise einen Baukostenzuschuss (BKZ) für Be­ zugsanlagen verlangen oder darauf verzichten, was zu Unterschieden bei den Kosten führt. Einheitliche Kosten für Netzanschlüsse in allen Netzgebieten sind im Sinne der Verursachungsgerechtigkeit nicht sachgerecht, weil sich die Kosten­ strukturen deutlich unterscheiden. Richtig ist auch die Initiative des BMWK, die gesetzlichen Grund­ lagen für die Zertifizierung von Erzeugungsanlagen für eine Über­ gangszeit anzupassen, um dem gegenwärtigen Zertifizierungs­ stau für kleine und mittelgroße Erneuerbare-Energien-Anlagen zu begegnen. Hier gibt es kurzfristi­ gen Vereinfachungsbedarf, um zur Erreichung der Ausbauziele für erneuerbare Energien beizutragen. Inbetriebnahme erleichtern Installateure, die bereits einen Installateurausweis von ihrem Hauptnetzbetreiber erhalten haben, dürfen in anderen Netzgebieten tätig werden, ohne erneut geprüft zu werden. Dies ist bereits in den branchenweit genutzten Grundsät­ zen zwischen Netzbetreibern und Handwerk vorgesehen. Allerdings gibt es aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Netzanschlüssen Engpässe bei den Installateuren, da das Schulungsangebot für die er­ forderlichen Sachkundenachweise begrenzt ist. Zudem variieren die ▶ Hardware Beratung Software Analyse Steuerung i Jetzt auch bei SMIGHT: Lastmanagement nach §14a EnWG Ihr Verteilnetz ist stärker als Sie schätzen Wir zeigen Ihnen, wie stark Ihr Netz tatsächlich ist. Denn der Großteil der durch Simulationen ermittelten Schwachstellen sind überhaupt keine. Mit SMIGHT Grid2 identifizieren Sie abgangsscharf und in Echtzeit die realen Schwachstellen im Verteilnetz. Unsere IoT-Netzmonitoring-Lösung umfasst alle Komponenten, die Sie benötigen, um Ihr Netz nachhaltig aufzurüsten. SMIGHT GmbH | www.smight.com | info@smight.com

Energie + Effizienz | Serie Best Practice KWK Als Starthilfe für das Hochfahren der Kraftwerksturbinen dienen Akkumulatoren und Verbrennungs­ motoren, die für die Eigenversor­ gung am Standort vorgesehen sind. Auf der Baustelle hat sich in den vergangenen Monaten viel getan: Die vier Heizkondensatoren und Fernheizpumpen wurden ange­ liefert und aufgestellt. Die beiden Gasturbinen und die Dampfturbine sind bereits an ihrem Platz. Der erste Teil des Gebäudestahlbaus vom Powerblock, in dem sie später stehen werden, ist errichtet. Die Rohbauarbeiten des Riegelgebäudes sind abgeschlossen, die Fassadenar­ beiten haben begonnen. Besonders imposant ist der Wärmespeicher, der später 50 Millionen Liter Was­ ser fassen wird. Einbindung ins Stadtnetz Das Stadtnetz der Hamburger Ener­ giewerke versorgt über ein mehr als 860 Kilometer langes Rohrleitungs­ netz derzeit knapp 540.000 Wohn­ einheiten, also Haushalte, soziale Einrichtungen, Industrie und Ge­ werbe. Es erstreckt sich maßgeblich in den Bezirken rund um die Alster. Da der Energiepark Hafen südlich der Elbe liegt, bauen die Hamburger Energiewerke zurzeit eine Fernwär­ meleitung mit Elbquerung, um die Wärme zu den Verbrauchern nörd­ lich der Elbe zu bringen. Die neue Serie Best Practice KWK Teil 1: Versorgungssicherheit Strom und Wärme mit KWK Teil 2: Zusätzliche Nutzungseffizienz in bestehenden Anlagen durch Modernisierungsmaßnahmen Teil 3: KWK in der Gebäude- und Quartiersversorgung Teil 4: Blick in die Zukunft der KWK Teil 5: Dream-Team KWK und Wärmepumpe Teil 6: Wasserstoff-KWK W n E H Baustelle an der Dradenau mit einem 50 Millionen Liter fassenden Wärmespeicher. Fernwärme­Systemanbindung­West (kurz: Südleitung) verbindet den Energiepark Hafen mit dem beste­ henden Fernwärmenetz im Westen Hamburgs. Die neue Trasse beginnt an der GuD-Anlage Dradenau. Der Bau der knapp acht Kilometer lan­ gen Südleitung erfolgt in mehreren parallelen Bauabschnitten. am Transformationsplan für das Stadtnetz gearbeitet, der den Weg ab 2030 hin zur Klimaneutralität im Jahr 2045 skizziert. Das Ziel- szenario enthält Angaben über die zukünftigen klimaneutralen Wär­ mequellen sowie die Potenziale für Ausbau- und Nachverdichtungsge­ biete des Stadtnetzes. Als städtischer Energieversorger leisten die Hamburger Energie­ werke mit dem Kohleausstieg und der Errichtung der beiden neuen Erzeugerparks den größten Ein­ zelbeitrag zu den Klimazielen der Stadt. Neben der Dekarbonisie­ rung plant der Energieversorger ein starkes Wachstum des Fern­ wärmenetzes, um möglichst viele mehrgeschossige Gebäude an die zukünftig klimaneutrale Fernwär­ me anzuschließen. So wird bereits Generell gilt: Die Energiewende ist eine Mammutaufgabe, die nur mit Unterstützung der Politik gestemmt werden kann. Insbe­ sondere braucht es für langfristige Bauprojekte Planungssicherheit. Dazu gehört beispielsweise, dass das Kraftwärmekopplungsgesetz bis mindestens 2030 verlängert und die Bundesförderung effizien­ te Wärmenetze (BEW) zu einem eigenen Gesetz erhoben und mit ausreichend Finanzmitteln aus­ gestattet wird. Die Energiewende kann nur als gesamtgesellschaftli­ che Aufgabe gelingen. Sie braucht die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger, die Innovationskraft der Energieversorger und die langfristige Unterstützung durch die Politik. Friederike Grönemeyer ist Presse- sprecherin bei der Hamburger Ener- giewerke GmbH. stadt + werk | 7/8 2024 37

