Das Digital-Abo von stadt+werk Interaktives Heft-PDF und ePaper J e t z t d i e Z u s a t z - l e s i c h e r n : v o r t e i J e d e A u s g a b e a l s I h r e m i n P D F I n t r a n e t ! Umfassend informiert: Heft + PDF im Abo. www.stadt-und-werk.de/abo

stadt + werk | Inhalt 8 Politik + Strategie 18 Kraft-Wärme-Kopplung 32 Energie + Effizienz Politik + Strategie 8 Mit neuen Strategien aus der Krise 28 iKWK-Anlage setzt Zeichen Grundstein für die CO2-freie Wärmeerzeu- gung in der Kläranlage Stadtwerkestudie zeigt, wie das Jahr 2022 die Energiewirtschaft für die Zukunft geprägt hat 30 Forellen nutzen Spreewärme Zwei neue Flusswasser-Wärmepumpen im Test 12 Was Kommunen tun können und müssen Orientierungshilfen für die Umsetzung des Klimaschutzgebots 15 Welle von Ausfällen Energie + Effizienz IT-Dienstleister unterstützt das Forderungs- management von Stadtwerken 32 Kleiner Markt, großes Potenzial Biomethan als Alternative zu Erdgas 16 Mission Klimaneutralität 34 Werkzeugkasten mit System Energie-Management-System spart Geld und senkt Treibhausgase Online Tool unterstützt Kommunen bei der Herangehensweise ans Energie-Management Titelthema: Kraft-Wärme-Kopplung In Haßfurt wird Wasserstoff greifbar Projekt mit richtungsweisendem Charakter 36 38 Solarfaltdach über der Kläranlage Neuartige Lösung in Neuwied Starkes Leistungsplus aus Forbach Pumpspeicherkraftwerk wird ausgebaut 18 22 24 26 Nahwärmenetz mit Wärmepumpe Praxisbeispiel Hidden hausen IT + Technik Kombination mit enormer Schlagkraft Björn Schreinermacher (Bundesverband Wär- mepumpe) und Stefan Liesner (2G Energy) erläutern das energieeffiziente Zusammen- wirken von KWK-Anlagen und Wärmepumpen 40 42 Zubau sollte Pflicht sein Der Landesverband Erneuerbare Energien MV plädiert für Erweiterung von KWK-Anlagen um einen Wärmespeicher Trotz Kostendruck gut vorbereitet Cyber-Kriminellen die Stirn bieten Preisbremsen ohne Stau Die Abrechnungs-IT der Energieversorgung Filstal wurde zeitnah an Soforthilfe und Preis- bremsen angepasst 44 Intelligentes Messwesen Erweiterung um aEMT-Systeme 4 stadt + werk | 9/10 2023

stadt + werk | Aktuelles Elektromobilität Überangebot an Ladesäulen In den aktuellen Elektromobilitäts- monitor des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind erstmals Daten aus dem neu entwickelten BDEW-La- desäulen-Tracker eingeflossen, die Aufschluss über die Auslastung der Ladesäulen geben. Demnach liegt die Auslastung innerhalb von 24 Stunden je nach Landkreis nur zwi- schen drei und maximal 25 Prozent. Im Durchschnitt waren die öffent- lichen Ladepunkte 11,6 Prozent der Zeit belegt. Auch tagsüber – zwi- schen neun und 20 Uhr – lag die durchschnittliche Auslastung nie über 20 Prozent. BDEW-Hauptge- schäftsführerin Kerstin Andreae: „Die gute Nachricht ist: Wir haben ein Überange- bot an Lade- möglichkeiten. In der Regel sind rund 80 Prozent der La- depunkte frei verfügbar.“ Die geringe Auslas- tung sei auch ein Beleg dafür, d a s s d a s u r - s p r ü n g l i c h e Ziel von einer Million Lade- punkten technisch überholt sei, weil es den Technologiesprung bei der Ladeleistung nicht berücksich- tige. Seit 2019 hat sich die Ladeleis- Schnellladepark in Stuttgart: BDEW sieht Über angebot an Lademöglichkeiten. EnBW AG tung von Fahrzeugen und Ladesäu- len verdreifacht und es können deutlich mehr Fahrzeuge pro Lade- ■ säule versorgt werden. Thüringen Erstes kaltes Nahwärmenetz In der Gemeinde Werther im Landkreis Nordhausen ist jetzt das erste kalte Nahwärmenetz Thüringens in Be- trieb gegangen. Wie das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz mitteilt, wird das Wohngebiet Lehmkuhle mit 33 Wohnhäusern kli- mafreundlich mit Wärme und Strom versorgt. Als Wär- mequelle dient ein 8.000 Quadratmeter großer Erdwär- mekollektor. Er speist oberflächennahe Erdwärme in das Nahwärmenetz ein. Energiestaatssekretär Burkhard Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) drückte gemeinsam mit der Bürgerenergiegenossenschaft Helmetal und ■ dem Betreiber den symbolischen Startknopf. Bremen Gas statt Steinkohle Mit der Einweihung eines modernen Blockheizkraft- werks (BHKW) in Bremen-Hastedt hat der Bremer Energieversorger swb Ende August 2023 einen weite- ren Schritt aus der Steinkohle gemacht: Bei der Strom- und Wärmeerzeugung in Hastedt wird künftig Erdgas die Steinkohle ersetzen. Rund 140 Millionen Euro hat der swb-Konzern nach eigenen Angaben von der Grundsteinlegung im November 2020 bis zur Einwei- hung in die neue Anlage investiert. Die neun Motoren des finnischen Herstellers Wärtsilä können modular betrieben werden. Jeder einzelne Motor mit jeweils 20 Zylindern hat eine Leistung von 16.000 PS. Damit lie- fert das Heizkraftwerk insgesamt 104 Megawatt elek- trische Leistung und 94 Megawatt thermische Leistung ■ für die Fernwärmeauskopplung. Schleswig-Holstein Bürgschaften für Fernwärme Der Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW) begrüßt das Vorhaben der Landesregierung, zwei Milliarden Euro für Lan- desbürgschaften zur Absicherung der Wärmewende im Norden in den Nachtragshaushalt einzustellen. „Die Bürgschaften sind für den zügigen Ausbau der Fern- wärmenetze äußerst wertvoll“, sagt Andreas Wulff, Vorstandsvorsitzender des VSHEW und Geschäftsfüh- rer der Stadtwerke Brunsbüttel sowie der Stadtwerke Steinburg. Sie dienten dazu, den Eigenkapitalanteil der Stadtwerke im Rahmen der Finanzierung abzusi- ■ chern. 6 stadt + werk | 9/10 2023

Politik + Strategie | ## Politik + Strategie | Studie Mit neuen Strategien aus der Krise Miha Creative/stock.adobe.com Die Befragungen für die Stadtwerkestudie 2023 fanden zum Höhepunkt des Krisenjahres statt. Gegenstand ist folglich die Frage, ob die Erfahrun- gen zu einem Umdenken, zu einer Verschiebung von Prioritäten oder zu einer Anpassung der Unternehmensstrategie führen. Die aktuelle Stadtwerkestudie von BDEW und EY analysiert das Jahr der Energiekrise 2022 und trifft wichtige Ableitungen für die Zukunft der Energiewirtschaft. Grundlage der Studie, die bereits zum 21. Mal erschienen ist, sind Befragungen der Geschäftsführe- rinnen und Geschäftsführer oder Vorstände von 100 Stadtwerken und regionalen Versorgern. Schaut man sich die verschiedenen Ausgaben der Stadtwerkestudie der vergangenen Jahre an, so stellt man fest: Die Ausgabe von 2023 ist so etwas wie ein Exot unter ihren Schwesterpublikationen, da ganz grundsätzliche Themen verstärkt in den Vordergrund rücken: Ener- giebeschaffung, Liquidität und Versorgungssicherheit. Wenn man sich den Kontext und den Zeitpunkt der Befragung (Dezember 2022 bis Januar 2023) anschaut, ist dies nicht überraschend. Es war der Peak eines Ausnahmejahrs, das mit zahlreichen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten verbunden war. Und tatsächlich musste die Ener- giewirtschaft, darunter vor allem auch Stadtwerke und regionale Versorger, Antworten auf grundle- gende Fragen finden: Wie gehe ich mit den steigenden Energiepreisen um? Justiere ich an meiner Beschaf- fungsstrategie? Welche Folgen hat die Energiekrise auf die Grundver- sorgung und die Tarife? Wie setze ich die beschlossenen Energiepreis- bremsen um? Diese akuten Fragen kamen auf die alltäglichen Heraus- forderungen im Kerngeschäft noch oben drauf, was sich natürlich auf die Organisationsstrukturen inner- halb der Versorger auswirkte: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Stadtwerken hatten es mit einem enorm hohen Arbeitspensum zu tun, die Ressourcen in den Stadt- werken waren auf langer Strecke am Limit. Während sich die Beschäftigten in den Kundencentern täglich um hunderte von Anfragen verunsi- cherter Kundinnen und Kunden kümmerten, waren Vertrieb und IT vor allem mit der Auszahlung der Soforthilfe sowie der Imple- mentierung der Energiepreis- bremsen beschäftigt, welche die Bundesregierung als Reaktion auf die steigenden Strom-, Gas- und Wärmepreise auf den Weg gebracht 8 stadt + werk | 9/10 2023

Politik + Strategie | Studie der Liquiditätsplanung weiter an Bedeutung. Was passiert aber nach der Krise? Hier decken sich die Erwartungen aus der Befragung mit unseren aktuellen Wahrnehmungen der Branche: Die Krise wirkt wie ein Katalysator, der die Dekarbonisie- rung beschleunigt. Tatsächlich sind 68 Prozent der Studienteilnehmer der Meinung, dass die Krise die Dekarbonisierung treibt. Die Er- fahrung mit steigenden Energie- preisen und der Abhängigkeit von russischen Gasimporten sowie die Gesetzesinitiativen der Bundes- regierung haben die Energiewirt- schaft geprägt. Zubau bei den Erneuerbaren Viele Stadtwerke (42 Prozent) pla- nen, verstärkt in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu inves- tieren. Insbesondere bis 2030 wird der notwendige Zubau bei den Er- zeugungsanlagen enorm hoch sein, wenn sich die Branche den von der Bundesregierung gesetzten Zielen zumindest annähern will. Um den Ausbau weiter zu beschleunigen, verabschiedete die Bundesregie- rung im Jahr 2022 das Osterpaket. Mit dem Solarpaket I, das die Bundesregierung im Juni 2023 auf den Weg brachte, sollen weitere Hemmnisse abgebaut und Netzan- schlüsse beschleunigt werden. Ein Solarpaket II soll hier anschließen. Dass auch beim Ausbau der Wind- energie dringend etwas getan wer- den muss, zeigen nicht zuletzt die teils massiven Unterzeichnungen der Ausschreibungsrunden nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) in den vergangenen Jahren. Erste Ansätze hat das Bundes- wirtschaftsministerium mit der Windenergie-an-Land-Strategie im Frühjahr 2023 erarbeitet. Es darf aber nicht vergessen wer- den, dass der Ausbau der erneuer- baren Energien neben der Integra- tion einer wachsenden Anzahl an Wärmepumpen und Wallboxen für E-Fahrzeuge nicht ohne parallelen Netzausbau funktionieren wird. In einer zunehmend dezentralen Stromwelt mit stark steigenden An- forderungen aus der Energiewende überarbeiten beinahe zwei Drittel der Stadtwerke bereits heute ihre Zielnetzplanung für das Stromnetz, weil sich die Netzsituationen durch mehr Stromeinspeisung und -ver- brauch deutlich verändern werden. Die Mehrheit der Studienteil- nehmer (64 Prozent) möchte ihre Wärmeangebote erweitern und 44 Prozent beschleunigen die Dekarbonisierung der Wärme. 88 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten haben sich bereits 2022 mit Wärmeplanungen auseinander- gesetzt. Das passt mit dem Befund zusammen, dass 71 Prozent der Befragten davon ausgehen, künftig eher mehr Dienstleistungen für die Kommune zu erbringen als bisher. Die Liste strategischer Themen mit der Kommune wird angeführt von der kommunalen Wärmeplanung. Die lokalen Stadtwerke sind dabei ein wichtiger Planungs- und Um- setzungspartner, denn sie betreiben die dafür notwendigen Infrastruk- turen, haben eine Vielzahl von Kundenkontakten und können technologieoffen neue Geschäfts- modelle entwickeln. Zudem ist die Synchronisierung von Strom-, Gas- und Wärmestrategie enorm wichtig. Das Engagement der Stadtwerke- Branche bei der Wärmewende findet auf dem politischen Parkett seine Entsprechung. Mit der Novel- le des Gebäudeenergiegesetzes und dem Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze werden sowohl der Gebäudesektor als auch die Infra- strukturen adressiert. Der BDEW hatte sich in den Gesetzgebungs- verfahren stark dafür eingesetzt, dass beide Gesetzesinitiativen inhaltlich verzahnt werden, sodass die Wärmewende aus einem Guss kommt. Begründete Entscheidun- gen für oder gegen eine bestimmte Heiztechnologie können Gebäude- eigentümer schließlich nur dann treffen, wenn konkrete Infrastruk- turplanungen als Ergebnis der Wärmeplanung vorliegen und eine hinreichende Technologieoffenheit besteht. In einigen Bundesländern sind kommunale Wärmeplanungen bereits verpflichtend. Spätestens mit Inkrafttreten des Bundesgeset- zes werden alle Länder ihre Kom- munen verpflichten müssen, die entsprechenden Planungsprozesse durchzuführen. Neben dem Ausbau der Erneuer- baren und der Wärmewende und Wärmeplanung stehen zwei wei- tere strategische Themen auf der Agenda der Stadtwerke: die Fach- kräftesicherung und die Digitalisie- rung sowie die Cyber-Sicherheit. 86 Prozent der Studienteilnehmer erleben in ihren Unternehmen, dass der Fachkräftemangel für die kommenden Jahre stark an Bedeutung gewinnt. Neue Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter für die Energiewende zu gewinnen, ist allerdings nicht allein Frage des Recruitings. Eine Kontinuität in der Belegschaft erfordert auch Link-Tipp Weitere Informationen und die Studie zum Download: ● www.bdew.de/energie/ stadtwerkestudie-2023 10 stadt + werk | 9/10 2023

Politik + Strategie | Klimaschutz Was Kommunen tun können und müssen Die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Klimaschutzgebots können Kommunen individuell ausfüllen. Klimaschutzstrategien mit CO2-Bilanzen und -Reduktionspfaden sind ein Anfang, ein Bündel von Maßnahmen das Mittel, die Klimaneutralität bis 2045 das Ziel. Am 24. März 2021 kam dem Klima- schutz in Deutschland auf histori- sche Weise Verfassungsrang zu: Der Klimabeschluss des Bundesverfas- sungsgerichts stanzte aus Artikel 20a GG das Klimaschutzgebot. Danach ist der Staat zum Klima- schutz verpflichtet mit dem Ziel, klimaneutral zu werden. Bis zum Jahr 2045 ist die Klimaneutralität gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) zu erreichen. Letzteres ad- ressiert neben der Gesetzgebung als staatliche Akteure auch die Kommunen, schließt es doch „die Umsetzung vereinbarter Lösungen ein“. Emissionsziele zur Orientierung Anlage 2 des KSG weist die sekto- ralen zulässigen Jahres-Emissions- mengen (Emission-Abbaupfade) für die Jahre 2020 bis 2030 aus. Das KSG enthält zwar kein kommunales Bud- get, kann aber eine Orientierung für die kommunalen Handlungspflich- ten aus Artikel 20a GG sein. Kom- munen ist daher zu raten, zunächst ihren CO2-Fußabdruck zu bestim- men. Daraus müssen sie – mit Blick auf die Reduktionsgeschwindigkeit des KSG – Minderungsziele und -schritte bis 2030 ableiten. Auf dem Pfad des KSG bedeutet dies etwa, dass in den Jahren 2022 bis 2030 auch in den Kommunen die Treibhausgase um circa 42 Prozent reduziert werden müssen. Die konkretesten Verhaltenspflich- ten im Bundes-Klimaschutzgesetz normiert § 13 KSG. Die Vorschrift verpflichtet Träger öffentlicher Aufgaben, bei Planungen und Entscheidungen den Zweck des KSG und die zu seiner Erfüllung festgelegten Ziele zu berücksich- tigen. Faktisch werden damit die kommunalen Verwaltungen und ein Großteil der kommunalen Un- ternehmen – etwa Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen und Unter- nehmen des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs – verpflichtet, bei allen Ermessensentscheidungen die Möglichkeiten zur Treibhausgas- reduktion zu berücksichtigen und abzuwägen. Die Treibhausgasminderungspflicht aus Grundgesetz und KSG ist zwar zwingend, diktiert aber keine kon- kreten Methoden. Es bleibt damit den Kommunen überlassen, wie sie die Rahmenbedingungen des Kli- maschutzes ausgestalten. Letzterer sollte allerdings strategisch geplant und mit effektiven und innovativen Maßnahmen ausgestattet werden. Gute Beispiele finden sich mit Blick gen Norden. Hier hat bei- spielsweise die Stadt Lüneburg den Klimaschutz zur strategischen Handlungsmaxime gemacht. Be- reits 2030 und somit 15 Jahre früher als der Bund will sie klimaneutral werden. Die Stadt hat dafür einen Klimaschutzplan mit Maßnahmen- katalogen verabschiedet. Letztere sind in vier Themenschwerpunkte aufgeteilt. Schwerpunkt eins be- trifft die Beratung, Bildung und Kommunikation, Punkt zwei die Themen Energieeffizienz und Energiesparen, Punkt drei den Bereich Mobilität und Punkt vier die Klimaanpassung. Angelegt als „atmendes Dokument“, können in den folgenden Monaten und Jahren neue Projekte und Maßnahmen integriert werden. Innovativ ist unter anderem ein Klimafonds im ersten Themen- schwerpunkt, der sich zum Teil durch Kompensationszahlungen w a L G M P K 12 stadt + werk | 9/10 2023 Die Autoren: Dr. Moritz Püstow und Dr. Till Arne Storzer Dr. Moritz Püstow, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Vergaberecht und Partner der KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft, leitet die Praxisgruppen Öffentliches Wirtschaftsrecht und Environmental Social Governance (ESG). Dr. Till Arne Storzer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft.

