Praxis + Projekte | Münster Dashboard fürs Klima Pia Niehues und Thomas Terstiege von der Stadt Münster erklären im stadt+werk-Interview, warum die Kommune ein Klima-Dashboard ent- wickelt hat, welche Vorteile dieses bringt und wie andere Kommunen davon profitieren können. Frau Niehues, Herr Dr. Terstiege, wann und wie hat sich Münster auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht? Pia Niehues: Bereits vor 30 Jah- ren hat die Stadtverwaltung die Klima arbeit aufgenommen. Damals wurde die Koordinierungsstelle für Klima und Energie (KLENKO) im Grünflächenamt gegründet. Heute heißt die KLENKO Stabsstelle Kli- ma und ist direkt beim Oberbür- germeister angesiedelt. Dieser Auf- stieg im städtischen Organigramm ist auch ein Ausdruck des steigen- den Stellenwerts, der dem Klima- schutz und der Klimaanpassung in der Stadtgesellschaft, der Politik und der Verwaltung zukommt. 2015 hat die Stadt beschlossen, bis 2050 klimaneutral werden zu wol- len. 2019 wurde dieses Ziel dann sogar auf 2030 vorgezogen. Sowohl Klimaschutz als auch Anpassung sind Querschnittsaufgaben, die in allen Einheiten des Stadtkonzerns mitgedacht und umgesetzt werden müssen. Handlungsprogramme und Strategie pläne geben dabei Orientierung. Wie ist die Stadt mit ihren Bemü- hungen bislang vorangekommen? Niehues: Wichtige Maßnahmen, die früher noch als dicke Bretter galten, konnten umgesetzt oder angestoßen werden. Aktuell beschäftigt uns vor allem die Dekarbonisierung unseres Fernwärmenetzes. Erste Untersu- chungen im Stadtgebiet zeigen, dass Münster sich möglicherweise für die Nutzung von Tiefengeothermie eignet. Die Untersuchungen werden nun durch umfassende Tests erwei- tert. In der CO2-Bilanz schlägt sich die erfolgreiche Klimaarbeit nicht eindeutig nieder. Das hat mehrere Gründe. Zum einen führen umge- setzte Maßnahmen oft erst mit Zeit- verzug zu einer tatsächlichen CO2- Einsparung. Zum anderen werden die Ergebnisse der Klimaarbeit oft von bundesweiten Entwicklungen und Entscheidungen überlagert, die nicht im Einflussbereich der Stadt liegen. Ein Online-Dashboard visualisiert, wo Münster auf dem Weg zur Klima- neutralität steht. Welche Inhalte umfasst dieses? Niehues: Die CO2-Bilanz, welche die Stadt jährlich veröffentlicht, ist ein wichtiger Baustein für Transparenz. Sie eignet sich je- doch nur bedingt, um zu zeigen, welche großen Stellschrauben in der Klimaarbeit wirklich etwas bewegen. Das Klima-Dashboard tut genau das. Es visualisiert und erklärt, wo angesetzt werden muss, um in größerem Maß CO2 einzu- sparen. Mit einer Einschränkung: Nicht für alle Stellschrauben und Themen, die für das Klima-Dash- board spannend gewesen wären, liegen Daten vor, die gezeigt werden könnten. Dennoch gibt es ausreichend Informationen, um spannende Eindrücke zur Klima- arbeit in verschiedenen Bereichen, wie etwa Mobilität, Gebäude und Energie, zu vermitteln. Welche Technologie steht dahinter? Thomas Terstiege: Das Klima-Dash- board ist quelloffen und baut auch komplett auf Open Source Software auf. Technisch Interessierte können alle Details nachvollziehen unter https://gitlab.opencode.de/smart- city-muenster/klimadashboard- muenster. Das Klima-Dashboard ist eine JavaScript-basierte Website, die interaktive Grafiken mithilfe entsprechender Software-Biblio- Im Interview: Dr. Thomas Terstiege und Pia Niehues Dr. Thomas Terstiege hat Informatik studiert und in Linguistik pro- moviert. Er ist Projektleiter in der Stabsstelle Smart City der Stadt Münster. Pia Niehues hat Kommunikations- und Nachhaltigkeits- wissenschaften studiert und war Klimaschutz-Managerin der Stadt Steinfurt. Seit 2019 ist sie Koordination der Öffentlichkeitsarbeit bei der Stabsstelle Klima der Stadt Münster. 46 stadt + werk | 1/2 2024 ; r e l l ö M n e t s r e K n e g r ü J 0 4 A S - Y B C C . . C l e a h c i M / r e t s n ü M t d a t S