IT + Technik | Breitbandausbau le spielt die Digitalisierung der Verwaltung – das zeigt auch ein Blick über den Tellerrand in andere Länder wie zum Beispiel Estland. Hier sind Politik und Behörden in Deutschland gefordert. Rückenwind aus der Politik ist beim Glasfaserausbau wichtiger denn je, damit die von Investoren und Unternehmen angekündigten insgesamt 50 Milliarden Euro auch in den Glasfaserausbau fließen kön­ nen. Die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage bringt einige Herausforderungen für die Investo­ ren, Unternehmen und den Ausbau mit sich. Dazu zählen Inflation, steigende Kosten, Fachkräftemangel und fehlende Baukapazitäten sowie viel zu viel Bürokratie. Es müssen daher dringend Hürden beim Glasfaserausbau abgebaut werden. Nur Ziele wie die Versor­ gung aller Haushalte mit Glasfaser bis 2030 auszugeben, reicht nicht aus. Es kann nicht funktionieren, wenn die Politik Gas geben will und zugleich auf der Bremse steht. Seit vielen Monaten wartet die Branche auf das TK-Netzausbau-Beschleu­ nigungsgesetz. Ein Entwurf liegt bereits vor. Doch eine Einigung innerhalb der Regierung ist nicht in Sicht. Die Branche sieht es als elementar an, dass der Ausbau der Telekommunikationsnetze als von „überragendem öffentlichen Inte- resse“ eingestuft wird. Deutschland hat kein Ausbau-, sondern ein Bürokratieproblem. Bis ein Bauantrag genehmigt ist, kann es Monate bis Jahre dauern. ANGA fordert weiterhin deutlich schnelle­ re Genehmigungsverfahren. Dabei kommt es aber insbesondere auf die Bundesländer an. Die Verfahren lassen sich nur weiter beschleuni­ gen, wenn diese ihre Regelungen straffen und modernisieren. Der beschlossene Bund-Länder-Pakt für Planungs­ und Genehmigungsbe­ schleunigung muss zügig umgesetzt werden. Deutlich zu viel Ein weiterer wichtiger Punkt beim Ausbau ist ein vernünftiger und zielführender Einsatz der Förder­ mittel. Der ANGA Breitbandver­ band setzt sich für den Vorrang des eigenwirtschaftlichen Ausbaus und den Schutz privater Investitionen in der Förderpolitik ein. Der ganz überwiegende Teil der Gebiete kann privatwirtschaftlich ausge­ baut werden. Förderung muss noch stärker dorthin gelenkt werden, wo sie wirklich gebraucht wird. Eine effiziente Priorisierung der För­ dermittel muss sicherstellen, dass nicht mehr Anträge gestellt wer­ den, als Fördermittel zur Verfügung stehen. Dadurch und durch eine Begrenzung des Fördervolumens ließen sich erhebliche Einsparun­ gen realisieren, ohne den Ausbau zu verlangsamen. Wir halten drei ▶ d n a b r e v d n a b t i e r B r e D A G N A Die Autorin: Dr. Andrea Huber Dr. Andrea Huber ist seit 2010 Geschäftsführerin von ANGA Der Breitbandverband. Die Juristin leitet die Geschäftsstelle des Verbands in Berlin und ist Ansprechpartnerin für Regierungen auf Bundes-, Landes- und europäischer Ebene zu allen Fragen rund um Breitband- und Medienpolitik. QualityBox von Langmatz S Kunststoffkabelschacht S Modularer Aufbau S Unzählige Größen S Zahlreiche Varianten S Große Stabilität und Statik S Überbaubarkeit von vorhandenen Trassen S Variable Sollbrüche sogar über D400 hinaus Unsere Kompetenz für die Netze von heute und morgen! www.langmatz.de

IT + Technik | Breitbandausbau Niedersachsen. Hier konnte im Team von Netzbetreibern und Bau­ herren innerhalb kurzer Zeit eine hohe Beteiligung der Bevölkerung erreicht und somit der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur maß­ geblich vorangetrieben werden. Durch gezielte, lokal-fokussierte Marketing­Maßnahmen und die enge Zusammenarbeit mit Ent­ scheidungsträgern vor Ort gelang es, jedes Projekt zum Erfolg zu führen. Mit Blick auf die Zukunft plant Pre­ mium-Connect, seine Aktivitäten weiter auszubauen und noch mehr ländliche Gebiete mit moderner Glasfasertechnologie zu erschlie­ ßen. Auch sollen für Netzbetreiber die Haushalte mit den erprobten Maßnahmen für die Glasfasertech­ nologie gewonnen werden. „Wir ) 4 2 0 2 T C E N N O C - M U M E R P ( d e t a r e n e g - I K I Premium-Connect bringt digitale Infrastruktur in den ländlichen Raum. sehen ein enormes Potenzial in den ländlichen Regionen Deutschlands“, so Wilke. „Unser Ziel ist es, die digitale Kluft zwischen Stadt und Land zu schließen und allen Menschen Zugang zu den Möglichkeiten der digitalen Welt zu bieten.“ Die Herausforderungen blei­ ben, doch mit dem innovativen Ansatz und dem Engagement des Teams ist Premium-Connect bestens aufgestellt, um die Digi­ talisierung im ländlichen Raum erfolgreich voranzutreiben. Das Unternehmen zeigt, dass mit der richtigen Strategie und einem tiefen Verständnis für die Bedürf­ nisse der Menschen vor Ort auch anspruchsvolle Projekte erfolgreich umgesetzt werden können. Durch seine Arbeit leistet das Un­ ternehmen Premium­Connect einen wichtigen Beitrag zur digitalen Transformation Deutschlands und setzt ein Zeichen dafür, dass auch der ländliche Raum von den Vor­ teilen der modernen Technologie profitieren kann. Axel Schüler-Bredt ist zuständig für Marketing/PR bei der Filiago GmbH & Co. KG. GlasfasEr 24 Jahre Erfahrung | 300+ Projekte 3 Mrd. EUR Investitionsvolumen Strategie | Planung | Bau