Politik + Strategie | Klimaschutz bürokratischen Aufwand vergeben werden. Seit Juli 2023 und bis zum 31. Januar 2024 können Kommunen Förderanträge stellen. Klimafolgen auf der Rechnung Weniger fördernd und mehr for- dernd sind die Instrumente der CO2-Bepreisung und der Klima- schadenskosten. Um Wirtschaft- lichkeit im Lichte der Klimaverträg- lichkeit untersuchen zu können, hat eine Minderheit der Bundes- länder so genannte Klimaschadens- kosten oder CO2-Schattenpreise jeweils per Rechtsverordnung festgelegt. Die Kosten sollen bei- spielsweise bei der Planung des Neubaus öffentlicher Gebäude, bei der Umstellung auf CO2-freie öffentliche Fahrzeugflotten oder bei der öffentlichen Beschaffung von Liefer- und Dienstleistungen ausgewiesen werden. Konkret werden in § 2 der Kli- makostenverordnung Berlins Klimaschadenskosten in Höhe von 195 Euro festgesetzt. Im März 2023 hat das Umweltbundesamt einen Kostensatz in Höhe von 237 Euro empfohlen, der in Baden- Württemberg über § 2 der dortigen CO2-Schattenpreis-Verordnung zu beachten ist. In Schleswig-Holstein muss sich der kalkulatorische Preis für vermiedene CO2-Emissionen an diesem Kostensatz orientieren, in Hessen wird er nur in der Ge- setzesbegründung zur Beachtung empfohlen. Im Zukunftsvertrag Rheinland-Pfalz wird bei der Kalkulation von Bauprojekten im Hochbau des Landes ein CO2- Schattenpreis in Höhe von 180 Euro zugrunde gelegt. Gehen also Leistungen oder Maßnahmen mehr als andere auf Kosten des Klimas, so können sie im Vergleich unwirt- schaftlicher sein. Klimaschutz ist damit immer auch eine Frage des Geldes. Der Blick darf allerdings nicht auf die Pla- nungs- und Investitionskosten be- schränkt bleiben. Schon immer war es ökonomisch wichtig und richtig, die gesamten Lebenszykluskosten einzubeziehen. Nun ist gemäß § 13 Abs. 1 KSG gefordert, ebenso die Kosten der Klimafolgen zu beach- ten. Das steht im Einklang mit dem haushaltsrechtlichen Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. So betont auch der Bundesrechnungshof in seinem Bericht über die Prüfung der Nachhaltigen Vergabe in der Bundesverwaltung vom 19. Januar 2022, dass Nachhaltigkeitsaspekte bei der Wirtschaftlichkeitsunter- suchung (§ 7 Bundeshaushalts- ordnung) stets zu bedenken sind. Dies könne dazu führen, dass unter Berücksichtigung von Nachhaltig- keitsaspekten eine Handlungsalter- native wirtschaftlich ist, die ohne Berücksichtigung dieser Aspekte, aufgrund von Mehrausgaben, un- wirtschaftlich gewesen wäre. Transparenz schaffen Die Berichtspflicht über nach- haltige Wirtschaftsaktivitäten regelt die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Sie gilt jetzt nicht mehr nur für kapi- talmarktorientierte, sondern auch für große Unternehmen mit einer Bilanzsumme von über 20 Millio- nen Euro, Nettoumsatzerlösen von über 40 Millionen Euro und einer Beschäftigtenzahl von über 250. Unternehmen in einer öffentlich- rechtlichen Rechtsform (Anstalt, Stiftung) sind nicht direkt von den Transparenzpflichten adressiert. Kommunen sind zwar nicht dazu verpflichtet, müssen aber fak- tisch in der Lage sein, über ihre Aktivitäten zur Nachhaltigkeit zu berichten. Diese Anforderung entspringt der Finanzwirtschaft. Sie ist schon heute – und zukünftig vermehrt – verpflichtet, über die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen zu berichten. Aus der Berichts- pflicht folgt die klare Tendenz der Finanzwirtschaft, ihre Mittel nach- haltigen Investitionen zuzuführen und die gesamte Geschäftstätigkeit nachhaltig auszurichten. Mittelbar dürfte die Taxonomie also auch für die Kreditgeschäfte relevant werden. Laut des Bundesverbands deutscher Banken greifen Banken bei der Kreditvergabe „verstärkt auf interne und externe Nach- haltigkeitsbewertungen“ zurück. Für die nachhaltige Ausrichtung von Kreditportfolios sei es „ent- scheidend zu wissen, wie hoch beispielsweise der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens ist“. Kommu- nen, die nicht nachhaltig agieren, werden also nicht nur ihrer Vor- bildfunktion nicht gerecht, sondern laufen Gefahr, sich Finanzierungen abzuschneiden. Nach einer Erhebung des Deut- schen Instituts für Urbanistik (Difu) verfügen derzeit knapp sieben Prozent der Kommunen über einen Nachhaltigkeitsbericht. Rund 18 Prozent planen, einen solchen zu erstellen, während drei Viertel der Kommunen keine entsprechenden Ambitionen zeigen. Sollen die Be- richtspflichten effektiv Kapital- allokationen in die Nachhaltigkeit lenken, sollte der Gesetzgeber auch Berichtspflichten für Kommunen regeln. Die staatliche Vorbildfunk- tion verstärkt dieses Verlangen. Solange der Bund und die Länder nicht gesetzgeberisch tätig werden, sollten sich die Kommunen an dem nicht verbindlichen Berichtsrah- men für Kommunen (BNK) des Rats für Nachhaltige Entwicklung ori- ■ entieren. 14 stadt + werk | 9/10 2023

Politik + Strategie | Klimaschutz Mission Klimaneutralität Kommunen stehen vor der Aufgabe, CO2 zu reduzieren, Ressourcen zu schonen und Energie einzusparen, um Ökosysteme nachhaltig zu be- wahren. Die Einführung eines Energie-Management-Systems trägt unter anderem dazu bei, das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. maneutralen Wärmeversorgung bis zum Jahr 2045. Bis Ende dieses Jahres soll das Gesetz beschlossen werden und anschließend in Kraft treten. Kommunen haben auf dem Weg zur Klimaneutralität eine Vorbild- funktion. So nehmen mit Aachen, Dortmund, Dresden, Frankfurt am Main, Heidelberg, Leipzig, Mann- heim, München und Münster meh- rere deutsche Städte an der Mission „Klimaneutrale und intelligente Städte“ des EU-Förderprogramms Horizont Europa teil. Im Rahmen des Climate City Contract will zum Beispiel Aachen als eine von 100 Städten bis zum Jahr 2030 kli- maneutral werden und als Experi- mentier- und Innovationszentrum dienen, damit andere Städte in die Lage versetzt werden, bis 2050 das gleiche Ziel zu erreichen. Bündel neuer Pflichten Das Streben nach Klimaneutralität geht mit einem Bündel neuer Pflich- ten und Anforderungen für alle öffentlichen Verwaltungen einher. Zahlreiche Richtlinien und Gesetze sollen für die Erreichung dieses Ziels sorgen. So strebt etwa das im Dezember 2019 in Kraft getretene Bundes-Klimaschutzgesetz Treib- hausgasneutralität bis 2045 an und gilt mittelfristig auch für fast alle Unternehmen des öffentlichen In- teresses. Das Zwischenziel für 2030 wurde von derzeit 55 auf 65 Prozent Treib hausgasminderung erhöht. Mit dem im April 2023 auf den Weg gebrachten Energieeffizienzgesetz (EnEfG), das im Januar 2024 in Kraft treten soll, wurde erstmals ein sektorübergreifender Rahmen zur Steigerung der Energieeffizi- enz geschaffen. Damit einher geht die Verpflichtung zur Einführung von Energie- oder Umwelt-Ma- nagement-Systemen. Am 5. Januar 2023 in Kraft getreten ist die neue EU-Richtlinie zur Unternehmens- Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD). Für die Umsetzung der neuen Vorschriften haben die Mit- gliedstaaten 18 Monate Zeit. Das Bundeskabinett hat zudem das „Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärme- netze“ (WPG) beschlossen, das jetzt in das parlamentarische Verfahren geht. Gemeint ist ein langfristiger und strategisch angelegter Prozess mit dem Ziel einer weitgehend kli- T i i o g e r Der Autor: Dr. Peter Zink Dr. Peter Zink leitet seit Januar 2023 die Business Unit Urban Innovation bei regio iT. Zuvor war er unter anderem in leitenden und strategischen Positionen bei Philips Lighting (jetzt Signify) und beim Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH (BET) tätig. 16 stadt + werk | 9/10 2023 Kreise, Städte und Gemeinden müs- sen sich daher verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinan- dersetzen, Ziele und Strategien neu ausrichten und deren Wirksamkeit jährlich überprüfen. Stand heute verfügen aber nur wenige Kommu- nen über eine Treibhausgasbilanz. Eine belastbare Datenlage über die kommunalen CO2-Emissionen ist jedoch Voraussetzung für ein solides Monitoring. Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Städtetags vom Juli dieses Jahres befindet sich fast die Hälfte (47 Prozent) der 119 befragten Städte aktuell in der Koordinierungsphase für eine kommunale Wärmeplanung, in der erste Schritte sondiert werden. Weitere 18 Prozent arbeiten an der Bestandsanalyse, zehn Prozent an einer Potenzialanalyse, 17 Prozent befassen sich mit der Konzept- entwicklung, vier Prozent sind in die Umsetzung gestartet. Noch nicht begonnen haben ebenfalls vier Prozent der Befragten. Ein Energie-Management-System spart Geld und senkt Treibhausgase. Der Implementierungsaufwand hierfür ist gering. Auch wenn die kommu- nale Wärmeplanung erst 2026 für große Städte und 2028 für kleine Städte gesetzlich verankert sein wird, sollten Kommunen bereits jetzt eine solide Datengrundlage für dieses übergreifende Thema schaffen. Bei der Planung sollte der komplexe Aufwand für die Erfassung, Auslesung und Analyse

Titelthema | ## Titelthema | Kraft-Wärme-Kopplung In Haßfurt wird Wasserstoff greifbar Corona Borealis/stock.adobe.com Das Stadtwerk Haßfurt zeigt beispielhaft, welche Rolle Wasserstoff bei der Energiewende vor Ort spielen kann. Die Erzeugung von grünem Gas und die Rückverstromung in Blockheizkraftwerken ist Vorbild für andere Stadtwerke. Auch die Politik kann aus dem Projekt lernen. Als sich das Stadtwerk Haßfurt im Jahr 2015 erstmals mit der Erzeugung und Integration von Wasserstoff in das eigene Portfolio beschäftigte, war dieser Energieträ- ger politisch und medial allenfalls ein Nischenthema. Zwar herrschte schon damals Konsens darüber, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben werden muss und in diesem Zuge auch flexible Kraftwerkskapazitä- ten benötigt werden – von einer verstärkten politischen Aufmerk- samkeit oder gar einer beschleu- nigenden Gesetzgebung konnte jedoch keine Rede sein. Günstig verfügbar und wenig hinterfragt, genossen Erdöl und Erdgas eine breite Akzeptanz und mit dem erst 2015 beschlossenen Bau der Pipeline Nord Stream 2 schien auch die Versorgungssicherheit für Jahrzehnte gewährleistet. Dass alles anders kam und die politischen Entscheidungen mittlerweile ge- trost als Fehler bezeichnet werden können, ist bekannt. Stadt geht innovativ voran In Haßfurt gab es den glücklichen Umstand, dass sich bereits vor In- krafttreten der Abstandsregelung für Windkraftanlagen in Bayern (10H-Regelung) im Jahr 2014 viele Akteure mit dem Thema Energie- wende vor Ort beschäftigten. Stadt, Versorger, Industrie und Bürger waren sich einig, dass man als Stadt und Region innovativ vorangehen möchte, wenn es um die Zukunft der Energieversorgung in Haßfurt geht. Entstanden ist damals eine Bürgerenergiegenossenschaft, die sowohl in der Bevölkerung als auch in der Wirtschaft hohes Ansehen genießt und an der auch die Stadt- werke mit ihrer Energiemarktex- pertise beteiligt sind. Im Rahmen der Gründung entstanden damals zehn Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 24 Megawatt (MW) sowie mehrere große Freiflä- chen-Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 18 MW. Mit dem Bau der beiden Großprojekte war Haßfurt auf der Stromseite bilanziell zu weit über 100 Prozent klimaneutral. Doch schon nach kurzer Zeit zeigte sich, dass an vielen Tagen im Jahr ein enormer Überschuss an rege- nerativ erzeugtem Strom anfällt, der sich nur schwer vermarkten lässt. Der innovative Anspruch des Stadtwerks Haßfurt, gepaart mit einer engagierten Kommunal- politik, ließ dann Gedankenspiele aufkommen, wie genau dieser Überschuss mit dem größtmögli- chen physikalischen Effekt genutzt werden könnte. Die Umwandlung 18 stadt + werk | 9/10 2023

Titelthema | Kraft-Wärme-Kopplung H b m G t r u f ß a H k r e w t d a t S In Haßfurt wird grüner Wasserstoff vor Ort produziert und rückverstromt. die bis 2031 ans Netz gehen müs- sen, um das Stromsystem beim ge- planten Ausbau der erneuerbaren Energien jederzeit stabil zu halten. Dezentrale Kapazitäten Dass das Schlagwort H2-ready immer wieder auftaucht, ist mitt- lerweile eine Selbstverständlich- keit. Offen ist vielmehr, wie und in welcher Größe die benötigten Gaskraftwerkskapazitäten defi- niert und ausgeschrieben werden. Analog zum dezentralen Ausbau der Wind- und Solarenergie sollte auch beim Aufbau der benötigten Gaskraftwerkskapazitäten vor allem die Frage gestellt werden, wie die definierten Ziele am effizi- entesten erreicht werden können. Die Antwort ist einfach: ebenfalls dezentral. Wie bei kaum einer anderen Technologie stehen bei Gaskraft- werken die Begriffe Dezentralität und Effizienz in einem besonderen Verhältnis. Im Vergleich zur Wind- und Solarenergie, wo der benötigte Input zwar wetterabhängig, aber kostenlos ist, werden Gaskraftwer- ke immer mit einem hochwertigen Medium betrieben. Getreu dem Motto „Efficiency First“ gilt es daher, die knappen Energieträger – in Zukunft vor allem Wasser- stoff – mit dem höchstmöglichen Wirkungsgrad zu nutzen. Kein Kraftwerkstyp nutzt diese effizien- ter als die dezentrale Kraft-Wärme- Kopplung, denn sie erzeugt Strom und Wärme hocheffizient am Ort des Energiebedarfs. Auch jenseits der Effizienzvorteile liegen die Vorteile auf der Hand: Durch den verstärkten Einsatz dezentraler Anlagen, sei es in kom- munalen Projekten wie in Haßfurt, aber auch in Industrie, Gewerbe oder bei Quartierslösungen, könn- ten durch eine stärkere Förderung der Dezentralität weitere Heraus- forderungen bei der Umsetzung der Energiewende bewältigt werden. Private Unternehmen wie Indus- triebetriebe beklagen bereits heute den mangelnden Netzausbau und sehen sich mit Problemen bei der Netzanbindung konfrontiert. Der Einsatz dezentraler Wasserstoff- kraftwerke würde daher parallel den dringend notwendigen Roll-out von Wärmepumpen und Elektromobili- tät erleichtern. 20 stadt + werk | 9/10 2023 Obwohl die Vorteile dezentraler Versorgungsstrukturen in einem Back-up-System offensichtlich sind, stellt sich die Frage, ob diese auch den politischen Entscheidungsträ- gern hinreichend bekannt sind und vor allem anerkannt werden. Zwi- schen den Zeilen entstand zuletzt eher der Eindruck, dass die geplante Kraftwerksstrategie den Erhalt be- stehender, zentraler Versorgungs- strukturen manifestiert und eben nicht die oftmals zielführendere Dezentralität forciert. Politik kann Mut beweisen Hier könnte die Politik Mut bewei- sen, indem sie sich bei der Siche- rung der zukünftigen Energiever- sorgung zu innovativen, regionalen Strukturen bekennt und Projekte wie in Haßfurt als Blaupause für andere Regionen in Deutschland anerkennt. Letztlich sind es die kommunalen Akteure, welche die Planungen und den Handlungsbe- darf am besten einschätzen können: Wie viel Industrie ist vor Ort? Welche öffentlichen Bauten sind geplant? Welche Neubaugebiete kommen demnächst hinzu? Bei aller richtigen und wichtigen Diskussion um das notwendige Back-up-System und den Umbau der Kraftwerksstrukturen muss den Stadtwerken aber auch klar sein, dass zunächst die Versorgung mit erneuerbaren Energien im eigenen Haus massiv ausgebaut werden muss. Neben unternehmerischen Aktivitäten und der Entwicklung von Geschäftsmodellen müssen Brücken zu lokalen Akteuren ge- schlagen werden, die den dringend notwendigen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien als gesamtgesellschaftliches Projekt unterstützen und lokale Identifika- tion schaffen. In Haßfurt kann man

Titelthema | Serie KWK in der Wärmeplanung Nahwärmenetz mit Wärmepumpe Davon stammen bis zu 15 kW aus dem Brennwert-Wärmetauscher des Blockheizkraftwerks, der aufgrund der niedrigen Rücklauftemperatur aus dem Nahwärmenetz von ma- ximal 40 Grad Celsius besonders effektiv arbeitet. Das BHKW wird derzeit aus Kostengründen mit Propangas betrieben, kann aber auch mit Erdgas und bis zu 30 Pro- zent – nach Umrüstung sogar bis zu 100 Prozent – mit Wasserstoff betrieben werden. H b m G M R E H T A R K O S In Hiddenhausen wurde ein Nahwärmenetz, das bisher von einem Block- heizkraftwerk (BHKW) gespeist wurde, um eine Wärmepumpe und eine intelligente Steuerung erweitert. Das Konzept ist übertragbar auf Wär- menetze im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung. turbereich arbeitet sie besonders effektiv und erreicht Arbeitszahlen von über vier, erzeugt also mehr als viermal so viel Wärme wie sie an Strom verbraucht. Aufgrund der stetig sinkenden Leistungszahl bei sinkender Lufttemperatur und gleichzeitig steigender Vorlauftem- Ein Nahwärmenetz der Gemeinde Hiddenhausen (Nordrhein-Westfa- len) zur Wärmeversorgung mehre- rer Wohnhäuser mit einem Block- heizkraftwerk (BHKW) wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich ausgebaut, um weitere Gebäude versorgen zu können. Anfang 2021 hat der ortsansässige BHKW-Her- steller Sokratherm seinen neuen Firmensitz an das Nahwärmenetz angeschlossen und direkt daneben einen gläsernen Container mit einem neuen Blockheizkraftwerk aufgestellt. Zusätzlich wurden neben dem Container eine Luft/ Wasser-Wär me pumpe, auf dem Dach eine Photovoltaikanlage und im Keller Strom- und Wärmespei- cher installiert. Für die Zu- und Abschaltung der Wärmeerzeuger wurde die firmeneigene BHKW- Steuerung um den Baustein Wär- mepumpe erweitert. Bedarf wirtschaftlich decken Zusammenspiel von Wärmepumpe und BHKW am Firmensitz von Sokratherm. Die Steuerung wählt automatisch den Wärmeerzeuger aus, der den Bedarf am wirtschaftlichsten decken kann, abhängig von den aktuellen Strom- und Gaspreisen und der Leistungszahl der Wär- mepumpe COP (Coefficient of Performance). Mit Beginn der Heiz- periode startet zunächst die Wär- mepumpe und übernimmt mit einer geregelten Leistung zwischen 40 und 75 Kilowatt (kw) die komplet- te Wärmeversorgung bis zu einer Außentemperatur von rund sechs Grad Celsius. In diesem Tempera- peratur wurde die Wärmepumpe nicht größer ausgelegt. Die von ihr benötigte elektrische Leistung von zehn bis 18 kW wird größtenteils von der Photovoltaik anlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt peak (kWp) bereitgestellt, die in der Übergangszeit noch relativ hohe Erträge liefert. Bei Außentemperaturen unter sechs Grad Celsius übernimmt das BHKW mit einer ebenfalls regelbaren Wärmeleistung von 75 bis 100 kW die Wärmeversorgung. Der Wärmebedarf wird voraus- sichtlich zu je 45 Prozent durch die Wärmepumpe und das neue BHKW gedeckt, die restlichen zehn Prozent durch das alte BHKW, das an den wenigen sehr kalten Tagen durch einen Brennwertkessel un- terstützt wird. Das Warmwasser für die Bewohner wird in den einzelnen Gebäuden mit kleinen Wärmepumpen erzeugt, welche die Kellerluft als Wärmequelle nutzen. Das ist sinnvoller, als das Nahwärmenetz ganzjährig – also auch in den Sommermonaten – mit 22 stadt + werk | 9/10 2023

Titelthema | Interview Kombination mit enormer Schlagkraft Im Verbund sind KWK-Anlagen und Wärmepumpen besonders energieef- fizient. stadt+werk sprach mit Stefan Liesner und Björn Schreinermacher darüber, warum es sinnvoll ist, beide Welten zusammenzubringen, und wie insbesondere Stadtwerke davon profitieren. Herr Liesner, die Kraft-Wärme- Kopplung (KWK) spielt eine wichtige Rolle für eine dezentrale und effizi- ente Energieversorgung. Wie hat sich die Technologie in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt? Liesner: Die Kraft-Wärme-Kopplung ist zum Synonym für eine dezentra- le und effiziente Energieversorgung geworden. Ob als Großanlage mit mehreren Megawatt zur Versorgung großer Wärmenetze, zur Senkung der Energiekosten in der Industrie oder zur Objektversorgung mit we- nigen hundert Kilowatt – die KWK leistet zuverlässig ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit. Klar ist, dass der Betrieb von KWK-Anlagen mit Erdgas in den kommenden 20 Jah- ren keine Rolle mehr spielen wird. Hier ist es von Vorteil, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Brenn- stoffe eingesetzt werden kann, wie Biogas oder auch Wasserstoff. Herr Dr. Schreinermacher, Wärme- pumpen sind erst in jüngster Zeit in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Was leistet diese Technologie heute? Schreinermacher: Ich würde sagen, dass der Fokus auf Wärmepumpen schon länger besteht. Wir sehen aber ein wachsendes Interesse von Stadtwerken, da Wärmepumpen sehr gut in deren Energiesystem passen. Wie äußert sich das? Schreinermacher: Für kommunale Unternehmen wird es zunehmend interessant, Wärmepumpen als Produkt anzubieten. Diese können auch in Quartieren, Wärmenetzen und industriellen Prozessen einge- setzt werden. Das sind klassische Geschäftsfelder der Stadtwerke. Ziel ist es, Verbrennungsprozesse zu ergänzen oder zu ersetzen. Da- bei geht es auch um die Frage, wie der Strom aus der Kraft-Wärme- Kopplung wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden kann. Mit welchen Vorurteilen und He- rausforderungen waren KWK und Wärmepumpen bisher konfrontiert? Liesner: Bei der Kraft-Wärme- Kopplung heißt es, dass sie mit fossilen Energieträgern betrieben werden muss, weil sie wärmege- führt und unflexibel ist. Hier muss noch Aufklärungsarbeit geleistet werden. Denn dass eine KWK- Anlage mit erneuerbaren Gasen betrieben werden muss, ist heute selbstverständlich. Wir müssen nur die Stärken der verschiedenen Technologien herausstellen und „Jedes Stadtwerk hat ein großes Potenzial an Wärmequellen.“ zeigen, dass die Kombination zu höheren Wirkungsgraden führt. Innovative Stadtwerke machen genau das bereits. Schreinermacher: Es gibt das klassi- sche Vorurteil, dass Wärmepumpen in Altbauten ohne Fußbodenhei- zung nicht funktionieren oder dass im Winter der erneuerbare Strom für den Betrieb fehlt. Ich denke, das ist alles in den vergangenen Monaten ausgeräumt worden. Ein Problem aus meiner Sicht ist, dass oft in getrennten Welten gedacht wird. Wenn man Quartierskonzep- te plant oder darüber nachdenkt, wie man fossile Energieträger ersetzen kann, dann kommt man nicht umhin, diese beiden Welten Im Interview: Björn Schreinermacher und Stefan Liesner Dr. Björn Schreinermacher ist Leiter Politik beim Bundesverband Wärmepumpe. In dem Verband mit Sitz in Berlin sind rund 650 Mit- glieder organisiert, die sich für den verstärkten Einsatz effizienter Wärmepumpen engagieren. Stefan Liesner ist Head of Marketing & Public Affairs beim KWK-Anlagenhersteller 2G Energy AG. 24 stadt + werk | 9/10 2023 . . V e e p m u p e m r ä W d n a b r e v s e d n u B , G A y g r e n E G 2

Titelthema | Wärmespeicher Zubau sollte Pflicht sein Wärmespeicher bringen mehr Flexibilität ins Stromsystem und tragen zum Klimaschutz bei, so eine Studie des Fraunhofer-Instituts IEE. Betreiber von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sollten daher gesetzlich zur Investi- tion in einen Wärmespeicher verpflichtet werden. Wind ist in Norddeutschland im Überfluss vorhanden. Jedoch stehen Windkraftanlagen still, wenn das Stromnetz keine weiteren Mengen aufnehmen kann. In Zeiten von Stromüberschüssen aus erneuerba- ren Energien sollten konventionelle Kraftwerke daher ihre Produktion drosseln. Bei Anlagen, die kom- biniert Strom und Wärme produ- zieren, ist das bislang jedoch nur sehr eingeschränkt möglich. Der Landesverband Erneuerbare Ener- gien Mecklenburg-Vorpommern (LEE MV) hat daher im Rahmen des öffentlich geförderten Vorha- bens „Klimaschutz durch Wärme- wende und Sektorenkopplung“ untersuchen lassen, ob und wie Wärmespeicher mehr Flexibilität ins Gesamtsystem bringen können. Die beauftragten Wissenschaft- ler des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesys- temtechnik IEE sowie der Stiftung Umweltenergierecht sind zu dem Ergebnis gekommen, dass zusätzli- che Wärmespeicher wirtschaftlich betrieben werden können und eine Verpflichtung im Sinne des Klimaschutzes verfassungsrechtlich möglich ist. Besonders groß ist der Bedarf nach einer flexibleren Fahrweise bei der Produktion von Fernwärme. In Deutschland wird diese überwie- gend durch Kraft-Wärme-Kopp- lungsanlagen (KWK) erzeugt. Der Betrieb einiger Anlagen richtet sich nach dem Wärmebedarf – so spei- sen diese unter Umständen auch bei negativen Strompreisen ins Netz ein. Die Erweiterung solcher KWK- Anlagen um einen großen Wärme- speicher kann für mehr Flexibilität sorgen. Die Anlagen sind so in der Lage, bei einer hohen Verfügbar- keit an erneuerbarer Energie ihren Betrieb und die Stromerzeugung zu drosseln und Fernwärmekunden vorübergehend aus dem Speicher zu beliefern. Das ermöglicht eine zeitliche Verschiebung von Strom- und Wärmeerzeugung und spart Brennstoffe. Modellierte Szenarien Die Wirtschaftlichkeit eines Wär- mespeichers hat das Fraunhofer- Institut IEE anhand der Daten für Mecklenburg-Vorpommern mo- delliert. Das Netzgebiet des Über- tragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission integriert bereits heute einen sehr hohen Anteil fluktuierender Einspeisung und kann mit der künftigen Situation im gesamten Bundesgebiet verglichen werden. Berechnet wurden der wärmegeführte Betrieb von KWK- Anlagen und die Nutzung von Wärmespeichern im Referenzjahr 2020 und im Zieljahr 2030. In den modellierten Szenarien für 2030 ist von einer Abregelung im Netzgebiet von 50Hertz von 28 Milliarden Kilowattstunden (kWh) pro Jahr auszugehen. Mit einer Zwischenspeicherung von Wärme könnten KWK-Anlagen zeitweise ihre Produktion zurückfahren, sodass etwa 4.500 Milliarden kWh mehr Windstrom pro Jahr einge- speist werden könnten. Da sich die Produktionsspitzen der KWK- Anlage somit in windschwache Zei- ten verschiebt, amortisiert sich die Investition in den Wärmespeicher je nach angenommener Größe des Wärmeversorgungsgebiets und des Speichers in einem Korridor von etwa sechs bis neun Jahren. Untersucht wurde darüber hi- naus, welche Größe für einen Wärmespeicher optimal wäre. Dabei wurden jeweils Tages- und Wochenspeicher für kleinere Ver- sorgungsgebiete mit einer Wär- meerzeugerleistung von etwa neun Megawatt (MW) und für größere Gebiete mit einer Wärmeerzeuger- leistung von etwa 330 MW model- liert. Ergebnis: Die Investition in einen Wochenspeicher amortisiert sich für eine kleine Großstadt wie Schwerin innerhalb von etwa neun Jahren. Ein Tagesspeicher kann sich für die Versorgung eines Quartiers innerhalb von etwa sieben bis acht Jahren rentieren. „Wärmespeicher bringen mehr Flexibilität in das Stromsystem. Zudem rechnen sie sich für die Betreiber auch betriebs- wirtschaftlich. Das gilt sowohl für die Versorgung einzelner Quartiere wie auch für ganze Städte“, fasst Dietrich Schmidt, Projektleiter beim Fraunhofer-Institut IEE, die Ergeb- nisse der Modellierung zusammen. Das Konzept lässt sich zudem da- hingehend weiterentwickeln, dass zusätzliche Power-to-Heat-Anlagen überschüssigen Windstrom in Wär- me umwandeln und einspeichern. Nach dem Kraft-Wärme-Kopp- lungsgesetz (KWKG) werden 26 stadt + werk | 9/10 2023

Titelthema | Stadtwerke Duisburg iKWK-Anlage setzt Zeichen Im Frühsommer dieses Jahres haben die Stadtwerke Duisburg mit dem Bau ihrer ersten innovativen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage begonnen. Läuft es nach Plan, wird die bis dato größte iKWK-Anlage an einer Klär- anlage in Deutschland spätestens 2025 den Betrieb aufnehmen. In Duisburg setzen die Stadtwerke bei der nachhaltigen Reduzierung von Treibhausgasemissionen schon seit Jahren Maßstäbe. Früher als andere – bereits im Jahr 2018 – haben sie die Verstromung von Steinkohle endgültig beendet. Mit dieser und vielen weiteren Maß- nahmen konnte das Unternehmen im Vergleich zum Jahr 1990 seine klimaschädlichen CO2-Emissionen um mehr als 70 Prozent reduzieren. Dem vorgegebenen Pfad der Bun- desregierung sind die Stadtwerke damit weit voraus. Das ehrgeizige Ziel: Bis zum Jahr 2035 soll die Fernwärmeerzeugung vollständig CO2-neutral sein. Dafür wird an vielen Stellen in den Erzeugungs- park investiert. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur CO2-freien Wär- meerzeugung ist die innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (iKWK-Anlage) an der Kläranlage im Stadtteil Huckingen im Sü- den Duisburgs. Hier wird die im Abwasser enthaltene Restwärme mithilfe zweier leistungsstarker Wärmepumpen für die Fernwär- meversorgung nutzbar gemacht. In der Kläranlage in Huckingen bereiten die Wirtschaftsbetriebe Duisburg das Abwasser von mehr als 100.000 Einwohnern auf. So ist gewährleistet, dass hier dauerhaft ein Volumenstrom anfällt, der für die Wärmegewinnung nutzbar ist. Beide Unternehmen arbeiten im Rahmen des Projekts eng zusam- men, um die ehrgeizigen Ziele der Stadt Duisburg beim Klimaschutz realisieren zu können. Komplexes Vorhaben Ende Mai dieses Jahres erfolgte der offizielle Spatenstich für den Bau der neuen iKWK-Anlage, seitdem laufen die vorbereitenden Maßnahmen für die geplanten Tiefbauarbeiten auf dem Gelände der Kläranlage. Hier wird ein Pum- penhaus errichtet, in dem später die Wärmepumpen stehen werden. Zudem wird das Auslaufbecken der Kläranlage, über welches das ge- klärte Abwasser in den Angerbach eingeleitet wird, der kurz darauf in H b m t f a h c s l l e s e g s r h e k r e V d n u - s g n u g r o s r e V r e g r u b s i u D Die Autorin: Sabine Tiepelmann Sabine Tiepelmann ist Planungsingenieurin bei der Stadtwerke Duisburg AG. Die 44-Jährige ist Projektleiterin für die iKWK-Anlage des Unterneh- mens an der Kläranlage im Stadtteil Huckingen. Sie arbeitet seit dem Jahr 2010 in der Abteilung Strom- und Fernwärmeerzeugung/Energietechnik der Stadtwerke Duisburg. 28 stadt + werk | 9/10 2023 den Rhein mündet, baulich so ver- ändert, dass ein Anstauungsbecken entsteht. Der Betrieb der Kläranlage wird aber während der gesamten Bauzeit nicht eingeschränkt und kann normal weiterlaufen. Besonders komplex wird das erste iKWK-Projekt der Stadtwerke Duisburg, weil die Anlage an ver- schiedenen Orten, mit verschiede- nen Anlagentypen und verschie- denen Technologien geplant ist. Neben den beiden Wärmepumpen in Huckingen, die jeweils 1,9 Megawatt (MW) leisten, werden am Heizwerk Mitte unweit der Konzernzentrale der Stadtwerke Duisburg zwei Blockheizkraftwer- ke (BHKW) errichtet. Die beiden gasbefeuerten Motoren leisten jeweils 4,5 MW elektrisch und 4,7 MW thermisch. Beide BHKW sind H2-ready, könnten also schon heu- te anteilig Wasserstoff als Energie- träger nutzen. Dieser Anteil kann durch technische Nachrüstungen deutlich ausgebaut werden. Alter- nativ können beide Motoren mit Biogas angetrieben werden. Die BHKW erzeugen so viel Strom, wie 10.000 Haushalte in Duisburg im Jahr verbrauchen, und liefern zudem die Wärme für bis zu 4.000 an die Fernwärme angeschlossene Haushalte. Die Gesamtanlage wird komplet- tiert durch einen elektrischen Wärmeerzeuger, der mit 30 MW Leistung deutlich größer dimensi- oniert ist, als er es laut Vorgaben sein müsste. Geplant ist, mit diesem elektrischen Wärmeerzeuger je nach Marktlage und Bedarf auch am Regelenergiemarkt teilzuneh- men. Damit wollen die Stadtwerke