Eigenwirtschaftlicher Ausbau in Deutschland Deutsche GigaNetz GmbH – Ihr Glasfaserexperte stellt sich vor Anzeige Die Deutsche GigaNetz mit Haupt- sitz in Hamburg betreibt in großen Teilen der Bundesrepublik einen eigenwirtschaftlichen Glasfaser- Breitbandausbau „bis in die eigenen vier Wände“. Dank seiner „Fiber to the Home (FttH)“-Eigenschaft leistet das rasend schnelle Glasfaser-Internet des Telekommunikationsunterneh- mens einen erheblichen Beitrag zur flächendeckenden Teilhabe an der Infrastruktur der Zukunft und zur Digitalisierung Deutschlands. Ziel der Deutschen GigaNetz ist es, möglichst viele Kommunen zu 100 % mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen, ohne vorhandene Infrastruktur und sinnvolle Förderprojekte außer Acht zu lassen. Das Unternehmen versteht sich als langfristiger Qualitätsanbie- ter mit einem nachhaltigen Netz für kommende Generationen, das durch hochwertige Verlegetechniken überzeugt und als Open-Access- Lösung diskriminierungsfrei für Wett- bewerber ist. Historie 2020 ist die Deutsche GigaNetz mit der Planung, der Vermarktung, dem Ausbau und dem Betrieb von Glas- fasernetzen in Baden-Württemberg und Hessen gestartet – in Koopera- tion mit den sogenannten „Gigabit- Regionen“ Heilbronn-Franken und FrankfurtRheinMain. Mittlerweile unterhält die Deutsche GigaNetz neben dem Hauptsitz in Hamburg Sie haben noch Fragen? Holen Sie sich Antworten! Deutsche GigaNetz GmbH 040 593 6300 deutsche-giganetz.de Stand: Oktober 2023 fünf weitere Standorte in Heilbronn, Frankfurt (Main), Erfurt, Leipzig und Düsseldorf, wo über 600 Beschäftig- te für das Unternehmen arbeiten. Die Telekommunikationsexpertinnen und -experten der Deutschen GigaNetz planen, bauen und betreiben Glas- faseranschlüsse für private Haus- halte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Damit treiben sie die ehrgeizigen Ziele des Unternehmens voran und sorgen für stetiges Wachs- tum, das weit über betriebswirt- schaftliche Kennzahlen hinausgeht. Erfolgsrezept Die Deutsche GigaNetz verfolgt bei all ihren Ausbauprojekten einen kooperativen, ganzheitlichen Ansatz. Dieser hat zum Ziel, Kommunen voll- ständig an das Glasfasernetz anzu- schließen und somit allen Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zur Digita- lisierung zu ermöglichen. Erreicht wird dieses Vorhaben vor allem durch den eigenwirtschaftlichen Ausbau, der in der Regel mindestens 90 % der Erschließung ausmacht. Ergänzt wird der Ausbau auf eigene Kosten durch die Mitnutzung vorhan- dener Infrastruktur sowie strategisch sinnvoller Förderprojekte. Unerläss- lich für Ausbauplanungen aller Art ist die enge Absprache und Zusammen- arbeit mit den Kommunen. Dank der transparenten Kommunikation, die sich als Erfolgsfaktor herauskristalli- siert hat, realisiert das Unternehmen mittlerweile mehrere Zehntausend FttH-Anschlüsse monatlich. Damit ist die Deutsche GigaNetz nicht nur führend beim Ausbau von Glasfaser- netzen, sondern auch einer der Vorreiter der Telekommunikations- branche. Open-Access-Ansatz Als Telekommunikationsanbieter in den Bereichen Internet, Fernsehen und Telefonie leistet die Deutsche GigaNetz einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Digitali sierung der Bundesrepublik. Dazu gehört auch das Einstehen für ein „offenes, barrierefreies Netz“, mit dem das Unternehmen klar auf Kooperation statt Konkurrenz setzt. Indem die Deutsche GigaNetz ihr Glasfasernetz auch anderen Marktteilnehmern zur Verfügung stellt, genießen Kundin- nen und Kunden die freie Angebots- wahl. Weiterer Vorteil des kooperati- ven Ansatzes: Ein Überbau von Glasfasernetzen, der volkswirtschaft- lich nicht sinnvoll wäre und eine Doppelbelastung für Kommunen und ihre Bewohnerinnen und Bewohner bedeuten würde, kann vermieden werden. Stattdessen werden auf diese Weise Ressourcen und Kräfte gebündelt, was zu einer besseren Netzauslastung sowie zu einem wirtschaftlicheren und beschleunig- ten Gesamtnetzausbau führt.

Praxis + Projekte | Landkreis Rotenburg (Wümme) der kommunalen Wertschöpfung ist stark projektabhängig. Einfluss auf die Höhe haben beispielsweise der Umfang der Investitionskosten, der erzielbare Energieertrag, die Erlösstruktur und der resultierende Gewinn. alisierung eines Windparkprojekts entstehen, wurden die vorliegenden rechtlichen Rahmenbedingungen untersucht und entsprechende auf den Landkreis Rotenburg (Wümme) bezogene Kennzahlen und Annah­ men getroffen. Typische Projektstrukturen Um die regionalökonomischen Ef­ fekte und kommunale Wertschöp­ fung für den Landkreis Rotenburg (Wümme) abschätzen zu können, wurden Entwickler nach ihren Planungen im Landkreis befragt. Betrachtet wurde unter anderem die geplante Anlagenleistung, die Größe der Windparkprojekte und typischen Auftragsstrukturen, also ob Dienstleistungen regional oder überregional vergeben werden. Des Weiteren wurde ermittelt, mit welchen Eigentumsverhältnissen von Pachtflächen im Landkreis gerechnet wird. Die Entwickler sehen für die zu­ künftigen Windparks die höchste Beteiligung regionaler Akteure im Bereich der baulichen Tätigkeiten (Wegebau, Tiefbauarbeiten und Kabelverlegung). Finanz- und Ver­ sicherungsdienstleistungen werden eher überregionalen Anbietern zugeordnet. In der Betriebsphase werden Pachten an regionale Ak­ teure gezahlt. Für die kommunale Wertschöpfung, also die Einnah­ men der Kommune, die aus der Re­ Auf Basis der vorliegenden In­ formationen wurde ein typischer Windpark definiert, wie er in den kommenden Jahren in der Regi­ on Rotenburg (Wümme) gebaut werden kann. Dieser typische Windpark hat demnach eine Größe von fünf Windenergieanlagen, die jeweils eine Nennleistung von sie­ ben Megawatt aufweisen. Ein ein­ zelner Windpark dieser Art kann in Summe über die Realisierungsphase und den 20-jährigen Betrieb regio­ nalökonomische Effekte in Höhe von bis zu 20 Millionen Euro und eine kommunale Wertschöpfung in Höhe von bis zu 10 Millionen Euro generieren. Um die Klimaziele zu erfüllen, werden viele solcher Projekte realisiert – jedes einzelne mit dem Potenzial, Gelder in die kommunalen Kassen und Wert­ schöpfung in die Region zu bringen. Hochrechnung der Potenziale Was bedeutet das am konkreten Beispiel des Landkreises Roten­ burg (Wümme)? Hier sollen ent­ sprechend des niedersächsischen Windenergiebeschleunigungs­ gesetzes zukünftig vier Prozent der Flächen für die Windenergie bereitgestellt werden. Bereits heute werden circa 1.600 Hektar für die Windenergienutzung ver­ wendet und sind entsprechend raumplanerisch ausgewiesen. Zur vollständigen Ausweisung von vier Prozent der Kreisfläche muss diese bestehende Fläche mehr als vervierfacht werden – auf insge­ samt 6.660 Hektar. Abhängig vom spezifischen Flächenbedarf und der tatsächlich installierten Leistung ergeben sich so große Potenziale für regionalökonomische Effekte und kommunale Wertschöpfung. Betrachtet wurden die Effekte bei einem Flächenbedarf von 2,8 Hek­ tar pro Megawatt (ha/MW) und knapp über 5 ha/MW. Je größer der Flächenbedarf ist, desto enger ist die Bebauungsdichte, die pro Megawatt anzunehmen ist. Das hat einen entscheidenden Einfluss auf die zu erwartenden kommu­ nal- und regionalwirtschaftlichen Effekte. Ausgehend von den Ergebnissen für einen generischen Windpark und skaliert auf das Vier-Prozent- Ziel im Landkreis Rotenburg (Wümme) ergeben sich je nach Bebauungsdichte regionalökono­ mische Effekte in Höhe von 725 Millionen bis 1,4 Milliarden Euro über die gesamte Laufzeit aller benötigten Windenergieanlagen. Die kommunale Wertschöpfung lässt sich auf 370 Millionen bis ▶ Die Autorinnen: Anna-Kathrin Wallasch und Dorothee Ellerhorst Anna-Kathrin Wallasch und Dorothee Ellerhorst sind Teil der Fachab- teilung Markets & Politics bei der Deutschen WindGuard GmbH. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Erstellung verschiedener Marktanalysen zur Beratung von Akteuren aus Politik und Wirt- schaft. Zu den Auftraggebern gehören insbesondere Bundes- und Landesbehörden sowie Verbände und Unternehmen. stadt + werk | 7/8 2024 45 H b m G d r a u G d n W e h c s t u e D i

Praxis + Projekte | Thermografie an Gebäudedächern wurde hinge­ gen nur in Einzelfällen praktiziert. Werden Spezialflugzeuge einge­ setzt, erhalten die Auftraggeber Informationen über den energeti­ schen Zustand der Gebäudedächer. Diese können bis zu einem Fünftel der Wärmeverluste von Gebäuden ausmachen. Für umfassendere Aussagen zum Gebäudezustand sind jedoch auch flächendecken­ de Wärmebildaufnahmen der Gebäude fassaden erforderlich. Um solche Schrägaufnahmen zu erstel­ len, testete CLIMAP zunächst den Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge wie Drohnen und Luftschiffe. Da deren Tragkraft begrenzt ist, kön­ nen jedoch nur kompaktere und damit weniger hochauflösende Wärmebildkameras eingesetzt wer­ den. Das CLIMAP-Team entschied sich deshalb für eine Ergänzung um die terrestrische Thermografie und entwickelte ein Thermalkame­ rafahrzeug. Mit dem Fahrzeug kann CLIMAP die luftgestützten Aufnahmen der Gebäudedächer durch hochauflö­ sende Wärmebilder der Gebäude­ fassaden ergänzen. Dazu werden alle Straßen des Zielgebiets syste­ matisch abgefahren. Eine eigens entwickelte Software ordnet das Bildmaterial anschließend zu. Na­ türlich können mit dem Wärmebild­ fahrzeug nur die straßenzugewand­ ten Gebäudeseiten aufgenommen werden. Diese lassen jedoch auch Rückschlüsse auf die Gebäude­ rückseite zu, da in den seltensten Fällen beispielsweise eine selektive Dämmung nur der Gebäudefassade vorgenommen wird. Das CLIMAP-Verfahren erzeugt eine große Anzahl von Wärmebil­ dern. Eine händische Auswertung aller Daten wäre nicht durchführ­ V V M V V M bar. CLIMAP hat deshalb eine künstliche Intelligenz für die bauteilspezifische Auswer­ tung entwickelt. So können beispielsweise Fenster von Fassadenelementen automa­ tisiert unterschieden und eine Kategorisierung der einzelnen Bauteile nach thermischer Auffälligkeit vorgenommen werden. Im Energiebericht werden die Ergebnisse anhand ei­ ner Ampellogik dargestellt: Hohe bauteilspezifische Wärmeverluste erhalten beispielsweise eine rote Am­ pel, während Bauteile ohne thermische Auffälligkeiten die beste Bewertung – eine grüne Ampel – erhalten. Abgesehen von den ausgewerteten Wärmebildern enthält der Energiebericht indi­ viduelle Handlungsoptionen zur energetischen Modernisierung des Gebäudes, konkrete Vorschläge für die nächsten Schritte und Informa­ tionen zu Fördermöglichkeiten. Konsistente Datengrundlage Die genannten Ergebnisse und Empfehlungen erhalten Gebäude­ eigentümer auch in einer klassi­ schen Energieberatung. CLIMAP bietet jedoch einen entscheidenden Vorteil: Der Energiebericht kann online auf der CLIMAP-Website abgerufen werden und ist deutlich Blaue und grüne Farbflächen signalisieren gerin- ge, orangene und gelbe höhere Wärmeverluste. günstiger als die herkömmliche Thermografie vor Ort. Ermöglicht wird dies durch den flächendecken­ den Erfassungsansatz und die Kostenbeteiligung eines kommuna­ len Auftraggebers. Als Auftragge­ ber treten bisher meist Kommunen auf. Sie sind beispielsweise an einer konsistenten Datengrundlage für die kommunale Wärmeplanung interessiert und können gleichzei­ tig ihren Bürgern Unterstützung beim Einstieg in die Gebäudesanie­ rung anbieten. Zunehmend wird CLIMAP aber auch von regionalen Energieversorgern beauftragt, die mit dem Energiebericht ihr Dienst­ leistungsangebot erweitern möch­ ten. Er steht deshalb als White Label Service zur Verfügung. ■ Der Autor: Clemens Peters Clemens Peters hat Nachhaltige Energieversorgung an der RWTH Aachen studiert, ist seit dem Jahr 2018 bei der MVV Energie AG tätig und heute Programm- leiter für die digitale energetische Stadtentwicklung bei der MVV Regioplan GmbH. Seit 2022 leitet er mit anderen das Start-up CLIMAP. stadt + werk | 7/8 2024 47