Titelthema | Berlin Je nach Jahreszeit hat das Abwasser in der Kläranlage Huckingen eine Temperatur zwischen acht und 25 Grad. Sobald die Temperatur ober- halb von zehn Grad liegt, kann es für die Wärmegewinnung durch die Wärmepumpen genutzt werden. Dadurch steht die Wärme aus der Kläranlage beinahe ganzjährig zur Verfügung. In den Wintermonaten werden die zu dieser Zeit notwen- digen hohen Fernwärmetemperatu- ren von den Wärmepumpen nicht erreicht. Die Einspeisung erfolgt dann zeitweise in den Netzrück- lauf, wobei das Heizkraftwerk III in Duisburg Wanheim die gewonnene Wärme weiter auf das Netzniveau anhebt. Der iKWK-Anlage kommt für den weiteren CO2-Reduktionspfad der Stadtwerke Duisburg eine entschei- dende Bedeutung zu. Denn auch bei weiteren Projekten wird über den zusätzlichen Einbau von Wär- mepumpen nachgedacht. So läuft derzeit eine groß angelegte Studie zur Nutzung von Tiefengeother- mie. Erste Untersuchungsergeb- nisse des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen stimmen zuversichtlich. Bis zum Frühjahr 2024 soll eine Machbarkeitsstudie erstellt wer- den. Je nach zu erwartender Was- sertemperatur in der Tiefe sind hier ebenfalls Wärmepumpen erforder- lich, um eine Einbindung in das Fernwärmenetz zu realisieren. Auch bei diesem Projekt gehen die Stadtwerke Duisburg nicht allein vor, sondern arbeiten eng mit den Städten Duisburg und Düsseldorf sowie den Stadtwerken Düsseldorf, den Experten der Fraunhofer-Ein- richtung für Energieinfrastruktu- ren und Geothermie IEG sowie dem Flughafen Düsseldorf zusam- ■ men. 30 stadt + werk | 9/10 2023 Forellen nutzen Spreewärme Der Berliner Energieversorger BTB hat im Juli vergangenen Jahres den Probebetrieb für zwei neuartige Flusswasser-Wärmepumpen gestartet. Die beiden Anlagen mit dem Spitznamen Forelle konnten die in sie ge- setzten Erwartungen bislang sogar noch übertreffen. Forelle 1+2 nennen die Mitarbeiten- den des Berliner Energieversorgers BTB die zwei neuen, leuchtend- blauen Flusswasser-Wärmepumpen im entstehenden Energiepark Schö- neweide liebevoll. Der Name wurde aus der Spree und deren Fauna abgeleitet, die direkt am Kraftwerk vorbeifließt und deren Wasser die beiden Anlagen seit circa zwei Mo- naten Wärme entziehen, um dieses in den Heißwasserkreislauf des rund 170 Kilometer langen Fern- wärmenetzes der BTB einzuspeisen. Das in der Region bislang ein- malige Pionierprojekt ist Teil zweier iKWK-Systeme (innovative Kraft-Wärme-Kopplung), die in baugleichen Stufen im Rahmen der Fernwärmeausbaustrategie der BTB zwischen 2021 und 2023 umgesetzt wurden. Die Anforde- rungen für die iKWK sehen nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) einen regenerativen Wär- meanteil vor, der bei BTB durch die Flusswasser-Wärmepumpen abgedeckt wird. Die konventionelle Komponente besteht aus vier neuen, hocheffizienten Gas-KWK-Motoren am Standort Adlershof, die mit einigen technischen Änderungen später auch auf Wasserstoffbetrieb umgerüstet werden können. Als elektrische Wärmeerzeuger durf- ten zwei CSN-Durchlauferhitzer als Bestandsanlagen aus dem Heizkraftwerk Adlershof in das iKWK-Projekt integriert werden. Die Gesamtleistung der beiden iKWK-Systeme liegt in Summe bei 32 Megawatt thermischer und 18 Megawatt elektrischer Leistung, pro Jahr wird eine CO2-Reduktion von rund 14.000 Tonnen erwartet. Test erfüllt die Erwartungen Die beiden individuell für die E.ON- Tochter BTB gebauten „Forellen“ mit je 3,5 MW thermischer Leistung und einer Heizleistung von zusam- men etwa sieben MW gingen im Juli dieses Jahres in die Erprobung. Denn für die Entnahme der Umweltwärme n i l r e B H b m G B T B Der Autor: Sebastian Matthies Sebastian Matthies ist seit zehn Jahren für die BTB Blockheizkraftwerks-, Träger- und Betreibergesell- schaft mbH Berlin tätig. Nach neun Jahren im Be- reich der Energiewirtschaft wechselte er vor einem Jahr in die strategische Unternehmensentwicklung mit dem Fokus auf innovative Systeme.

Energie + Effizienz | ## Energie + Effizienz | Biomethan Kleiner Markt, großes Potenzial Jürgen Fälchle/stock.adobe.com Die Bedeutung von Biomethan als heimische erneuerbare Energiequelle wird zunehmen. Der Markt dafür ist besonders strukturiert, weshalb er aufmerksam im Blick behalten werden sollte. Die Strom- und Wärmeerzeu- gung aus Erdgas war lange eine vergleichsweise günstige und – bezogen auf andere fossile Ener- gierohstoffe – relativ saubere Mög- lichkeit der Energieversorgung. Diese Zeiten sind spätestens seit Beginn des Ukrainekriegs vorbei. Nachdem der russische Lieferstopp die Versorgung Deutschlands und Europas mit Erdgas schwieriger gemacht hat, gerieten Alternativen in den Fokus, vorzugsweise heimi- sche. Beides erfüllt Biomethan. Es kann vor Ort aus nachwachsenden Energiepflanzen oder – noch besser – aus so genannten biogenen Ab- fall- und Reststoffen erzeugt wer- den. Damit erfüllt es im Gegensatz zum importierten Erdgas nahezu das Kriterium der CO2-Neutralität. Das heißt, dass die zur Biogaser- zeugung eingesetzten Pflanzen der Atmosphäre beim Wachstum in etwa so viel CO2 entziehen, wie bei der Verbrennung wieder frei- gesetzt wird. 2022 wurden rund 13,6 Terawatt- stunden Wärme aus Biogas erzeugt – das sind gerade einmal rund 1,6 Prozent des Endenergieverbrauchs für Wärme und Kälte und 0,41 Pro- zent des gesamten Endenergiever- brauchs in Deutschland. Würden indes alle im Land anfallenden biogenen Rest- und Abfallstoffe vollständig energetisch genutzt, könnten laut Bundeslandwirt- schaftsministerium 15 Prozent des deutschen Primärenergiebedarfs gedeckt werden. „Bereits diese vier Zahlen zeigen, wie viel Potenzial noch in der energetischen Nutzung allein von biogenen Reststoffen liegt“, ist Kara Hoffmann, Grup- penleiterin Ökoenergie-Produkte bei der ASEW, überzeugt. „Das Potenzial ist natürlich besonders interessant für die Biogaserzeugung und dessen Nutzung etwa zur Wär- megewinnung.“ Der Begriff Biogas an sich ist nicht eindeutig definiert. Für gewöhnlich bezeichnet man damit das in Bio- gasanlagen erzeugte Roh-Biogas, das einen Methangehalt von 40 bis 50 Prozent aufweist. Damit dieses Roh-Biogas auch genau wie das fossile Erdgas genutzt werden kann, muss es erst auf einen Methange- halt von über 85, teilweise sogar bis zu 98 Prozent, veredelt werden. Ab diesem Zeitpunkt spricht man nicht mehr von Biogas, sondern von Biomethan. Dieses kann dann 32 stadt + werk | 9/10 2023

Energie + Effizienz | Energie-Management Werkzeugkasten mit System Kom.EMS unterstützt Kommunen dabei, dauerhafte Strukturen für ein Energie-Management innerhalb der Verwaltung zu schaffen. Das Online Tool basiert auf den Erfahrungen von Energieagenturen mehrerer Bun- desländer und wird aktuell von über 1.500 Kommunen genutzt. Stellen Sie sich vor, Sie sind Bür- germeister einer mittelgroßen Stadt irgendwo in Deutschland. Auf einer Veranstaltung erfahren Sie, dass Sie mit einem Energie-Management cir- ca 20 Prozent des Energieverbrauchs Ihrer kommunalen Liegenschaften einsparen können. Und das ohne große investive Mittel. Sicher sind Sie skeptisch. Energie-Management macht Ihre Stadt schon lange. Rech- nungsprüfung und der Betrieb der technischen Anlagen gehören zu den grundlegenden Aufgaben des Liegenschaftsbetriebs. Vergangenes Jahr haben Sie sogar eine Photovol- taikanlage auf dem Rathausdach installiert. Gibt es dennoch weitere Potenziale? Die Sächsische Energieagentur – SAENA hat bereits im Jahr 2012 be- gonnen, Projekte zum kommunalen Energie-Management durchzufüh- ren. Anfangs mit einigen wenigen Vorreitern, mittlerweile mit weit über 100 Kommunen im Freistaat, von der kleinen Gemeinde bis zur Landkreisverwaltung. Die Er- kenntnisse nach über zehn Jahren intensiver Arbeit: Potenziale gibt es in jeder Kommune. Einzelne Aufgabenbereiche eines Energie-Managements werden von jeder Stadt und Gemeinde wahrge- nommen. Häufig fehlen jedoch die personellen Kapazitäten, um das Thema vollumfänglich und struktu- riert abzudecken. Selten sind daher Aufgaben und Verantwortlichkei- ten fürs Energie-Management klar festgelegt und mit ausreichend Arbeitszeit untersetzt. Ansatz der SAENA ist die Unterstützung der Kommunen, um dauerhafte Struk- turen für ein Energie-Management innerhalb der Verwaltung zu schaf- fen. In Projekten werden Städte, Gemeinden und Landkreise beglei- tet. Schulungen, Netzwerkarbeit und Arbeitshilfen unterstützen den Aufbau von Know-how bei den Mitarbeitenden der Kommu- nen. Denn nur wenn Wissen in den Verwaltungen verankert und Aufgaben auch personell untersetzt werden, kann ein effizienter Betrieb auf Dauer funktionieren. Gute Rah- menbedingungen für einen Einstieg bietet derzeit eine Förderung für Sach- und Personalkosten über die Kommunalrichtlinie des Bundes. Den roten Faden für eine struk- turierte Herangehensweise der Kommunen bildet das kostenfreie Online Tool Kom.EMS. Sparen mit Kom.EMS Aus langjährigen Erfahrungen der Landesenergieagenturen Sachsen, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen-Anhalt wurde das Kommunale Energiemanagement- System, kurz Kom.EMS, geschaf- fen. Es befähigt Kommunen, das Energie-Management als komplettes System zu betrachten. Ein strukturiertes Herangehen, das vielfach praktisch erprobt ist und nachweislich funktioniert. Das als Online-Tool aufgebaute Management-Werkzeug unterstützt kommunale Gebietskörperschaften optimal und praxisnah. Vier Ele- mente werden dafür bereitgestellt. Die Kom.EMS-Qualitätssicherung ist das Herzstück des Werkzeug- kastens und unterscheidet drei Qualitätsstufen. Sie beinhaltet einen nach Handlungsfeldern geordneten praxisnahen und differenzierten Fragen-, Nachweis- und Bewer- tungskatalog und ermöglicht die Implementierung sowie Überprü- fung des kommunalen Energie- Management-Systems. Das Kom.EMS-Wissensportal be- fasst sich mit der praktischen An- wendbarkeit, bietet Erleichterung im Arbeitsalltag bei Prozessen und dient der Sicherung von Mindest- standards bei Qualität und Umfang des Energie-Managements. Es um- fasst darüber hinaus praxiserprobte Arbeitshilfen, darunter Muster-Be- schlussvorlagen, Checklisten, eine Beschreibung der Anforderungen an den Energiebericht und ein Rechen-Tool Energiesparmaßnah- men. Der Kom.EMS-Check bietet einen ersten Ansatz zur Prüfung, ob in der eigenen Kommune Optimierungspotenzial besteht. Der Kom.EMS-Leitfaden enthält kostenfreie Broschüren mit dem idealtypischen zeitlichen Ablauf der Einführung eines kommunalen Energie-Managements. Link-Tipp Weitere Informationen zum Online Tool und den Fördermöglichkeiten unter: ● www.komems.de ● www.klimaschutz.de 34 stadt + werk | 9/10 2023

Energie + Effizienz | Photovoltaik Solarfaltdach über der Kläranlage Mangels Fläche konnten die Servicebetriebe Neuwied bislang nicht die Kraft der Sonne zur Stromerzeugung für ihre Kläranlage nutzen. Eine einzigartige Lösung brachte die Wende: Dank Solarfaltdach über dem Belebungsbecken steigt der Eigenversorgungsgrad auf 98 Prozent. Die stromhungrigsten Liegenschaf- ten der Kommunen sind in der Regel Kläranlagen. Rund 20 Prozent des Verbrauchs entfallen auf sie – und damit mehr als auf Schulen, Kran- kenhäuser oder andere kommunale Einrichtungen, so das Umwelt- bundesamt. Insgesamt benötigen die rund 10.000 Kläranlagen in Deutschland circa 4.400 Gigawatt- stunden Strom. Damit sind sie für CO2-Emissionen von jährlich drei Millionen Tonnen verantwortlich. Ein wichtiger Beweggrund für Klär- anlagenbetreiber hier auf Photovol- taik zu setzen, sind die Vorgaben der EU-Kommission aus der neuen Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser, die bislang als Vorschlag (Stand 10/2022) vor- liegt. Demnach müssen bis Ende des Jahres 2030 mindestens 50 Prozent des Energiebedarfs von Kläranlagen ab einem Einwohnerwert (EW) von 10.000 aus erneuerbaren Energien stammen. Letztere sind in kommu- nalen Abwasserbehandlungsan- lagen zu erzeugen. Bis Ende 2040 soll dieser Anteil stufenweise auf 100 Prozent steigen. Auch die Servicebetriebe Neuwied wollten den Strom für ihre Kläran- lage mit einer Photovoltaikanlage selbst erzeugen. Für eine wirt- schaftliche Umsetzung fehlte es bislang an Fläche. Eine einzigartige Lösung änderte das: Ein Solarfalt- dach wurde installiert. Entwickelt wurde es vom Schweizer Unterneh- men dhp. Mit dem Faltdach lässt sich auf industriellen Nutzflächen Strom produzieren, ohne die ei- gentliche Nutzung der Flächen einzuschränken. Durch große, variierbare Stützenabstände und eine lichte Höhe von mindestens 4,3 Metern bleibt der ungehinderte Zugang gewährleistet. In Kläranla- gen kann das Solarfaltdach insbe- sondere über den offenen Becken installiert werden. Sind an diesen raumgreifende Arbeiten nötig, etwa mit Kraneinsatz, kann das Dach per Faltmechanismus jederzeit eingefahren werden. Nebenbei re- duziert der Schatten des Faltdachs das Algenwachstum in den Becken. In der Kläranlage Neuwied sollte das Solarfaltdach das 1.600 Quad- ratmeter große Belebungsbecken überspannen. dhp arbeitet in den Bereichen Trag- werksplanung und Elektrotechnik in vielen Projekten mit AFRY zu- sammen. Auch für das Projekt in Neuwied wurde von Beginn an auf die Leistungen des Ingenieur-, De- sign- und Beratungsunternehmens gesetzt. Zunächst mussten eine Machbarkeits- und Wirtschaftlich- keitsstudie durchgeführt werden. Sie fielen positiv aus, sodass sich die Servicebetriebe Neuwied für die Realisierung entschieden haben. Im nächsten Schritt galt es, eine Genehmigungsstatik zu erstellen. Für die Schweizer war das eine Premiere: In Deutschland müssen die statischen Berechnungen als Teil des Bauantrags in den meisten Fällen durch einen unabhängigen Statiker (Prüfingenieur) geprüft werden. In der Schweiz ist dies meist nicht erforderlich. Um aufzu- zeigen, dass die beiden Belebungs- becken auch mit dem Einfluss des Solarfaltdachs alle Anforderungen erfüllen, mussten unter anderem die Auftriebsnachweise neu er- bracht werden. Hierfür waren die Grenzgrundwasserstände für das Leeren der Becken im Revisionsfall leicht nach unten zu korrigieren. Individuelle Fertigung Nach einer Ortsbegehung und mit dem dhp Anlagen-Layout hat das Experten-Team von AFRY zudem alle statischen Nachweise des Stahlbaus und dessen Anschlüs- sen auf den Klärbecken sowie die erforderlichen statischen Nach- weise der Becken geführt und für die unabhängigen Prüfungen dokumentiert. Dabei zeigte sich, dass die Wandverlängerungen, mit denen die Becken im Jahr 2016 erhöht worden sind, nicht überall ausreichend mit den alten Wand- kronen verbunden waren, um die Zug- und Seitenlasten aus den Solarfaltdachstützen zu übertra- gen. Der Anschluss beider Bauteile musste durch lange, eingeklebte Be- wehrungen ertüchtigt werden. Ein unabhängiger Prüfingenieur hat die Statik schließlich baurechtlich geprüft und freigegeben. Da jedes Solarfaltdach nach den Gegebenheiten vor Ort konstruiert wird, fertigt dhp die Faltdachgrup- pen projektspezifisch im Schweize- rischen Graubünden. Der benötigte Stahl wird direkt auf die Baustelle geliefert. Sind die Stützen vor Ort montiert, werden die Faltdachbah- 36 stadt + werk | 9/10 2023