Spezial | Smart Metering Wie haben regulatorische Ände- rungen, insbesondere der Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), Ihre Strategie und Prozesse beeinflusst? Der Paragraf 14a stellt die Wei­ chen für den Einsatz steuerbarer Verbrauchseinrichtungen im Stromsektor und hat den Bedarf an Lösungen zur effektiven Steuerung und Integration dieser Technologien erhöht. Als Reaktion darauf haben wir unser Produktportfolio um das Management von steuerbaren loka­ len Systemen (CLS) erweitert. Dies umfasst nicht nur die Hardware, sondern auch die notwendigen Dienstleistungen und die Software- Infrastruktur, damit unsere Kunden diese neuen regulatorischen Anfor­ derungen erfüllen können. Diese Entwicklung war ein wichtiger Treiber für die aktuelle Dynamik im Smart Meter Roll­out. Sie hat uns veranlasst, innovative Lösungen zu entwickeln, die es ermöglichen, Energieflüsse intelligenter zu steu­ ern und damit einen Beitrag zur Energiewende und zur Erhöhung der Netzstabilität zu leisten. Welche Bedeutung hat das Thema CLS-Management für die Netzbe- treiber? Die intelligente Steuerung von Verbrauchern, Erzeugern und Speichern im Stromnetz ist ent­ scheidend für die erfolgreiche Um­ setzung der Energiewende und das Erreichen der Klimaziele. Mit CLS- Management können Stadtwerke und Netzbetreiber nicht nur ihre eigene Netzinfrastruktur effizienter bewirtschaften, sondern auch neue Geschäftsmodelle und Dienstleis­ tungen entwickeln, die auf der intelligenten Nutzung von Energie basieren. So ermöglicht beispiels­ weise die Integration von Wärme­ pumpen oder Photovoltaikanlagen eine Steuerung und Optimierung des Energieverbrauchs, was zu einer höheren Energieeffizienz und letztlich zu Kosteneinsparungen für die Endverbraucher führen kann. Was sind aus Ihrer Sicht die häufigs- ten Stolpersteine bei der Installation und dem Betrieb von intelligenten Messsystemen? Die korrekte Installation der Mess­ systeme, der Anschluss der Anten­ nen und die Sicherstellung eines guten Mobilfunkempfangs an der Messstelle sind essenziell. Wichtig ist auch, dass die Daten korrekt in die Systeme eingegeben werden, damit die Messstelle fehlerfrei in Betrieb genommen werden kann. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen wir auf um­ fangreiche Schulungsprogramme für Techniker und Installateure. Zusätzlich haben wir Handbücher und Leitfäden entwickelt, die als Nachschlagewerk dienen und die Qualität der Installationen sicher­ stellen sollen. Wie profitieren Stadtwerke und Netzbetreiber von den gemeinsamen Stichprobenverfahren für moderne Messeinrichtungen und Basiszähler? In unseren beiden Prüfstellen ERP3 in Maxdorf und ESL3 in Merzig sind wir schon jetzt in der Lage, moder­ ne Messeinrichtungen und Basis­ zähler eichrechtskonform und mit neuester Technik zu prüfen. Durch die Bündelung von Ressourcen in einem gemeinsamen Stichproben­ verfahren und die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur können Stadtwerke und Netzbetreiber er­ hebliche Kosteneinsparungen rea­ lisieren. Das Verfahren ermöglicht es, Losgrößen über verschiedene Netzgebiete hinweg zusammen­ zufassen und damit die Prüfungen wirtschaftlicher und effizienter zu gestalten. „Mit CLS-Management können Netzbetreiber neue Geschäfts- modelle entwickeln.“ Welche Weiterentwicklungen und Innovationen plant Voltaris insbe- sondere im Bereich Schalten und Steuern sowie bei der Anbindung mehrerer Zähler? Für die Zukunft planen wir, unsere Dienstleistungen im Bereich Schal­ ten und Steuern weiter auszubauen und zu optimieren. Unser Fokus liegt dabei auf der Entwicklung von Lösungen, die eine noch effizientere Steuerung und Überwachung von Energieverbrauch und -erzeugung ermöglichen. Wir sind bereits in verschiedenen Pilotprojekten aktiv, um die technische Machbarkeit und den Mehrwert neuer Anwendun­ gen zu testen. Dazu gehören auch ▶ S I R A T L O V Im Interview: Marcus Hörhammer Marcus Hörhammer, Leiter des Bereichs Produktent- wicklung und Vertrieb bei VOLTARIS, beschäftigt sich mit dem Prozess- und Strategie-Management und ist Ansprechpartner rund um das intelligente Messwesen, digitale Mehrwertdienste und für die VOLTARIS-Anwendergemeinschaft Messsystem. stadt + werk | 7/8 2024 49

Spezial | Stadtwerke Schwäbisch Hall ein problemloses Andocken neuer Kunden möglich. Diese Systemfle­ xibilität bescherte Somentec und den Stadtwerken Schwäbisch Hall insbesondere in den letzten Wo­ chen vor Ende der Übergangsfrist am 1. April 2024 regen Zulauf. Eine Reihe Unternehmen meldete sich wenige Wochen vor Ablauf und konnte trotzdem noch rechtzeitig berücksichtigt werden. „Wir haben eine sehr offene Lösung erstellt, die für alle ERP-Systeme passt“, erläutert Somentec-Ge­ schäftsführer Christian Hartlieb. „Die ursprünglichen Prozesse des jeweiligen Unternehmens lassen wir unberührt und binden unsere Software erst ab der Kommunikati­ on ein. Zudem schätzen die Kunden unseren engagierten Service bei Be­ schaffung und Umsetzung sowie die enge Betreuung. So sind wir in der Lage, das gesamte Projekt inklusive Zertifikatsbeschaffung, Anbindung an die AS4-Software und Produk­ tivsetzung innerhalb von fünf Arbeitstagen abzuwickeln.