Energie + Effizienz | Pumpspeicher Starkes Leistungsplus aus Forbach Seit über 100 Jahren erzeugt das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach mit Wasserkraft Energie. Nun wird der Standort zum leistungsstarken Pump- speicherkraftwerk ausgebaut. Da Technik und Speicher in Kavernen ver- lagert werden, sind die Auswirkungen auf die Umgebung gering. Das Rudolf-Fettweis-Werk (RFW) in Forbach im Schwarzwald steht für über 100 Jahre zuverlässige Strom- erzeugung. Nun soll das Wasser- kraftwerk, das in den Jahren 1914 bis 1918 und 1922 bis 1926 gebaut wurde, modernisiert werden. Und nicht nur das: Das Unternehmen EnBW Energie Baden- Württemberg wird den bestehenden Kraft - werksstandort in den kommenden Jahren zu einem leistungsstarken Pumpspeicherkraftwerk ausbauen, das noch bes- ser zum Gelingen der Energiewende beitragen wird. bedarfsgerecht Strom erzeugen und speichern können, sind sie eine ide- ale Ergänzung im Zusammenspiel mit anderen erneuerbaren Energi- en. Sie können die witterungs- und tageszeitabhängige Einspeisung aus Bild vergrößern Zwei davon, das Schwarzenbach- werk und das Murgwerk, sind Teil des Um- und Neubauprojekts. Sie verfügen heute über eine Leistung von 65 Megawatt – davon entfallen 43 Megawatt auf das Schwarzen- bachwerk, 22 Megawatt auf das Murgwerk. Das Schwarzenbach- werk verfügt darüber hinaus über eine Leistung von 20 Megawatt im Pumpbetrieb. Dieser ist allerdings n u r d a n n m ö g l i c h , wenn durch natürli- chen Zufluss der Murg ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Kernstück des neuen Pumpspeicherkraft - werks sind zwei Kaver- nen, die ins Innere des angrenzenden Bergs gebaut werden. In der Kraftwerkskaverne wird die Kraftwerkstechnik für die neuen Anlagen errichtet. Sie umfasst unter ande- rem eine rund 54 Megawatt starke Pumpturbine für das neue Schwar- zenbachwerk und drei Francis-Tur- binen mit insgesamt rund 23 Mega- watt für das neue Murgwerk. Die zweite Kaverne besteht aus einem Stollensystem, das gemeinsam mit dem bestehenden Ausgleichsbecken in Forbach als Unterbecken für das neue Pumpspeicherkraftwerk dient. D a s E r z e u g u n g s k o n z e p t d e s neuen Pumpspeicherkraftwerks (Schwarzenbachwerk) sieht vor, dass das über die Schwarzenbach- talsperre gesammelte Wasser zur neu gebauten Kraftwerkskaverne fließt. Durch deren neue Position im Inneren des Bergs strömt das Wasser fast senkrecht auf die Zwei Kavernen bilden das Kernstück des Pumpspeicherkraftwerks. EnBW Ingo Kamuf „Die Energiewende stellt ganz neue Anforderungen an die Stromerzeu- gung“, erklärt Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung. „Mit Wind und Sonne können wir zwar große Mengen Strom erzeu- gen. Sie sind jedoch vielfach abhän- gig von Witterung und Tageszeit. Damit die Energiewende gelingt, brauchen wir zusätzlich disponible Leistung und Speicher, die Strom bedarfsgerecht auf Abruf schnell und flexibel zur Verfügung stellen und einen stabilen Netzbetrieb ge- währleisten.“ Wind und Sonne ausgleichen und leisten einen wichtigen Beitrag für die Stabilität der Stromnetze – und damit für die Versorgungssicher- heit in deutschen Haushalten und Unternehmen. Die Entscheidung für das Pumpspeicherkraftwerk in Forbach ist vor diesem Hintergrund ein sinnvoller und bedeutender Baustein in der Erzeugungsstra- tegie der EnBW, die klar auf einen beschleunigten Ausbau erneuerba- rer Energien und Klimaneutralität im Jahr 2035 zielt. Unterirdische Kavernen Hier kommen Pumpsp eicher ins Spiel. Sie sind derzeit die einzigen langjährig erprobten, großtechnischen und verfügbaren Stromspeicher. Da sie flexibel und Das Rudolf-Fettweis-Kraftwerk be- steht aus insgesamt vier Einzelkraft- werken mit einer Gesamtleistung von derzeit 68 Megawatt (MW). 38 stadt + werk | 9/10 2023

IT + Technik | ## IT + Technik | IT-Sicherheit Trotz Kostendruck gut vorbereitet New Africa/stock.adobe.com Stadtwerke und lokale Versorger rücken zunehmend in den Fokus von Cyber-Kriminellen. Technische Lösungen können Angriffe detektieren und analysieren – ersetzen aber kein knappes IT-Personal. Externe Security Service Provider helfen, Lücken in der IT-Abwehr zu schließen. Die auf Stadtwerke und lokale Versorgungsunternehmen verüb- ten Cyber-Angriffe zeigen, dass auch kleinere und mittelgroße Organisationen ein lohnendes Ziel für Angreifer darstellen. Zwar ist trotz zunehmender Schadensfälle der Kernbereich der Versorger – die Bereitstellung von Energie, Wasser oder Mobilität – eher sel- ten beeinträchtigt. Dennoch sind die getroffenen Maßnahmen zur IT-Sicherheit oftmals ausbaufähig, gerade bei den kleinen und mittle- ren Versorgern. Das liegt nicht nur an geringeren Budgets, sondern auch an der Verfügbarkeit von ge- eignetem Personal und Know-how. Während sich die Produktland- schaft in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt hat, ist der organisatorische Aspekt für viele Versorger eine Herausforderung. Gleichzeitig steigen die gesetzli- chen Anforderungen zur Verbes- serung der Angriffserkennung und Abwehr. So fordert das IT- Sicherheitsgesetz 2.0 „angemessene organisatorische und technische Vorkehrungen zur Vermeidung von Störungen an IT-Systemen“ und zur Reaktion darauf. Und mit der EU-weiten NIS-2-Richtlinie über Maßnahmen für ein hohes gemein- sames Cyber-Sicherheitsniveau erhöht sich der Handlungsdruck weiter. 29.000 Unternehmen in Deutschland werden künftig darun- terfallen. Nur wenige Unternehmen wissen davon oder können bereits abschätzen, welche organisatori- schen und technischen Aufgaben die Umsetzung der Richtlinie mit sich bringt. Tools allein genügen nicht Die (rechtlichen) Anforderungen zum Erkennen von Cyber-Angrif- fen mittels technischer Lösungen können zweifellos durch Produkt- angebote der Sicherheitsindustrie erfüllt werden. Dazu gehört auch die Einführung von Systemen zur Angriffserkennung, mit denen Protokollierung, Detektion und Reaktion technisch abgedeckt werden können. Doch was auf den ersten Blick als Frage der bloßen IT-Umsetzung erscheint, ist in der Praxis eine komplexe Aufgabe für den gesamten Sicherheitsbetrieb. Die Aufgabe, Alarme korrekt zu bewerten und angemessen darauf 40 stadt + werk | 9/10 2023

IT + Technik | Abrechnung Preisbremsen ohne Stau Die Maßnahmen des Bundes zur Abfederung der hohen Energiepreise zogen bei den Versorgungunternehmen komplexe Anpassungen der Ab- rechnungs-IT nach sich. Die Energieversorgung Filstal hat diese Aufgabe in enger Abstimmung mit dem ERP-Anbieter Wilken erfolgreich gemeistert. Die Soforthilfe Gas und Wärme und die folgenden Preisbremsen für Strom und Gas haben die Versorgungswirtschaft vor große Herausforderungen gestellt. Bis die komplexen Vorgaben in den IT-Systemen umgesetzt waren, dauerte es in einigen Fällen Monate. Einzelne Versorgungsunternehmen hatten sogar bis ins zweite Quartal 2023 Abrechnungsprobleme. Anders die Energieversorgung Fil- stal (EVF) in Göppingen, die schon im Februar wieder arbeitsfähig war. Bettina Merle ist bei dem Versorger für ERP, Prozesse und Projekte verantwortlich. Als sich Mitte November 2022 die Pläne der Bundesregierung für die Soforthilfe und die Preisbremsen konkreti- sierten, galt ihr erster Gedanke dem knappen Zeitrahmen. Nicht nur, dass zum Jahreswechsel rund 30.000 Gaskunden abgerechnet werden mussten und die Ablesun- gen im November bereits in voller Vorbereitung waren. Erschwerend kam hinzu, dass die EVF rollierend abrechnet. Das bedeutete, dass die Abrechnungen spätestens ab März gesetzeskonform ablaufen mussten, um größere Komplikationen zu vermeiden. Deswegen war Bettina Merle erfreut, als Ende November eine E-Mail von Wilken einging, in der das geplante Vorgehen beschrieben und erste Webinare terminiert wurden, mit denen die Wilken Software Group den Um- setzungsprozess begleiten wollte. Kunden eng einbinden „Statt wie bisher einfach die notwendigen Fixes auszuliefern und auf Probleme zu reagieren, lautete unsere Strategie jetzt, alle Kunden eng in den gesamten Änderungsprozess einzubinden“, beschreibt Dominik Reinert, Head of Consulting bei der Wilken Soft- ware Group, das Vorgehen. Die Erfahrung hatte gezeigt: Je besser die Anwender inhaltlich auf neue Prozesse und Anforderungen vor- Info: Energieversorgung Filstal Die Energieversorgung Filstal (EVF) zählt zu den zehn größten Energie- versorgungsunternehmen in Baden- Württemberg. Mit mehr als 200 Mitarbeitern versorgt sie rund 32.000 Kunden im Filstal mit Strom, mehr als 34.000 mit Gas sowie knapp 19.000 mit Wasser. Dazu kommen über 1.300 Kunden im Bereich Tele- kommunikation. Da neben engagiert sich die Energieversorgung Filstal im Bereich der erneuerbaren Ener- gien. Zusammen mit den Stadtwer- ken Göppingen fördert der Strom- anbieter den Ausbau von Photovol- taikanlagen und ist aktiv am Ausbau von Onshore-Windkraft in Deutsch- land beteiligt. bereitet waren, desto reibungsloser die Umsetzung. Daher wurden einzelne Pilotkunden von Beginn an in die Entwicklung eingebunden. Parallel wurde der gesamte Prozess mit Webinaren für alle Kunden begleitet. So wurde sichergestellt, dass alle Wilken-Kunden auf dem neuesten Stand sind und dass deren Anforderungen direkt in die Ent- wicklung einfließen. Intensive Testphase In der ersten Dezemberhälfte star- tete ein intensiver Kommunikati- onsprozess. Zu jedem Hotfix wurde zeitnah ein Webinar durchgeführt. Bei EVF konnten bereits Ende des Jahres die Regelungen zum Dezem- berabschlag fristgerecht mit der Software abgebildet werden. Für die ERP-Verantwortliche Bettina Merle war der Vorteil des Vorgehens, dass sie zeitnah testen konnte, wo mög- liche Fehlerquellen lagen. „Als rollierender Abrechner haben wir die Herausforderung, dass wir keine Atempause haben. Statt eine einmalige Jahresabrechnung durch- zuführen und dann wieder mona- telang Pause zu haben, stehen wir ständig unter Zugzwang“, erklärt sie. Andererseits, so Merle, kom- me man so Fehlern schneller auf die Spur. Im Januar ging die EVF erst einmal auf Nummer sicher. Über alle zur Verfügung stehenden Kanäle wurden die Kunden über die fristgerechte Umsetzung der Preisbremsen informiert. Der Jahresauftakt war durch inten- sives Testen geprägt. Eine komplexe Herausforderung, auch wegen der unterschiedlichen Vorgaben für die 42 stadt + werk | 9/10 2023

IT + Technik | CLS-Management Intelligentes Messwesen Die Digitalisierung der Niederspannungsnetze ist durch die Vorgaben des Smart-Meter-Gesetzes unausweichlich. Vielen Stadtwerken ist nicht bewusst, wie stark sich damit die Komplexität ihrer Systeme erhöht – gleichzeitig bieten sich neue Marktchancen. Erneuerbare Energien, Lade- Infrastruktur für Elektromobilität und Wärmepumpen – immer mehr Anlagen müssen in das Energie- system integriert werden. Der notwendige beschleunigte Aufbau einer digitalen Infrastruktur zum Schalten und Steuern ist im Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) ver- ankert: Ab 2025 sollen Netz- und Messstellenbetreiber in der Lage sein, steuerbare Verbraucher und Einspeiser zu schalten. Ein Weg, um das geforderte netz- dienliche Steuern im Niederspan- nungsnetz zu erreichen, sind Netz- leitstellen. Diese können über ein Controllable-Local-System(CLS)- Management an die Steuerboxen angebunden werden, entsprechend der Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstech- nik (BSI). Damit geht die Digitali- sierung der bisher blind betriebe- nen Niederspannungsnetze einher. Diese erlaubt dann das Monitoring des Netzzustands anhand verläss- licher Netzzustandsdaten und die Steuerung der flexiblen Anlagen. Der wichtigste Baustein einer solchen digitalen Infrastruktur ist das intelligente Messsystem mit dem Smart Meter Gateway als Kommunikationseinheit zur siche- ren Datenübertragung. Weitere wichtige Elemente sind zudem das CLS-Management und die Markt- rolle der aktiven externen Markt- teilnehmer (aEMT). Dazu gehören alle Marktakteure, die mit Smart Meter Gateways kommunizieren, darunter Energielieferanten, Ver- teilnetzbetreiber und Messstellen- betreiber. Die aEMT empfangen – im Ge- gensatz zu den passiven externen Marktteilnehmern (pEMT) – jedoch nicht nur Messdaten, etwa für Energieabrechnungen. Sie steuern auch nachgelagerte Flexibilitäten, die über die CLS-Schnittstelle an das Smart Meter Gateway ange- schlossen sind. Die Steuersignale werden dabei aus der Netzleitstel- le über die CLS-Schnittstelle der Smart Meter Gateways übertragen. Diese neuen Aufgaben erfordern die Erweiterung der IT-Systemland- schaft um ein so genanntes aEMT- System. Dieses ist – neben dem Gateway-Administrationssystem und dem pEMT-System – ein wei- terer großer Systembaustein im in- telligenten Messwesen. Es fungiert als Drehscheibe für hochfrequente Daten und die bidirektionale Kom- munikation mit dem Gateway. Ein solches aEMT-System muss nicht nur an die Systemumgebung des jeweiligen Stadtwerks angebunden werden, es benötigt auch Schnitt- stellen zum Gateway-Administra- tionssystem. Damit steigt die Kom- plexität der Systeme – ein Umstand, der bei vielen Stadtwerken noch nicht in der Gesamtbetrachtung verankert ist. Entlastung für Stadtwerke Voltaris als zertifizierter Gateway- Administrator ist derzeit damit beschäftigt, die eigene System- landschaft um ein aEMT-System zu erweitern. Tests im Rahmen des BMWK-geförderten Projekts DESIGNETZ waren erfolgreich. Stadtwerke-Partnern können künftig umfassende CLS-Services angeboten werden, unter anderem die volle aEMT-Funktionalität. Dies entlastet die Stadtwerke nicht nur von regulatorischen und system- technischen Anforderungen, son- H b m G s i r a t l o V Die Autoren: Marcus Hörhammer und Dr. Stephan Röhrenbeck Marcus Hörhammer ist Bereichsleiter Produktentwicklung und Vertrieb bei dem Messwesenspezialisten Voltaris, Dr.-Ing. Stephan Röhrenbeck ist dort Team-Leiter Produktentwicklung und Projekt- management. 44 stadt + werk | 9/10 2023