“ Der AS4-Erfolg hat insbesondere für Somentec erfreuliche Neben­ wirkungen. „Durch das AS4-Projekt haben wir unseren Bekanntheits­ grad im Energiemarkt deutlich erweitert“, registriert Christian Hartlieb. „Wir werden als sehr innovatives Unternehmen wahrge­ nommen.“ Mit der Folge, dass auch andere Software-Lösungen von Somentec in den Fokus des Inte­ resses rücken. „Aktuell treffen viele Anfragen von Unternehmen ein, die gern ein Angebot für den Tausch des ERP-Systems haben möchten“, berichtet Alexander Urtel. Darun­ ter befinden sich Kunden, die bei Somentec bisher nicht unmittelbar im Vertriebsfokus standen. „Durch AS4 haben wir die Kundenbasis sowohl quantitativ als auch quali­ i k c e i n a r a B n a h p e t S In ihrem ISO-zertifizierten Rechenzentrum betreiben die Stadtwerke Schwäbisch Hall das Hardware-Sicherheitsmodul. tativ erweitert“, ergänzt Alexander Urtel. Die AS4-Lösung repräsentiert für Somentec darüber hinaus einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum Cloud-Anbieter für seine komplette Software-Produktpalette. Nach XAP.portal ist der AS4-Ser­ vice das nächste waschechte Cloud- Produkt von Somentec. „Aktuell sind wir dabei, unsere ERP-Lösung in die Cloud zu bringen“, erläutert Christian Hartlieb die Produktent­ wicklungsstrategie. Startklar für BKV und Gas Und wie geht es mit dem Projekt nun weiter? „Unsere gemeinsame AS4-Lösung ist für die Marktrolle BKV bereit“, kündet Alexander Urtel an. „Schon jetzt nutzen einige Bilanzkreisverantwortliche im Kun­ denkreis unsere AS4-Marktkommu­ nikation aktiv. Die Marktrolle BKV haben wir von Beginn an parallel mitbearbeitet, sodass Fahrpläne bereits ohne Probleme an die rich­ tige Stelle geroutet werden können. Für Gasversorger können wir AS4 ebenfalls schon jetzt umsetzen und anbieten.“ In der Umstellung der Markt­ kommunikation des Bilanzkreis- u n d F a h r p l a n ­ M a n a g e m e n t s Strom auf AS4 steckt übrigens eine gute Portion Brisanz: Ohne fristgerecht kommunizierte Fahr­ pläne drohen Probleme, die den gesamten Strommarkt aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Insofern ist das Funktionieren der AS4-basierten Marktkommu­ nikation besonders wichtig. Die Bedeutung ist sogar so groß, dass der Gesetzgeber für das Fahrplan- Management im Notfall die E-Mail weiterhin als alternativen Kommu­ nikationsweg erlaubt – anders als es im übrigen Markt möglich ist. Laut Alexander Urtel können reine AS4-Dienstleister diese Alternative nicht anbieten – im Gegensatz zu Somentec und den Stadtwerken Schwäbisch Hall. „Wir bieten bei­ des an und verschaffen unseren Kunden durch den Parallelbetrieb Sicherheit und uneingeschränkte Handlungsfähigkeit. Das ist defi­ nitiv ein Mehrwert.“ Gerhard Großjohann ist freier Jour- nalist in Steinhagen. stadt + werk | 7/8 2024 51

Spezial | Smart Meter Roll-out weitere mit smarten Sensoren gewonnene Daten sammeln, über­ tragen und verarbeiten – etwa im Gebäudesektor. Stadtwerke können diese Daten nutzen, um der lokalen Wohnungswirtschaft oder der In­ dustrie verschiedene Services anzu­ bieten und dabei Prozesse schlanker gestalten und Ressourcen intelligen­ ter und sparsamer einsetzen. Der Gebäudebereich ist laut Um­ weltbundesamt mit einem Anteil von rund 35 Prozent des Endener­ gieverbrauchs auch in Deutschland der größte CO2­Verursacher. Der weitaus größte Anteil von circa 90 Prozent am Gesamtenergiever­ brauch wird dabei für Heizung und Warmwassererzeugung genutzt. Hier setzen digitale Lösungen von Zenner an, wie etwa das smarte Submetering oder Smart-Building- Anwendungen. Im Bereich Subme­ tering wird der Messdatentransfer über das SMGW bislang nicht explizit verlangt. Doch die 2021 novellierte Heizkostenverordnung (HKVO) zeigt klar den Trend: Neu zu installierende Messtechnik muss fernauslesbar sein und sicher an ein SMGW angebunden werden kön­ nen. So können den Verbrauchern auch monatlich die in der HKVO vorgeschriebenen unterjährigen Verbrauchsinformationen zur Ver­ fügung gestellt werden. Die Daten der Verbrauchszähler werden dabei über LoRaWAN an ein IoT-Gateway übertragen, das als Submeter­Einheit gemäß den Vorga­ ben des BSI fungiert. Das Gateway leitet die gesammelten Daten über die CLS­Schnittstelle des SMGW weiter. Über die IoT-Infrastruktur lassen sich auch die Daten der Hauptmessungen mit den Daten aus dem Submetering zusammenführen, um so den Gesamtenergieverbrauch einer Liegenschaft zu ermitteln und die Werte für entsprechende Reports zu nutzen. Smart Buildings mit LoRaWAN Die digitale Erfassung, Übertra­ gung und Auswertung der Energie­ verbräuche im Gebäude ist jedoch nur ein Punkt, den es künftig auf dem Weg zum nachhaltigen Gebäude zu erfüllen gibt. Das Spektrum der IoT-Anwendungen mit LoRaWAN reicht von der Über­ wachung der Luftqualität und des Raumklimas zur optimalen Auf­ enthaltsqualität in Innenräumen über die automatische Steuerung der Beleuchtung bis hin zur Inte- gration von erneuerbaren Energien und Mobilitätskonzepten. Hinzu kommen verschiedene Maßnah­ men zum Energiesparen, die sich im besten Fall auch kurzfristig umsetzen lassen, zum Beispiel mit der App BuildingLink von Zenner. Sie ermöglicht die intelligente Steuerung von Heizkörperther­ mostaten. Die positiven Effekte: Ein Energieeinsparpotenzial von bis zu 31,5 Prozent und die damit verbundene Reduzierung des CO2­ Ausstoßes. Mit der App können Facility Manager und Gebäudeverwalter bestimmte Gebäudebereiche oder ganze Gebäude über LoRaWAN gezielt ansteuern und die Tempe­ raturen gemäß dem tatsächlichen Nutzungsgrad anpassen. Die App nutzt die Daten eines smarten LoRaWAN-Heizkörperthermostats, das Temperatur und Luftfeuchtig­ keit überwacht und regelt. So wird ineffizienter Energieverbrauch beim Heizen vermieden und zugleich ein positiver Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet. Die intelligente Steuerung von Heizkörperthermostaten ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich neue Lösungen schnell und einfach in ein bestehendes LoRaWAN-Sys­ tem integrieren lassen – für mehr Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Patrik Sartor verantwortet als Team- Leiter Corporate Communications unter anderem die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Minol- ZENNER-Gruppe. Wer wechselt, wechselt zu uns. Wechselmöglichkeiten unter: www.gwadriga.de/karriere