IT + Technik | Kundenservice Entlastung durch Telefon-Bots Durch die jüngsten Turbulenzen in der Energieversorgung sehen sich Stadtwerke, Dienstleister und deren Partner einem stark gestiegenen Anrufervolumen gegenüber. Ein intelligenter Telefon-Bot kann Unter- nehmen dabei nachhaltig entlasten. In den vergangenen Jahren haben Energieversorgungsunternehmen, getrieben durch Corona-Pandemie und Energiepreiskrise, im Kunden- Management eine dramatische Entwicklung erlebt. Ein regelrech- ter Ansturm auskunftssuchender Kundinnen und Kunden musste be- wältigt und deren Anliegen sinnvoll beantwortet werden. Längst stellen Versorger ihre Informationen auch über digitale Kanäle zur Verfügung. Dennoch greifen die meisten Men- schen noch zum Telefon, um sich zu informieren. Auch das Unternehmen A/V/E, ein mittelständischer Service- Dienstleister und Partner für rund 50 Stadtwerke und Energiever- sorgungsunternehmen (EVU) in Deutschland, kann den starken Anstieg bestätigen. Waren bei kleineren Stadtwerken im Kunden- kreis früher durchschnittlich 15.000 bis 20.000 Telefonate jährlich die Norm, so kletterte diese Zahl im Jahr 2022 auf 80.000 bis 100.000 Anrufe. Bei einem mittelgroßen Stadtwerk mit bislang rund 40.000 Telefonaten jährlich wurden allein für den Zeitraum Januar bis Mai dieses Jahres 160.000 Anwahlver- suche registriert. Gründe hierfür waren der Energiepreisschock in- folge des Russland-Ukraine-Kriegs, die Dezemberhilfen und die Strom-, Gas- und Wärmepreisbremsen der Bundesregierung. Daraus resultiert eine regelrechte Anruflawine, die mit herkömmlichen Mitteln und auch mit Wochenendarbeit nicht zu beherrschen ist. Digitalisierung und Automatisierung sind gefragt. Hohes Entlastungspotenzial Als Service-Dienstleister und Partner, der für seine EVU- Kunden in nahezu allen gängigen Abrechnungssystemen arbeitet, verfügt A/V/E über eine eigene IT-Abteilung sowie eine moderne Omnichannel-Kommunikations- plattform. Bereits 2021 traf das Unternehmen die Entscheidung, die sprachliche Kundenkom- munikation um Self Services zu ergänzen und so die klassischen Routing-Themen zu erweitern. H b m G E / V / A Der Autor: Florian Preuß Seit April 2021 ist Florian Preuß Geschäftsführer der A/V/E GmbH und gestaltet die digitale Zukunft des Service- und Prozessdienstleisters hin zum Anbieter smarter Kunden-Management-Lösungen. Der studierte Wirtschaftsingenieur verantwortete im Vorfeld bei A/V/E als Prokurist die IT-Strategie und arbeitete fünf Jahre in der Energieerzeugung. 46 stadt + werk | 9/10 2023 Ziel war es, ein Sprachmodell zu finden, das einerseits eine sehr na- türliche Sprachausgabe ermöglicht und andererseits das gesprochene Wort für eine Weiterbearbeitung transkribiert. So können Kun- denfragen semantisch analysiert und automatische Antworten mit hoher Zielgenauigkeit präsentiert werden. Mitte 2022 waren die Komponenten ausgewählt und installiert, sodass der erste Prozess – die Identifizie- rung und Authentifizierung des Anrufenden – automatisiert werden konnte. Dieser Vorgang dauert in einem Live-Telefonat je nach Prozessausgestaltung im Schnitt zwischen 30 bis 90 Sekunden. Wie hoch das Potenzial der Entlastung durch die Verlagerung allein dieses einen Prozesses in den Telefon-Bot ist, erschließt sich, wenn man weiß, dass bei A/V/E im Jahr 2022 rund eine Million Kundentelefonate eingingen. Sinnvolle Systemintegration In einem zweiten Entwicklungs- schritt wurde der Prozess der te- lefonischen Zählerstandsmeldung untersucht. Mit einem Pilotkun- den wurden die beiden Prozesse anschließend erprobt und in den Live-Betrieb überführt. Seither sind diese und ähnliche Lösungen bei fünf weiteren EVU im Einsatz. Damit ist das Funktionsspektrum jedoch bei Weitem nicht erschöpft. Mit einem weiteren Kunden reali- siert A/V/E aktuell den Prozess des Produktwechsels mit Service-Bot- Unterstützung. Auch das Thema Tarifvergleich soll demnächst an- gegangen werden.

Praxis + Projekte | ## Praxis + Projekte | Koblenz Straße zur Smart City evm Im Rahmen des in Koblenz betriebenen Smart-City-Reallabors konnte die Energieversorgung Mittelrhein (evm) wichtige Erkenntnisse gewin- nen. Diese können nun als Blaupause für Smart-City-Projekte in anderen rheinland-pfälzischen Kommunen dienen. Füllstandsmessung von Abfallbe- hältern, zur Messung der Luftqua- lität oder zur Feuchtigkeitsmessung in Blumenkübeln. Von 2020 bis 2023 hat die Ener- gieversorgung Mittelrhein (evm) die Löhrstraße im rheinland- pfälzischen Koblenz zum Reallabor Klimastraße umgewandelt. Dort testete sie sieben Smart-City- Anwendungen auf ihre technische und wirtschaftliche Machbarkeit sowie auf Nachhaltigkeit. „Wir wollten eine Smart City für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar machen und viele Anwendungs- bereiche an einem Ort vereinen. Außerdem wollten wir für uns Erkenntnisse aus der Praxis sam- meln, da wir gerade als Unterneh- men eine eigene Marke für Smart City aufbauen“, erläutert Marcelo Peerenboom, Pressesprecher der evm. Die Sensoren der Klimastraße sind mit der Technik Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) ausge- stattet. Um diese Technik in der Innenstadt einsetzen zu können, hatte die evm wichtige Vorarbei- ten geleistet. „Bei der Auswahl der Standorte wurde darauf geachtet, dass die Antennen auf möglichst hohen Gebäuden installiert werden können, um eine größtmögliche Fläche der Stadt damit auszuleuch- ten und die Sensordaten weitge- hend flächendeckend aufzufangen“, berichtet Peerenboom. Weniger Parksuchverkehr Im weiteren Projektausbau der zukunftsorientierten Klimastraße wurden vor Ort entsprechende Sensoren für die verschiedenen Smart-City-Anwendungen instal- liert. Für die Klimastraße waren das vorrangig solche für die Belegungs- erfassung von Parkplätzen, aber auch Verkehrszähler, Sensoren zur Die Parkplatzsuche in Innenstädten ist meist kein Vergnügen: Die Stell- plätze sind begrenzt und oft schwer zu finden – so auch im Bereich der Klimastraße in Koblenz. Hier setzt die intelligente Parkraum- überwachung von Smart Parking an. In einem Teil der Klimastraße hatte die evm dafür Overhead- Sensoren an Laternen installiert, die jeweils bis zu 100 Parkplätze erfassen können. Im anderen Teil wurden Bodensensoren in die Parkbuchten eingelassen, sodass zwei verschiedene Sensortypen zur Parkraumüberwachung getestet werden konnten. Die Sensoren korrespondieren mit LoRaWAN. Weithin sichtbare digitale Displays zeigen auf Basis der erfassten und entsprechend aufbereiteten Daten die freien Park- plätze an. Überdies hat die evm die 48 stadt + werk | 9/10 2023

Praxis + Projekte | Pforzheim Die Stadt von morgen vernetzen Im Rahmen einer lokalen Kooperation zwischen der Stadt und den Stadt- werken Pforzheim erforschen Studierende der Hochschule Pforzheim praktische Anwendungsfelder für die von der Smart City generierten Daten. Daten werden über ein Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) übermittelt, in einem definierten Intervall ausgelesen und an einen Server übertragen. Die LoRaWAN- Smart City Days im Juni 2023 der Öffentlichkeit präsentiert. Konkret untersuchten die Studie- renden mithilfe der LoRaWAN- Sensorik die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsverläufe an acht Standorten. Nach erfolgreicher Testphase sollen die Sensoren dauerhaft verbaut bleiben und so m i e h z r o f P e l u h c s h c o H / k c u M e i r a M e l u J Bild vergrößern Studierende des Masterstudiengangs Engineering and Management der Hochschule Pforzheim. Technik wurde von den Stadtwerken im gesamten Stadtgebiet auf- und ausgebaut. Die gesammelten Daten sollen mit- hilfe von Dashboards visualisiert und ausgewertet werden. Diese werden individuell an die jeweilige Sensorik und Rahmenbedingungen angepasst. Auf diese Weise sollen lokale Unter- schiede identifiziert und Parameter über die Standorte hinweg teilweise vergleichbar gemacht werden. Zu- dem sollen die Erfahrungswerte der Studierenden weitergegeben und eine Anleitung erarbeitet werden, ob und inwieweit sich Bürgerinnen und Bürger zukünftig an der Daten- generation für Smart-City-Projekte beteiligen können. Erste Projekter- gebnisse wurden im Rahmen der kontinuierlich Daten sammeln. „Mit unserem LoRa-Funknetz für Pforzheim und dem Breitbandaus- bau haben wir gleich mehrere Grundsteine für die smarte Stadt gelegt. So können zukünftig zum Beispiel Fernwärmezähler ihren Zählerstand funken, Bäume in der Stadt automatisch melden, wenn sie gegossen werden müssen und vieles mehr“, sagt Herbert Marquard, Ge- schäftsführer der Stadtwerke Pforz- heim. Sonja Kirschner und Bertil Kilian, die bei den Stadtwerken den Bereich Innovation verantworten, ergänzen: „In der Kooperation mit der Stadt und der Hochschule nutzen wir nun die Möglichkeit, weitere innovative Anwendungs- felder zu erproben und die smarte Vernetzung auszubauen.“ (th) Wo und wie die in der Smart City generierten Daten sinnvoll zusam- mengeführt und visualisiert werden können – dieser Frage sind Stu- dierende des Master-Studiengangs Engineering and Management (MEM) von der Fakultät für Tech- nik der Hochschule Pforzheim im Rahmen einer lokalen Kooperation zwischen der Stadt und den Stadt- werken Pforzheim nachgegangen. In der Mitte März 2023 gestarteten Vorlesung Managing of Emerging Technologies sollten gemeinsam definierte Herausforderungen aus den Bereichen Mobilität und Umwelt untersucht werden. Ziel des Leuchtturmprojekts war die Inbetriebnahme von Sensorik, die an verschiedenen Orten in Pforzheim entsprechende Daten datenschutzkonform erhebt, sam- melt und anschließend visualisiert. Zudem arbeiteten die Studierenden an einem Konzept, das es langfristig auch Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen soll, Daten für Smart- City-Anwendungen zur Verfügung zu stellen. Die Partner haben im Vorfeld die Sensorik beschafft und zur Verfü- gung gestellt. In der aktuellen Pro- jektphase nehmen die Technischen Dienste der Stadt die Sensoren an ausgewählten Standorten in Betrieb. Die jeweilige zentrale Recheneinheit der Sensoren ist dann in der Lage, entsprechende Messungen vorzu- nehmen, eine Datensammlung anzu- legen und die Datenkommunikation zu übernehmen. Die erhobenen 50 stadt + werk | 9/10 2023

Spezial | ## Spezial | Smart Grid Netze kontinuierlich überwachen killykoon/stock.adobe.com Um auch in Zukunft eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten, wird ein digitalisiertes Energienetz benötigt. Handlungsfelder ergeben sich etwa im Bereich der Einspeiseregelung, bei der Überwachung von Ortsnetzstationen oder der Regelung von Ladeparks. Die nachhaltige Nutzung natür- licher Energieressourcen wie Wind- und Sonnenenergie stellt das Stromnetz vor Herausforderungen. Denn die Zunahme regenerativer Erzeuger sorgt für eine schwan- kende Netzeinspeisung. Doch auch die Entnahmemenge gestaltet sich zunehmend volatil: Nicht zuletzt bedingt durch die wachsende Lade- Infrastruktur für Elektrofahrzeuge und die zunehmende Zahl an Wärmepumpen. Um diese Effekte steuern zu können, wird ein digi- talisiertes Energienetz benötigt, das weiterhin eine stabile Grundver- sorgung mit stabiler Frequenz und Spannung insbesondere im Nieder- spannungsnetz gewährleistet. Handlungsfeld Einspeisung Mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent regenerativer Strom- erzeugung ist Deutschland eines der führenden Industrieländer in diesem Sektor. Frühzeitig wurde erkannt, dass regenerative Erzeu- ger nicht ungeregelt einspeisen dürfen, sondern dies dem aktuell notwendigen Verbrauch folgen muss. Führende Regelgröße hierfür ist die Netzfrequenz gemeinsam mit der aktuellen Netzlast. Die Netz- frequenz darf nur innerhalb eines maximalen Korridors schwanken. Wird dieser überschritten, werden die entsprechenden Sektoren vom Netz entkoppelt, was für Netze ohne dezentrale Einspeisung einen Blackout bedeuten würde. Solange die fossilen Kraftwerke noch mehr als 60 Prozent der Er- zeugung übernahmen, konnte die Netzfrequenz gut über die Einspei- seleistung geregelt werden, da die Erzeugungsleistung der fossilen Kraftwerke bekannt war und stabil zur Verfügung stand. Mit einer zu- nehmend regenerativen Erzeugung ist jedoch auch die Einspeiseleis- tung volatil, da sie von der Son- 52 stadt + werk | 9/10 2023

Spezial | Smart Grid Ladeparks installiert, die aber erst in Kombination mit Elektrospei- chern eine effiziente, netzschonen- de Lösung für diesen bilden. In jedem Fall wird die Zunahme der Lade-Infrastruktur das Netz in neuartiger Weise diskontinuierlich belasten. Damit Netzversorger ihrem Auftrag der Netzsicherheit nachkommen können, ist daher eine kontinuierliche Überwachung der abgenommenen Ladeleistung an der Ortsnetzstation und eine Überwachung und Regelung der Ladeleistung notwendig. Handlungsfeld Übergabestation Kundenübergabestationen werden an Netzknotenpunkten einge- setzt, die gemäß der technischen Anschlussbedingungen örtlicher Versorger (TAB) hinterlagerte Net- ze wie Zweckbauten oder Indus- trieanlagen integrieren. Waren dies in der Vergangenheit noch klassi- sche Endverbraucher mit einem planbaren Lastverhalten, wandeln sich Gebäude und Industrieanlagen mit Photovoltaikanlagen, Wind- energieerzeugung und Speichern immer mehr zu Selbstversorgern und diskontinuierlichen Einspei- sern. War für den Netzversorger die Last am Anschlusspunkt der Kundenübergabestation bislang planbar, ist somit zunehmend die Integration eines hinterlagerten eigenen kleinen Energienetzes nötig, in dem sich das Verhalten der Erzeugung, Netzverteilung, Link-Tipp Weitere Informationen zu den Lösungen von WAGO unter: ● www.wago.com/de/ energiemanagement 54 stadt + werk | 9/10 2023 W B n E EnBW-Schnellladepark in Rutesheim: Mit zunehmener Lade-Infrastruktur wird das Netz in neuartiger Weise diskontinuierlich belastet. Lade-Infrastruktur und Speiche- rung identisch wie im öffentlichen Netz abbildet. Für eine planbare Netzversorgung müssen die so entstehenden Micro Grids hinter der Kundenüber- gabestation in ihrem Verhalten kontinuierlich überwacht werden und im Bedarfsfall ein Eingreifen ermöglichen. Würden die Micro Grids theoretisch ohne Netzan- schlusspunkt auskommen, könnten sie autark betrieben werden. Ist dies nicht der Fall, benötigt der Versor- ger im Sinne der Netzstabilität die Eingriffsmöglichkeit. Lösungen von WAGO Das Unternehmen WAGO arbeitet seit über 15 Jahren an Lösungen für die Überwachung und Regelung des Energienetzes mit besonderem Fokus auf das Niederspannungs- netz. Für alle vier aufgezeigten Handlungsfelder stehen Lösungen zur Verfügung, die von Netzversor- gern zugelassen sind. Die Lösungen basieren auf vorkonfigurierten An- wendungsbausteinen aus dem WA- GO-System 750 sowie dem kom- pakten WAGO-Controller CC100. Für die Integration der Sensorik bis hin zur Power-Quality-Messung stehen mehr als 500 verschiedene Input/Output(I/O)-Module zur Verfügung, die mit hoher Skalie- rung optimal an die Applikation angepasst werden können. Die Anbindung an überlagerte Leit- systeme erfolgt über die gängigen Fernwirkprotokolle IEC 60870 oder IEC 61850 mit den darin vorgese- henen Erweiterungen der physi- kalischen Anbindung und kann optional als MQTT-Verbindung auf Cloud-Systeme erweitert werden. Die integrierte Visualisierung im System ermöglicht einen paralle- len, schnellen, lokalen Zugriff per Smartphone oder Tablet auf die jeweilige Anwendung. Die WAGO-Systeme haben bereits in vielen Projekten im In- und Ausland ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt und stabili- sieren mit ihrem Monitoring und Regelung das Energienetz. Neue und weitere Anforderungen wie etwa untereinander selbstregelnde Ortsnetzstationen und der Einsatz von KI-Algorithmen werden hin- ■ zukommen.