stadt + werk | Termine 3. - 4. September 2024 | Hannover 16. September 2024 | Hamburg VKU-Stadtwerkekongress Auf dem Kongress treffen sich Entscheiderinnen und Entscheider von Stadtwerken und kommu­ nalen Energiever­ sorgern, um sich auszutauschen, ge­ meinsam Perspek­ tiven zu entwickeln und aktuelle He- rausforderungen zu diskutieren. Die Veranstalter versprechen den Teilnehmenden ein interaktives und abwechslungsreiches Programm, vielfältige Networking-Möglichkeiten und aktuelle Bran­ chenthemen. ▶ www.kommunaldigital.de Effiziente Gebäude Die Fachkonferenz präsentiert nationale und regi­ onale Strategieansätze für einen nachhaltigen und energieeffizienten Gebäudebestand bis 2045. Anhand von Projekten aus den Bereichen nachhaltige Stand­ ortentwicklung, Denkmalschutz und Holzbau soll das Potenzial konkreter Lösungsansätze veranschaulicht und diskutiert werden. Die Konferenz wird um ein Online-Vertiefungsseminar am 26. September 2024 mit einem Fokus auf kreislaufgerechtes Bauen ergänzt. In dem Seminar wird unter anderem Ludger Dederich von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) aktuelle Möglichkeiten des kreislaufgerechten Bauens mit modernen Holzbaulösungen aufzeigen. ▶ https://effizientegebaeude.de 17. - 18. September 2024 | Berlin 18. - 19. September 2024 | Kempten Fachtagung Netzservice Die Fachtagung bietet eine Plattform für praxiso­ rientierte Vorträge und einen regen Informations­ austausch, wobei aktuelle und innovative Themen aus dem Netzservice aufgegriffen werden sollen. Dabei werden unter anderem Informationen über die Steuerung nach §14a direkt von der Bundesnetz­ agentur bereitgestellt. Zudem vermittelt die Deut­ sche Energie-Agentur (dena) einen Einblick in den Stand der Netzdigitalisierung. Die REWE-Gruppe präsentiert, in welcher Rolle sich die Supermarkt­ kette als neuer Akteur im Netz sieht. ▶ www.essociation.de Anwenderforum Kleinwasserkraft Ziel des Anwenderforums ist es, die neuesten Ent­ wicklungen und Ideen in der Branche auszutauschen und eine wichtige Lücke bei der Weiterentwicklung der Kleinwasserkraft zu schließen. Themen wie inno­ vative technische Lösungsansätze, Bau und Betrieb von Kleinwasserkraftanlagen, Netzeinbindung und Vermarktung sowie Energiegemeinschaften und Erfah­ rungen im Betrieb werden laut Veranstalter umfassend behandelt. Ein Diskussionsformat zu Druckrohrleitun­ gen und eine Fachausstellung bieten den Teilnehmern zusätzlich die Möglichkeit zum Austausch. ▶ www.kleinwasserkraft-anwenderforum.de 24. September 2024 | Stuttgart 25. - 26. September 2024 | Kassel FICHTNER Talks Die Veranstaltungsreihe dient als Forum für den sachlichen Austausch zwischen den an der Ener­ giewende beteiligten Disziplinen. Sie richtet sich insbesondere an Ingenieure, Ökonomen, Ökologen, Netzbetreiber, Erzeuger von erneuerbaren Energien, Prosumer, Anlagen- und Gerätehersteller, Verbrau­ cher, Verbände, Finanzgeber, staatliche Organe, Ban­ ken und die interessierte Öffentlichkeit. Die aktuelle Veranstaltung sucht nach Lösungen, wie komplexe Transformationsprojekte auf den Weg gebracht wer­ den können und welchen Beitrag die Energiebranche leisten kann. ▶ www.fichtnertalks.de Zukunftsforum Energie & Klima Das Zukunftsforum Energie & Klima richtet sich an Vertreterinnen und Vertreter aus der Energiebranche, Kommunen sowie kleinen und mittelständischen Un­ ternehmen und bietet ein umfangreiches Programm aus Fachvorträgen, Workshops und Diskussionsrun­ den zu den zentralen Handlungsfeldern Strom, Wär­ me und nachhaltige Finanzierung. Dabei stehen die Umsetzbarkeit von Projekten und entsprechende Best- Practice-Beispiele im Vordergrund. Eine begleitende Fachausstellung bietet darüber hinaus Einblicke in das Lösungsangebot von über 20 Unternehmen, Förder­ mittelgebern und weiteren Organisationen. ▶ www.zufo-energie-klima.de stadt + werk | 7/8 2024 55

stadt + werk | Branchenindex SMIGHT GmbH Zeppelinstraße 7d 76185 Karlsruhe Telefon: +49 (0) 721 / 9579 380 E-Mail: info@smight.com Internet: www.smight.com Sagemcom Dr. Neuhaus GmbH Papenreye 65 D-22453 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 / 55304-0 E-Mail: neuhaus.info@sagemcom.com Internet: www.sagemcom.com/neuhaus VOLTARIS GmbH Voltastraße 3 D-67133 Maxdorf Telefon: +49 (0) 6237 / 935-414 +49 (0) 6237 / 935-419 Fax: E-Mail: info@voltaris.de Internet: www.voltaris.de GISA GmbH Leipziger Chaussee 191a D-06112 Halle (Saale) Telefon: +49 (0) 345 / 585-0 Fax: E-Mail: Internet: www.gisa.de +49 (0) 345 / 585-2177 kontakt@gisa.de IVU Informationssysteme GmbH Rathausallee 33 D-22846 Norderstedt Telefon: +49 (0) 40 / 52 50 64-00 +49 (0) 40 / 52 50 64-44 Fax: E-Mail: info@ivugmbh.de Internet: www.ivugmbh.de SMIGHT macht Verteilnetzbetreiber fit