Spezial | Forschung Systeme stabilisieren Die Projekte CACTUS und Optinetz Bosbüll erforschen die Optimierung des Netzbetriebs durch Flexibilitätspotenziale. Das Ziel ist eine effiziente und nachhaltige Energieversorgung. kann der Energieeinsatz optimiert und gleichzeitig die Versorgungs- sicherheit gewährleistet werden. Insgesamt sind viele Partnerkom- ponenten notwendig. Die Kom- Zur Erreichung der Klimaziele sind die Dekarbonisierung und die damit verbundene Energiewende unumgänglich. Für die Versor- gungssicherheit sind hingegen die Netzstabilität und -sicherheit in der Versorgung Kritischer Infrastruktur wie Gas, Wasser und Elektrizi- tät essenziell. Die ak- tuelle Systemstabilität beruht überwiegend auf gut ausgebauten Netzen. Jedoch neh- men sowohl die Elek- trifizierung als auch die Dynamik in den Verteilnetzen durch Photovoltaikanlagen, E-Mobilität und Wär- m e p u m p e n i m m e r weiter zu. Damit wird ein digitalisiertes und intelligentes Verteil- netz unverzichtbar, um Flexibilitä- ten optimal zu nutzen und damit die Systemstabilität zu gewährleisten. Ein Baustein der zukünftigen Ener- gieversorgung ist die Vor-Ort-Ver- sorgung. Dazu gehört der gezielte Einsatz von lokalen Energiequellen wie etwa Solarstrom, der dann mit dem Netz und dem Energiemarkt abgestimmt wird. Eine sektor- übergreifende Betriebsführung ist in diesem Kontext zielführend, um die Energie ganzheitlich effizi- ent zu nutzen. Diese Aspekte der Systemflexibilisierung erfordern eine ganzheitliche Betrachtung der einzelnen Komponenten. Nur so 56 stadt + werk | 9/10 2023 Flexibilitäten eingebunden und durch marktseitige Steuerung ge- zielt genutzt werden. Marktseitige Steuerungsmöglichkeiten sind der- zeit kaum implementiert, sodass die Schnittstellen zur Kommunikation (Connect) im Energiemarkt ein we- sentlicher Bestandteil des Projekts sind. Durch die Kommunikation in Form von Preissignalen – real und virtuell – soll Strom günstiger bezogen, aber auch eine höhere Anschlussleistung für Lade-Cluster ohne Netzausbau frei- gegeben werden. Auch die Prognose von Netzengpässen und deren Visualisierung unterstützt Netzbe- treiber beim Betrieb des Netzes (Assist). Netzbetreiber werden so in die Lage versetzt, Netzengpässen durch geeignete Preissig- nale vorzubeugen oder diese aufzulösen (Control). VIVAVIS AG Auch im Forschungs- projekt „Betriebsopti- mierung des Wärme- netzes einschließlich der Nutzung von Überschussstrom aus Windkraftanlagen und Pho- tovoltaik sowie Abwärme aus der Wasserstoffproduktion in der Gemeinde Bosbüll“ (Optinetz Bosbüll) des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Ener- giesystemtechnik IEE, an dem sich Vivavis ebenfalls beteiligt, steht die Optimierung im Vordergrund. Der Fokus liegt hier unter anderem auf lokalen elektrischen Netzen mit ei- nem hohen Anteil an erneuerbaren Energien in den Phasen des Strom- überschusses. Die vorhandene Überschussenergie sollen Elektroly- seure als Flexibilität systemdienlich nutzen, indem die Abwärme aus Für eine effiziente Energienutzung ist die ganzheitliche Betrachtung des Energiesystems unabdingbar. munikation zwischen ihnen ist ein Schlüsselelement für die sichere und stabile Energieversorgung der Zukunft. Netzauslastung optimieren Das vom Zentrum für Sonnenener- gie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gestar- tete Forschungsprojekt „Connect, Assist & Control: Transparenz und Systemstabilität für Smart Energy Systeme“ (CACTUS), an dem sich auch das Unternehmen Vivavis beteiligt, zielt auf eine optimierte Netzauslastung und Energienut- zung im Verteilnetz ab. Dazu sollen

Spezial | Stadtwerke Heidelberg Digitaler Netzzwilling Die Digitalisierung erreicht den Niederspannungsbereich. Die Stadtwerke Heidelberg Netze haben bereits ein rechenfähiges Netz modell – einen digitalen Zwilling des Netzes – getestet und wollen diesen bis Ende des Jahres produktiv setzen. Was in Hoch- und Mittelspan- nungsnetzen bereits seit Jahrzehn- ten Stand der Technik ist, wird aktuell auch in der Niederspannung immer relevanter: messen, rechnen, steuern. Erfahrungswerte und das manuelle Aufbauen elektrischer Modelle reichen nicht mehr aus. Mit dem Projekt „Digitaler Zwil- ling des Niederspannungsver- teilnetzes“ haben die Stadtwerke Heidelberg die Machbarkeit auf Basis von Stammdaten geprüft und aufgezeigt, dass mit diesem Ansatz aktuellen Herausforderungen aus Ausbauplanung, Netzanschlussprü- fung und Netzbetriebsführung im Niederspannungsbereich begegnet werden kann. Dass die Digitalisierung nun auch den Niederspannungsbereich er- obert, ist folgerichtig. Denn zur Erreichung der Ziele der Energie- wende muss die Netzintegration von dezentralen, erneuerbaren Energieerzeugern und neuen Ver- brauchern wie etwa Ladepunkten und Wärmepumpen beschleunigt werden. Die Niederspannungsnet- ze waren bisher kaum digitalisiert und stehen daher mit den neuen Entwicklungen vor großen He- rausforderungen: Zum einen ist es notwendig, statische Anwendungs- fälle, wie die Zielnetzplanung und die Netzanschlussprüfung auf einer validen Grundlage rechnerisch abzubilden. Zum anderen sind neue Messpunkte in den Nieder- spannungsnetzen erforderlich, um auch dynamische Anwendungsfälle wie die Ermittlung des aktuellen Netzzustands, die Prognose und das Steuern von Erzeugern und Verbrauchern zu automatisieren. Der enorme Anstieg von An- schlussanfragen insbesondere für Photovoltaikanlagen, Ladepunkte und Wärmepumpen führen dazu, dass die bisherigen Grundannah- men über den maximalen gleichzei- tigen Leistungsbedarf angeschlos- sener Haushalte und Geräte für die Bewertung von Netzanschlussgesu- chen nicht mehr passen. Die Folge: Die Niederspannungsnetze müssen berechenbar und Prozesse automa- tisierbar werden. In einem ersten Schritt ist die Berechnung auf Basis von festen und zeitreihenbasierten Der Autor: Dominik Rees Dominik Rees ist Gruppenleiter Anlagenbetrieb Strom bei der Stadtwerke Heidelberg Netze GmbH. Er verantwortet Betrieb und Instandhaltung der Stromversorgungsanlagen im Netzgebiet und ist an der Erstellung von Strategien für einen zukunfts- sicheren Netzbetrieb beteiligt. Lastflussszenarien notwendig. Um ein rechenfähiges Netzmodell aufzubauen, ist es erforderlich, Stammdaten wie das topologische und geografische Netzmodell aus dem Geo-Informationssystem (GIS) zu exportieren. Diese müssen mit den Daten der angeschlossenen An- schlussnutzer aus dem Enterprise- Resource-Plannung-(ERP)System verknüpft werden. Das hieraus abgeleitete rechenbare Netzmo- dell ist zu kalibrieren und mit den tatsächlichen Verhältnissen in der Fläche abzugleichen. Digitaler Zwilling im Test Im Rahmen eines Proof of Concepts haben die Stadtwerke Heidelberg Netze gemeinsam mit dem Digital Lab der Stadtwerke-Kooperation Trianel im Jahr 2022 die Ableitung eines rechenfähigen Netzmodells – einen digitalen Zwilling des Netzes – auf Basis vorliegender Stammda- ten getestet. Im System abgebildet wurden neben den Daten von über 25.000 Hausanschlüssen und rund 100.000 Netzkunden auch alle Leitungen und sonstigen Betriebsmittel. Das Pilotprojekt, das mithilfe der Lösung Adaptricity des Software- Unternehmens Secure Meters aus der Schweiz realisiert wurde, liefer- te den Beleg, dass der Aufbau eines solchen Systems auch auf Basis der aktuell vorliegenden Stammdaten erforderlich und umsetzbar ist. Im Projekt wurde zudem eine Kun- denschnittstelle pilotiert. Hierüber konnte gezeigt werden, dass eine in das Kundenportal eingebettete Oberfläche die Kunden befähigen 58 stadt + werk | 9/10 2023 . l n a P y t i c i r t p a d A

Spezial | Netzberechnungen Gefahr durch Arc Flash Durch die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien in die Verteil- netze müssen die Netzbetreiber täglich dynamische Netzberechnungen durchführen. Dazu benötigen sie eine Zertifizierung. Denn Fehler in der Netzberechnung können schwerwiegende Folgen haben. Netzberechnungen sind für Indus- trieunternehmen und Stadtwerke mit eigener Stromerzeugung und -verteilung unverzichtbar. Statische Netzberechnungen gehören zum Tagesgeschäft. Mit der zuneh- menden Integration erneuerbarer Energien sind jedoch zusätzlich dynamische Netzberechnungen erforderlich, die ebenfalls täglich durchgeführt werden müssen. Im Zuge dieser Entwicklung wan- deln sich die Netze zunehmend zu Eigenerzeugungsnetzen. Damit einher geht die Notwendigkeit der Zertifizierung von Erzeugungs- anlagen, um deren Eignung für die Einbindung in das öffentliche Verteilnetz zu bestätigen. Diese Zertifizierung wird von jedem Netzbetreiber gefordert. Software für Simulationen Dazu sind Voruntersuchungen not- wendig, um mithilfe einer Netzsi- mulation einen geeigneten Einspei- sepunkt zu identifizieren. Die Firma Iqony (ehemals STEAG Energies) beispielsweise verwendet dazu eine eigene Software, die Digsilent Pow- erFactory, um wesentliche Parame- ter wie Leitungstypen und -längen sowie Angaben zu Komponenten wie Transformatoren, Schaltanla- gen, Drosseln, Motoren und Gene- ratoren zu erfassen. Informationen über das überlagerte Netz und zu- künftige Netznutzungssituationen, insbesondere Extremsituationen mit maximaler und minimaler Last oder Erzeugung, werden ebenfalls berücksichtigt. Das ermöglicht eine Reihe von Analysen, darunter beispielsweise die Leistungsflussanalyse. Diese Un- tersuchung zeigt, ob das Netz in der Lage ist, die auftretenden Ströme in Extremsituationen zu übertragen, ohne die Betriebsmittel zu überlas- ten oder die zulässigen Spannungs- grenzwerte zu überschreiten. Dynamische Berechnungen wiede- rum analysieren das dynamische Verhalten von Erzeugungsanla- gen, beispielsweise im Fehlerfall oder bei Schalthandlungen. Dazu gehören auch Kurzschlussberech- nungen, um festzustellen, ob im Fehlerfall, etwa bei Kurzschlüssen, die auftretenden Fehlerströme si- cher abgeschaltet werden können. Auch kleinste Fehlerströme werden erfasst, um die erforderliche Emp- findlichkeit von Schutzeinrichtun- gen zu ermitteln. Mithilfe von Selektivitätsanalysen lässt sich schließlich überprüfen, ob alle Fehlersituationen schnell und sicher abgeschaltet werden können. Sie helfen, den Fehlerort zu lokalisieren und fehlerfreie Netzab- schnitte in Betrieb zu halten. Alle Schutzbereiche werden auf Redun- danzen untersucht, um im Falle des Versagens eines Schutzsystems eine Fehlererklärung zu ermöglichen. Diese Analysen erfordern eine Vor-Ort-Begehung der Anlage zur Bestandsaufnahme und die Über- gabe bereits vorhandener Unter- lagen. Daraus ergeben sich die Datenerfassung und -aufbereitung, der Modellaufbau und mögliche Betriebsszenarien. Auftreten von Störlichtbögen Fehler in der Netzberechnung können schwerwiegende Folgen haben. Eine der gravierendsten ist das Auftreten von Störlichtbögen, in der Branche auch Arc Flash ge- nannt. Dabei handelt es sich um ein hochenergetisches Ereignis, das bei elektrischen Fehlern in Hochspan- nungsanlagen auftreten kann. Dabei kommt es zu einer Explosion, die eine enorme Energie freisetzt und einen hellen Lichtbogen erzeugt. Dieser kann tödliche Verbren- nungen, Gehör- und Sehschäden verursachen. Er kann durch seine Kraft Schaltschranktüren öffnen oder bei Arbeiten in der Höhe zum Absturz führen. Um die jeweiligen Arbeitsbedin- gungen einschätzen zu können, müssen Energieversorger und Netz- betreiber eine eigene Gefährdungs- beurteilung durchführen. Diese dient dazu, mögliche Gefährdungen der Beschäftigten zu erkennen und zu minimieren. Eine Risikobewer- tung sollte dabei die folgenden fünf Phasen umfassen: In Phase 1 wird geprüft, ob grund- sätzlich die Gefahr eines Störlicht- bogens für Personen besteht. Dabei werden verschiedene Faktoren wie der Zustand der jeweiligen Erzeu- gungsanlage und die Qualifikation der ausführenden Personen berück- sichtigt. Besteht keine Gefährdung, 60 stadt + werk | 9/10 2023

stadt + werk | Termine 19. - 20. September 2023 | Essen / Online 19. - 20. September 2023 | Berlin / Online Fachtagung Forderungsmanagement Die Veranstaltung setzt die Fragen in den Fokus, ob ein Winter der Zahlungsunfähigkeit droht und was passieren wird, wenn Stadtwerke und Energiever- sorger mit einer Welle an Forderungsausfällen konfrontiert sind. Inhalt- lich erwartet die Teil- nehmerinnen und Teil- nehmer Aktuelles zum Umgang mit Kundeninsolvenzen, zur Liefersperre Strom und Gas, zur Digitalisierung und Automati- sierung von Zahlverfahren sowie zur Abwendungs- vereinbarung. ▶ www.bdew.de 20. September 2023 | Bingen / Online Handelsblatt Jahrestagung Gas Im Rahmen der Veranstaltung sollen gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Gas- und Ener- giewirtschaft sowie der Industrie und Politik Lö- sungsansätze analysiert und diskutiert werden, welche die europäische und deutsche Gaswirt- schaft bei der Transfor- mation hin zu den Net- Zero-Zielen unterstützen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie das Potenzial von Gas für die Dekarbo- nisierung genutzt werden kann. ▶ https://live.handelsblatt.com 13. Fachtagung Smart Grids & Virtuelle Kraftwerke Die Fachtagung stellt die Herausforderungen und Chancen von Smart Grids in den Mittelpunkt. Sie findet in diesem Jahr mit Unterstützung des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität RLP und in Kooperation mit der Energieagentur Rheinland-Pfalz als Hybridveranstaltung statt. Eröffnet wird die Konferenz von der Hausleitung des Ministeriums sowie dem Tagungsleiter der Transferstelle Bingen, Professor Ralf Simon. Die Themen Eigenstromversorgung und -vermarktung, Speichertechnologien und Krisen-Management stehen in diesem Jahr im Vordergrund. So geht es in den Vorträgen unter ande- rem um die optimale Eigenstromversorgung über ein lokales virtuelles Kraftwerk, die aktuelle Marktsitua- tion in den Flexibilitätsmärkten, Entwicklungen in der Speichertechnik sowie Möglichkeiten der Digitalisie- rung des Fernwärmenetzes. Die Tagung richtet sich an die Energiewirtschaft, Stadtwerke und Netzbetreiber, Bürgerenergiegenossenschaften, Verbände, Energieversorger und Unternehmen, Entscheidungsträger in Minis- terien und Verwaltung sowie interessierte Privatpersonen. ▶ www.tsb-energie.de 26. - 27. September 2023 | Köln VKU-Stadtwerkekongress Der Kongress dient der Vernetzung der Branche. Entscheiderinnen und Ent- scheider, Expertinnen und Experten sowie Praktike- rinnen und Praktiker kommen hier zusammen, um sich auszutauschen, aktuelle Herausforderungen zu diskutieren und gemeinsame Perspektiven zu schaf- fen. Die Teilnehmenden erwartet ein interaktives Programm, vielfältige Networking-Möglichkeiten und aktuelle Themen der Branche. ▶ https://www.vku.de 11. - 12. Oktober 2023 | Berlin BDEW Treffpunkt Netze Unter dem Motto „Zusam- men wachsen“ diskutieren hochkarätige Vertreterin- nen und Vertreter unter anderem aus Netzwirtschaft, Politik und Behörden über die richtige Regulierung für die Energiewende, Netze im neuen Marktdesign, Sicherheit sowie Infrastrukturfinanzierung. Neben in- teraktiven Plenumsdiskussionen gibt es Silent Foren zur fachlichen Vertiefung der Themen. Eine begleitende Fachausstellung, Elevator Pitches der Partner und ein Networking-Abend runden das Programm ab. ▶ www.bdew-treffpunkt-netze.de 62 stadt + werk | 9/10 2023

stadt + werk | Branchenindex Zahlreiche Unternehmen bieten Produkte, Lö- sungen und Dienstleistungen für Städte und Stadtwerke an. Behalten Sie den Überblick und orientieren Sie sich bei Ihren Investitionsent- scheidungen am stadt + werk-Branchenindex. Die Marktübersicht finden Sie auch im Internet unter www.stadt-und-werk.de. B u c h e n B u c h e n r a g r a g I h r e n E i n t I h r e n E i n t t a d t + w e r k - S i e B r a n c h e n i n d e x t a d t + w e r k - i m s S i e 0 7 0 7 1 - B r a n c h e n i n d e x u n t e r i m s 8 5 5 6 7 7 0 0 7 0 7 1 - u n t e r 8 5 5 6 7 7 0 DNS:NET Internet Service GmbH Zimmerstraße 23 D-10969 Berlin Telefon: +49 (0) 30 / 66765-0 E-Mail: Internet: www.dns-net.de gemeinde@dns-net.de DNS:NET als Experte für Breitbandausbau und Betreiber von Glas- faserringen investiert gezielt in unterversorgte Regionen und baut eigene Netzinfrastrukturen für HighSpeedInternet auf. Dabei wird auf regionale Kooperation gesetzt, Kommunen und Städte werden zukunftssicher mit Glasfaser erschlossen. Kontakt für Anfragen von Kommunen: glasfaserausbau@dns-net.de A/V/E GmbH Magdeburger Straße 51 D-06112 Halle (Saale) Telefon: +49 (0) 345 / 1324-0 E-Mail: info@ave-online.de Besuchen Sie uns www.ave-online.de oder finden Sie uns bei Xing und LinkedIn. A/V/E bietet Unternehmen der Energiewirtschaft individuelle Pro- zess-, Service- und Supportdienstleistungen entlang der Customer Journey. Mit 30 Jahren Erfahrung im Kundenmanagement begleiten wir Digitalisierungsstrategien und sichern Kundenzufriedenheit u. a. durch kompetenten, freundlichen Support für Online-Portale und IT-Services. Savosolar GmbH Ansprechpartner: Torsten Lütten Kühnehöfe 3 D-22761 Hamburg Telefon: +49 (0) 40 / 500 349 7-0 E-Mail: Internet: www.savosolar.com info@savosolar.de Trianel GmbH Krefelder Straße 203 D-52070 Aachen Telefon: +49 (0) 241 / 413 20-0 +49 (0) 241 / 413 20-300 Fax: E-Mail: info@trianel.com Internet: www.trianel.com GIS Consult GmbH Schultenbusch 3 D-45721 Haltern am See Telefon: +49 (0) 2364 / 9218-11 +49 (0) 2364 / 9218-72 Fax: E-Mail: info@gis-consult.de Internet: www.gis-consult.de Kostensenkung, staatlich gefördert: Große Solarthermie Anlagen für Nah-, Fern- und Prozesswärme in Kommunen, Industrie und Genossenschaften. Schlüsselfertig und direkt vom Hersteller des effi- zientesten Solarkollektors der Welt. Wenig Platzbedarf - viel Gewinn: Jetzt Termin vereinbaren und attraktive Wärmepreise sichern. Die Stadtwerke-Kooperation Trianel bündelt die Interessen von Stadt werken und kommunalen EVU, um deren Wettbewerbsfähig- keit zu stärken. Trianel unterstützt Stadtwerke im Energiehandel, bei der Beschaffung und Erzeugung sowie bei der Entwicklung neuer Geschäftsfelder und in der Projektentwicklung. GIS Consult ist Ihr Partner für anspruchsvolle GIS- und Datenbank- projekte. Wir bieten etablierte Smallworldlösungen im Bereich FTTx, Gas, Wasser, Strom und Kanal. Weitere Lösungen wie Planauskunft, Liegenschaftsmanagement auf Basis des WebGIS OSIRIS und Open- Source-Technologien runden unser Portfolio ab. Uniper Ansprechpartnerin: Charlotte Rockenbauer Holzstraße 6 D-40221 Düsseldorf Telefon: +49 (0) 170 / 1991651 E-Mail: ues-marketing@uniper.energy Internet: decarbsolutions.uniper.energy Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 12.000 Mitarbeitenden in mehr als 40 Ländern. Das Unternehmen plant, in der europäischen Stromerzeugung bis 2035 CO2-neutral zu werden. Mit rund 35 Gigawatt installierter Kapazität gehört Uniper zu den größten Energieversorgern weltweit. ITC AG Ostra-Allee 9 D-01067 Dresden Telefon: +49 (0) 351 / 32017-600 E-Mail: Internet: https://www.itc-ag.com/ info@itc-ag.com Ihre Firmierung Ansprechpartner: Max Mustermann Beispielstraße 17 D-65435 Ortshausen Telefon: +49 (0) 1234 / 123456-0 +49 (0) 1234 / 123456-999 Fax: E-Mail: info@ihr-unternehmen.de Internet: www.ihr-unternehmen.de Offene Software-Plattform für Apps, Energiemanagement und Online-Portale: • Lösungen für Customer-Care – cloudbasiert / on premise • Apps für Vertrieb, E-Mobility, Smart-Energy • Visualisierung von Daten Smart Meter und iMSYs. Mehr als 500 Energieversorger und Stadtwerke vertrauen dem führenden Anbieter von Internet-Portalen. Ihr beschreibender Text, maximal 330 Zeichen mit Leerzeichen. Bei- spiel: Firma XYZ ist Marktführer im ABC-Bereich und hat Lösungen für nahezu alle Marktsegmente. Die neue Produktfamilie PQR ist ein durchgängiges und skalierbares System mit leistungsstarken Modu- len, die Anwendern und Entwicklern höchste Flexibilität bieten. Anzeige d n a b t i e r B r e t s i e l t s n e i d s s e z o r P e m r ä w n r e F n o i t a r e p o o K n e t a d o e G l e d n a h e i g r e n E e l a t r o P / S M C k i r b u R Ihr Produkt- oder Firmenlogo 64 stadt + werk | 9/10 2023

stadt + werk | Vorschau, Inserentenverzeichnis, Bildnachweise, Impressum Impressum Verlag und Herausgeber: K21 media GmbH Olgastraße 7 72074 Tübingen +49 (0) 70 71 / 8 55-67 70 +49 (0) 70 71 / 8 55-67 73 (Fax) info@k21media.de www.k21media.de Verantwortlicher Redakteur im Sinne des Presserechts und Chefredakteur: Alexander Schaeff (al) Olgastraße 7 | 72074 Tübingen Redaktion: Bettina Weidemann (bw) (stellv. Chefredakteurin) Verena Barth (ve) Alexandra Braun (ba) Thomas Nolte (th) Sibylle Mühlke (sib) (Freie Mitarbeiterin) Verantwortlich für den Anzeigenteil: Sara Ott Olgastraße 7 | 72074 Tübingen +49 (0) 70 71 / 8 55-62 39 s.ott@k21media.de Gültig ist die Preisliste Nr. 11 vom 1.1.2023 Bankverbindung: Kreissparkasse Tübingen (BLZ 641 500 20) Kontonummer 155 010 Layout: tebitron gmbh, Gerlingen Titelbild: dedi/stock.adobe.com Druck: Druckerei Raisch GmbH & Co.KG Auchtertstraße 14, 72770 Reutlingen Vorschau Die nächste Ausgabe erscheint am 16. November 2023. Geplant sind unter anderem folgende Themenschwerpunkte: ▶ Politik + Strategie Mannheim, Aachen und Münster wollen gemeinsam klimaneutral werden ▶ Titelthema Elektromobilität: Warum eine doppelte Verkehrswende notwendig ist ▶ Energie + Effizienz Wasserstoffkraftwerke: Wo kommt der grüne Brennstoff her? ▶ IT + Technik Welche IT-Themen die Stadtwerke in den nächsten Jahren beschäftigen ▶ Praxis + Projekte KWK-Projekt Benning in Reken: Erneuerbare Gase im Fokus ▶ Spezial Breitbandnetze: Gemeinsamer Ausbau im Genossenschaftsmodell Inserentenverzeichnis dieser Ausgabe 2G Energy ..................................................................... 5 A/V/E ............................................................................45 BDEW ...........................................................................63 cortility ........................................................................23 GISA ................................................................................ 3 GWAdriga ...................................................................13 K21 media ............................................................. 2, 57 MCC - Management Center of Competence ....67 Ørsted Germany .......................................................17 prego services ..............................................25, 27, 29 rku.it .............................................................................47 SOKRATHERM ............................................................21 Verbund Energy4Business .....................................68 VIVAVIS ........................................................................61 WBS IT-Service ...........................................................51 Zenner International ...............................................43 ZVEI-Services.....................................................Beilage Hinweise Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Grafiken und Bilder wird keine Haftung übernommen. Die Annahme zur Veröffentlichung muss schriftlich erfolgen. Mit der Annahme zur Veröffentlichung überträgt der Autor dem Verlag das ausschließliche Verlagsrecht für die Zeit bis zum Ablauf des Urhe- berrechts. Die Zustimmung zum Abdruck und zur Veröffentlichung wird vorausgesetzt. Eingeschlossen sind insbesondere auch das Recht zur Herstellung elektronischer Versionen und zur Einspeicherung in Datenbanken sowie das Recht zu deren Vervielfältigung und Verbreitung Online oder Offline sowie das Recht zur öffentlichen Zugänglichmachung im Internet ohne zusätzliche Vergütung. Honorare nach Vereinbarung. Alle in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Die ausschließli- chen urheberrechtlichen Nutzungsrechte für angenommene und veröffentlichte Beiträge liegen bei dem Verlag. Kein Teil dieser Zeitschrift darf außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsanlagen verwendbare Sprache übertragen werden oder in eine andere Sprache übersetzt werden. Artikel, die mit Namen oder Signet des Verfassers gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. © Copyright 2023 K21 media GmbH. Alle Rechte vorbehalten. 66 stadt + werk | 9/10 2023

Wasser, Wind, Sonne: drei Ihrer wertvollsten Mitarbeiter:innen. Vorangehen und auf grüne Energie setzen! Gemeinsam in eine grüne Zukunft: mit VERBUND als einem der umweltfreundlichsten Stromerzeuger Europas. Lassen Sie erneuerbare Energie für Ihren Industriebetrieb arbeiten: Mit Grünstrom von VERBUND sorgen Sie nicht nur für eine saubere Umweltbilanz Ihres Unter- nehmens. Sie haben zugleich einen glaubwürdigen, finanzstarken und nachhaltigen Partner an Ihrer Seite. Wir beraten Sie gerne, um die passende Energielösung für Ihren Betrieb zu finden – informieren Sie sich unverbindlich unter 089 890 560 oder verbund.de/industrie

metering days 2023 17. + 18. Oktober 2023 in Fulda | Kongress & Fachausstellung Mit Keynotes u.a. von Sascha Lobo 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer www.metering-days.de . , N O E W B e z t e N Dr. Christoph Müller Vorsitzender der Geschäftsführung, Netze BW 50 Fachvorträge und Diskussionsrunden Dr. Malte Sunderkötter Sprecher der Geschäftsführung, E.ON Grid Solutions 70 Unternehmen in der Fachausstellung , e t t o K l o t a n A , t s r o h l l o B k r a M / s e c i v r e S - I E V Z : s i e w h c a n d l i B

Flexible IT-Lösungen für die aktuellen Anforderungen aus §14a und den Festlegungen der BNetzA Paul Knott, Account Manager, Robotron Datenbank-Software Metering Next Level – Die Brücke zwischen GWA und CLS-Management Felix Nuscheler, Manager Markets & Innovation, Thüga SmartService CLS-Management für die Integration der Energiewende-Technologien Thorsten Causemann, Leiter Business Unit Metering, VIVAVIS Use Cases und Zusatzleistungen nach GNDEW über das intelligente Messsystem Joachim Kopp, Geschäftsführer, aktiver EMT Grünes Licht für das GNDEW: Rollout umsetzen. Jetzt. Aber wie? Fabian Jungbluth, Senior Key Account Manager, EnBW Utility Services und Marcel Kunz, Vertrieb Zählsysteme, Netze BW Sparte Dienstleistungen ERFAHRUNGSBERICHTE AUS DER PRAXIS: INTEGRATION UND GESCHÄFTSMODELLE 14:30 Vom Rollout zum Mehrwert. iMS-Erfahrungsbericht eines wMSB Georg Gaiser, Director Smart Metering, Enpal Zukünftige Geschäftsstrategie und Erfahrung mit dynamischen Tarifen Rainer Notter, Product Strategy Lead DE, Tibber Erfahrungsbericht zum Rollout und zur 1:n-Anbindung Arkadius Jarek, Leiter MSB-Management, Netze BW GmbH 15:15 Kaffeepause in der Fachausstellung SOLUTIONS FORUM: DAS INTELLIGENTE MESSSYSTEM, ZÄHLER UND GATEWAYS 16:00 Dynamische Tarife mit dem Smart Meter Gateway Dr. Peter Heuell, Geschäftsführer, EMH metering Gatewayanbindung per LTE: Hemmschuh oder lösbare Herausforderung? Christopher E. Niemöller, Geschäftsführer, ENQT Intelligentes Messen mit MetCom Solutions Oliver Göbel, Geschäftsführer, MetCom Solutions SMGW, CLS & Services – unser Angebot für den Rollout Tina Hadler, Head of Sales, Theben Smart Energy EFR – der fünfte Stern am Smart Meter Gateway Himmel Stefanie Kurtz, Produktmanagerin Smart Energy, EFR GNDEW – Chance erkannt? 1:n Lösung lässt Smart Grids wirtschaftliche Realität werden Timo Dreyer, CSO, Hausheld Interoperabilität und Nachhaltigkeit Ivan Kern, Head of Sales Area DACH, Iskraemeco Trends im metering Olaf Abbing, Geschäftsführer, Landis+Gyr 2023: Sagemcom Dr. Neuhaus – Produktportfolio & Roadmap Michael Keller, Key Account Manager, Sagemcom Dr. Neuhaus Gerüstet für die Zukunft: Mehrwerte mit dem neuen SMGW 2.0 und CLS-Lösungen Ingo Schönberg, Vorstandsvorsitzender, Power Plus Communications METERING DAYS´ HOT SEAT 17:15 Die vier SMGW Hersteller im Kreuzverhör Podiumsdiskussion mit: Dr. Holger Graetz, Director Sales & Marketing Sagemcom Energy & Telecom Germany, Sagemcom Dr. Neuhaus Dr. Peter Heuell, Geschäftsführer, EMH metering Ruwen Konzelmann, Geschäftsführer, Theben Smart Energy Ingo Schönberg, Vorstandsvorsitzender, Power Plus Communications und ggf. weiteren Co-Moderation: Karsten Brodowski, Abteilungsleiter Metering, Stromnetz Berlin 18:00 Get-together und Zeit für persönliche Korrespondenz 18:30 metering in the evening: Abendessen und Networking-Event in der Fachausstellung

Wir danken unseren Partnern Superior Partner DZG Metering GmbH Premium Partner Business Partner Basic Partner Medienpartner MAGAZIN für intelligente Stromnetze Veranstalter: ZVEI-Services GmbH, Lyoner Straße 9, 60528 Frankfurt a.M. | email: akademie@zvei.org Programm & Anmeldung unter www.metering-days.de