für die Energiewende. Die IoT-Lösung SMIGHT Grid2 misst direkt in der Ortsnetzstation pha- sen- und abgangsscharf den Strom mit Flussrichtung und Phasen- winkel. Die Daten werden im Web-Portal aufbereitet und visualisiert. Zusätzliche Features und Services erleichtern Netzbetrieb und Netz- planung. Die Sagemcom Dr. Neuhaus GmbH steht für Innovation und Qualität in den Bereichen Smart Metering, Smart Grid und M2M- Kommunikation. Als Pionier der GPRS-Technologie entwickelt und produziert das Unternehmen seit mehr als 35 Jahren „Made in Germany“ Modems, Gateways, Router sowie smarte Zähler für die sichere und zuverlässige Datenkommunikation. VOLTARIS ist der Partner für den sicheren Smart Meter-Rollout, die Gateway-Administration und den Messstellenbetrieb für Ener- gievertriebe, Netzbetreiber, Erzeuger und Industrie. Die Dienst- leistungen sind modular aufgebaut und decken die komplette Prozesskette des grundzuständigen und wettbewerblichen Mess- stellenbetreibers ab. Als Plattformintegrator und zertifizierter Cloud Service Provider bietet GISA umfassende IT-Lösungen an: von Consulting über Application Management bis zu Managed Cloud Services. Das Unternehmen ist Branchenexperte für die Energie- und Versorgungswirtschaft, öffent- liche Auftraggeber sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Ob Energieabrechnung, ERP, Smart Metering, Online Services oder Rechenzentren - Die Experten der IVU entwickeln, beraten und be- treuen passende Digitallösungen für alle Bereiche des kommunalen Versorgungsunternehmens. Unsere Lösungen arbeiten für Sie, damit Lebensqualität und Daseinsvorsorge der Mittelpunkt Ihres Handelns bleibt. rku.it GmbH Ansprechpartner: Timo Dell, Management Board Birthe Jungbluth, Corporate Communication Westring 301 / D-44629 Herne Telefon: +49 (0) 2323 / 3688-0 Fax: E-Mail: Internet: www.rku-it.de +49 (0) 2323 / 3688-680 kontakt@rku-it.de Im Herzen der Metropole Ruhr zu Hause, in der kommunalen Versorgungs- und Verkehrswirtschaft daheim. Als führender Service- Provider und Beratungspartner von IT-Lösungen liefern wir unseren Kunden die Basis für die Daseinsvorsorge der Menschen. Dafür ver- binden wir langjähriges Branchen-Know-how mit zukunftsfähigen Ideen. Sicher, innovativ und flexibel. Robotron Datenbank-Software GmbH Stuttgarter Straße 29 D-01189 Dresden Telefon: +49 (0) 351 / 25859-0 +49 (0) 351 / 25859-3699 Fax: E-Mail: info@robotron.de Internet: www.robotron.de VIVAVIS AG Nobelstraße 18 D-76275 Ettlingen Telefon: +49 (0)7243 / 218-0 +49 (0)7243 / 218-100 Fax: E-Mail: info@vivavis.com Internet: www.vivavis.com Als langjähriger IT-Partner der Energiewirtschaft bietet Robotron marktführende Energiedatenmanagement-Systeme und gestaltet zukunftsfähige Markt- und Wertschöpfungsprozesse für alle Markt- rollen. Mit der Robotron-Energiemarkt-Plattform stellt Robotron modulare Software sowie Beratungs-, Projekt- und Betriebsleistungen bereit. Die VIVAVIS AG bietet ein übergreifendes, innovatives Portfolio, das ausgerichtet ist auf alle Aspekte der Digitalisierung in der Energie- versorgung. Als Spezialist für Infrastruktur und infrastrukturnahe IoT-Themen entwickeln wir Lösungen rund um die Themen Netze, Metering, Wasser, Quartiere, Industrie und kommunale Verwaltung. prego services GmbH Neugrabenweg 4 D-66123 Saarbrücken Telefon: +49 (0)681 / 95 94 3-1265 E-Mail: Internet: www.prego-services.de experten@prego-services.de prego services ist einer der führenden IT- und Serviceprovider für Energieversorgungsunternehmen und steht seit über 20 Jahren für maß geschneiderte IT Business-Solutions und BPO-Services in den Bereichen Procurement-, Lagerlogistik- und Utility-Services sowie Billing- und HR-Dienstleistungen. energielenker Gruppe Hafenweg 15 D-48155 Münster Telefon: +49 (0) 251 / 27601-565 E-Mail: Internet: www.energielenker.de vertrieb@energielenker.de Flotten auf E-Fahrzeuge umstellen und die nötige Ladeinfrastruk- tur bereitstellen. Als Full-Service-Partner unterstützt energielenker bei diesem Vorhaben. Zum Leistungsportfolio zählen die Umset- zungsberatung, techn. Planung und Aufbau von Ladeinfrastruktur, Betrieb und Abrechnung sowie das herstellerneutrale Lastma- nagement Lobas. Anzeige d i r G t r a m S / e z t e N g n i r e t e M t r a m S k i n h c e t s n o i t a m r o f n I g n u r e i s i l a t i g D i t ä t i l i b o m o r t k e l E stadt + werk | 7/8 2024 57

Schirmherrschaft: 4. MCC-KONGRESS J E T Z T A N M E L D E N ! MEGATREND Wasserstoffstoff Wasser 17. und 18. Oktober 2024 in Berlin Moderation: THEMEN: Werner Diwald Vorstandsvors., DWV – Deutscher Wasserstoff-Verband • Politische, rechtliche und wirtschaftliche Rahmen- bedingungen für eine erfolgreiche nationale Wasserstoff-Strategie • Die Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland • Klimaziele in der Industrie und im Energiesektor – Grüner Wasserstoff die Lösung? • Ausbau Erneuerbarer Energien & Investitions- sicherheit H2-Ready-Gaskraftwerke • Themenspecials: •• Mobilität •• Finanzierung •• Grüner Stahl Ihre ExperenInnen: Till Mansmann MdB, Innovationsbeauftragter Grüner Wasserstoff, BMBF • Best Practice: Innovationen und Wasserstoff- Projekte in der Praxis Kerstin Andreae Vors. der Hauptgeschäftsf., BDEW Prof. Dr. Gerald Linke Vorstandsvors., Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches Dr. Simone Peter Präsidentin, Bundesverband Erneuerbare Energie Kerstin Maria Rippel Hauptgeschäftsf., Wirtschaftsvereinigung Stahl www.mccmegatrend-wasserstoff.de u.v.a.